Neuere Untersuchungen zeigen: Es könnte mehr Mikroplastik als Kleinstlebewesen in den Ozeanen vorkommen

02. Juni 2020 | Chemie, Meere, Umweltgifte

Mikroplastik hat inzwischen alle Ökosysteme erreicht. Von der Arktis über die höchsten Gebirge, von den Flüssen bis in die Tiefen der Ozeane – selbst wir Menschen nehmen die kleinen Plastikpartikel auf. Nun zeigt eine neue Studie, dass wir das Vorkommen von Mikroplastik in den Ozeanen bisher drastisch unterschätzt haben könnten.

Mikroplastik aus Kosmetikprodukten auf Finger; Foto: Stephan Glinka Gibt es im Meer noch mehr Mikroplastik als bisher angenommen?  (Stephan Glinka / BUND)

Die Ergebnisse einer neuen Studie, die vom britischen Meeresforschungslabor in Plymouth durchgeführt wurde, zeigt, dass sich in atlantischen Gewässern schon mehr Plastikteilchen als Kleinstlebewesen tummeln könnten.

Untersucht wurden Oberflächengewässer vor britischen und US-amerikanischen Küsten. Mit Hilfe feinmaschiger Netze wurden Proben entnommen. Diese zeigten, dass die Konzentration an Plastikpartikeln bei Netzen mit einer Maschenweite von 100 Mikrometern (μm) um ein 2,5-faches höher lag als bei den sonst verwendeten Netzen mit 333 μm. Gegenüber Netzen mit einer Maschenweite von 500 μm lag die Konzentration sogar um ein 10-faches höher.

Plastikmüll ist eine Gefahr für unsere Meereslebewesen

Die Verschmutzung der Meere mit Plastikmüll gefährdet das Überleben von mehr als 600 Tierarten. Weltweit sterben jährlich eine Million Vögel und 100.000 Meeressäuger, die sich im Plastikmüll verheddern und Plastikteile im Meer mit Nahrung verwechseln. Die Folgen sind Verletzungen, Strangulationen und plastikgefüllte Mägen. Viele Tiere verhungern mit vollem Plastikmagen.

Besonders gefährlich sind die allerkleinsten Teilchen

Eine besondere Gefahr sind die allerkleinsten Teilchen. Sie haben dieselbe Größe wie die Nahrung von Zooplankton und werden somit von ihnen aufgenommen. Diese Kleinstlebewesen bilden das Fundament der Nahrungskette und spielen auch bei der Regulierung des globalen Klimas eine wichtige Rolle. Der nicht abgebaute Kunststoff (sowie darin enthaltene oder anhaftende Schadstoffe) können sich im Gewebe der Organismen ansammeln und so Teil der Nahrungskette werden.

Es sind diese allerkleinsten Teilchen, die den Wissenschaftler*innen am meisten Sorge bereiten. Denn, rechnet man die erhaltenen Messdaten hoch, so fände man mehr als 3.700 Plastikpartikel in einem Kubikmeter Wasser. Das ist weit mehr als die übliche Zahl an Zooplankton. Zudem gehen die Forscher*innen von noch kleineren Partikeln, als mit feinmaschigen Netzen ausgefiltert werden können, aus – und somit von einer weit höheren Plastikkonzentration.

Klar ist: Mikroplastik hat alle Ökosysteme des Planeten erreicht: von der Arktis über die höchsten Gebirge, von den Flüssen bis in die Tiefen der Ozeane. Auch wir Menschen nehmen es mit der Nahrung oder der Atemluft auf. Über mögliche gesundheitliche Auswirkungen wissen wir zum heutigen Zeitpunkt so gut wie nichts. Daher muss der vermeidbare Eintrag von Mikroplastik gestoppt werden!

Mehr Informationen

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb