Neue Studie zeigt: Kinder bereits vor der Geburt durch Mikroplastik belastet

30. November 2021 | Chemie, Ressourcen & Technik

Kinder kommen mittlerweile mit Mikroplastik und dessen Schadstoffen vorbelastet auf die Welt. Eltern sollten Babys möglichst wenig Plastik-Spielzeug und Fläschchen geben.

Babysocke  (complize / photocase.de)

Eine neue Studie hat nachgewiesen, dass Babys Plastik stärker ausgesetzt sein können als Erwachsene. Wissenschaftler*innen untersuchten dafür den ersten Stuhl von Neugeborenen (so genanntes Mekonium) sowie den von Babys im ersten Lebensjahr und Erwachsenen. In einigen der Mekonium-Proben der Neugeborenen sowie in allen Proben der Babys und Erwachsenen konnten Mikroplastik-Partikel (also Plastik-Teilchen kleiner als 5mm) gefunden werden. Babys und Neugeborene waren jedoch stärker betroffen als die Erwachsenen. Erschreckend ist zudem, dass im Stuhl eines Babys und in zwei der drei Mekonium-Proben Bisphenol A nachgewiesen werden konnte. Dieser Schadstoff wirkt ähnlich wie das weibliche Hormon Östrogen und hat in Tierversuchen schon in geringer Konzentration zu Organmissbildungen oder der Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung geführt. In Babyflaschen ist er seit 2011 verboten.

Babys stärker betroffen als Erwachsene

Der Stuhl der Babys enthielt etwa zehnmal so viel PET-Kunststoff wie der der Erwachsenen (im Mittel 41,3 mg/g Probe bei den Babys und 4,3 mg/g Probe bei den Erwachsenen). Die Konzentration des Kunststoffs Polycarbonat im Stuhl war zwar geringer, jedoch sind auch kleine Mengen möglicherweise gefährlich. Denn auch Polycarbonat wird aus Bisphenol A oder ähnlichen Ausgangsstoffen hergestellt.

Die Studienergebnisse aus New York sind bislang nicht auf die Gesamtbevölkerung übertragbar, ihre Ergebnisse sollten jedoch mindestens wachsam machen. Es ist davon auszugehen, dass Babys und Neugeborene auch anderen Plastiksorten, mit ihren viele (unbekannten) Schadstoffen, viel stärker als Erwachsene ausgesetzt sind.

Mikroplastik kann Schutz der Plazenta umgehen

Bereits Anfang des Jahres wurde in einer Studie Mikroplastik in der menschlichen Plazenta nachgewiesen. Die damals untersuchten vier Personen hatten normale Schwangerschaftsverläufe und nahmen die Partikel wahrscheinlich über den Magen-Darm-Trakt oder die Luft auf. Die Plazenta dient eigentlich als Barriere und soll Ungeborene vor schädlichen Einflüssen schützen. Das potentiell schädliche Mikroplastik konnte diese Barriere allerdings überwinden.

Mikroplastik kann durch die erst kürzlich nachgewiesene rein physikalische Beeinflussung von Zellen und andererseits durch toxische Schadstoffe und Additive schädlich sein. Das Immunsystem des Fötus oder der Schwangerschaftsverlauf könnte durch letztere negativ beeinflusst werden. Viele Kinder kommen also mittlerweile vorbelastet mit Plastik und mit dessen zugesetzten Chemikalien zur Welt.

Eltern sollten Babies möglichst wenig Kunststoff-Produkte anbieten

Eine Studie aus dem vergangenen Jahr fand heraus, dass Babys dem Kunststoff Polypropylen durch Fläschchen stark ausgesetzt sind und bis zu 16 Millionen Mikroplastik-Partikel pro Liter durch sie aufnehmen könnten. Das meiste Mikroplastik wird allerdings wieder ausgeschieden, solange es seine Größe behält. Jedoch fanden die Forscher*innen auch die kleineren Nano-Plastik-Partikel in Stichproben, welche die Darmwand möglicherweise einfacher passieren können und so ins Blut gelangen.

Es ist daher ratsam, Babys und Kleinkindern möglichst wenig Plastik-Spielzeug zum Nuckeln zu geben. Besser sind Fläschchen aus Glas oder Edelstahl.

Saubere Kreislaufwirtschaft zur Wahrung der Menschenrechte

Um die Ressourcenkrise langfristig in den Griff zu bekommen, müssen wir weniger Plastik produzieren und verschwenden. Dafür brauchen wir unter anderem eine saubere Kreislaufwirtschaft. Diese ist auch eine Grund-Voraussetzung um Menschenrechte zu wahren. Auf UN-Ebene wird aktuell genau das diskutiert: Vulnerable Personengruppen, zu denen Kinder und zukünftige Generationen gehören, sind giften Plastik-Chemikalien vermehrt ausgesetzt. In einem aktuellen UN-Bericht heißt es, die teilweise giftigen chemischen Zusätze von Kunststoffen sind das größte Hindernis im Übergang zu einer sicheren Kreislaufwirtschaft.

Das fordert der BUND:

  • Weniger und schadstofffreies Plastik sowie eine komplette Transparenz über alle Grund- und Zusatzstoffe
  • Wir fordern daher als BUND eine komplette Transparenz über alle Grund- und Zusatzstoffe von Kunststoffprodukten. Dies ist wichtig um hochwertiges Recycling zu ermöglichen und um die Gesundheit aller gleichermaßen zu schützen.

Kontakt: Janine Korduan, Referentin Kreislaufwirtschaft beim BUND, janine.korduan(at)bund.net

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