Während der Corona-Pandemie müssen zahlreiche Menschen mit weniger Geld auskommen. Vielen Selbstständigen brachen mit einem Schlag die Aufträge weg, Läden mussten schließen und viele Arbeitnehmer*innen wurden in Kurzarbeit geschickt. Gleichzeitig erholten sich die Kurse an den Aktienmärkten rasant. Der deutsche Leitindex Dax schoss zuletzt auf ein Rekordhoch. Selbst für weniger finanzaffine Menschen ist es mittlerweile verlockend, das Ersparte in Aktien zu investieren. Da kommt es gelegen, dass inzwischen jeder Anbieter auch "nachhaltige" Investment-Möglichkeiten veräußert. Doch was steckt da eigentlich dahinter? Ist es möglich eine "grüne Rendite" zu erwirtschaften?
Viele private Anleger*innen in Deutschland scheinen das immerhin zu glauben. Mehr als 269 Milliarden Euro stecken hierzulande in nachhaltigen Geldanlagen. Das geht aus einem Bericht des Forums für Nachhaltige Geldanlagen (FNG) hervor. Die NGO aus Berlin untersucht und analysiert den Finanzmarkt regelmäßig. Besonders sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs) sind bei Kleinanleger*innen wegen ihrer breiten Streuung – und dem damit verbundenen vermeintlich geringem Risiko – beliebt.
Das Problem bei all den "nachhaltigen" Fonds: Genau wie im Supermarkt gibt es eine Menge Siegel und Werbeversprechen ohne eindeutige Aussagekraft. So kann es also passieren, dass ein Fonds zwar nicht in Unternehmen investiert, die mit fossilen Brennstoffen ihr Geld verdienen, aber etwa mit Atomkraft.
Atomkraft mit "nachhaltigem" Güte-Siegel der EU?
Eigentlich hatte die EU deshalb vor einigen Jahren beschlossen, mit einer sogenannten Taxonomie Licht ins Dunkel zu bringen. Das heißt, sie will festlegen, welche Investments als "nachhaltig" gelten sollen und welche nicht.
Doch auch hier haben Lobbyvertreter*innen kräftig mitgemischt. Der wissenschaftliche Dienst der EU-Kommission plädiert nun sogar dafür, Atomkraft als "nachhaltig" zu klassieren. Ein Erfolg für die Lobby der umweltschädlichen Branchen wie der Atom- oder Gasindustrie. Diese versucht schon seit längerer Zeit, sich für diesen grünen Stempel der EU zu qualifizieren. Die Atomindustrie als nicht umweltschädlich zu bezeichnen, wäre jedoch ein Skandal.
Atomkraft ist durchweg gefährlich und zerstörerisch: Urangewinnung geht einher mit der Ausbeutung von Mensch und Natur, Atomkraftwerke sind Hochrisikotechnologien und der über teils Jahrmillionen strahlende Abfall wird unsozial auf nachfolgende Generationen abgewälzt. Wo ein "Endlager" entstehen soll, ist noch völlig unklar. Investitionen in Atomkraft sind daher nicht nachhaltig. Stattdessen verhindern sie sogar den so wichtigen Ausbau nachhaltiger erneuerbarer Energien.
Bei einem Super-GAU – und der kann nicht ausgeschlossen werden – sind die Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt katastrophal. Risiken, die bei erneuerbaren Energien schlicht nicht vorhanden sind. Die EU-Kommission darf daher nicht vor der Lobby einknicken und Atomkraft als "nachhaltig" einstufen!
Was können Kleinanleger*innen tun?
Falls private Anleger*innen dennoch nicht auf die Rendite verzichten wollen, ist es wichtig, sich von Bankberater*innen keine Anlage aufdrängen zu lassen, ohne vorher genau zu prüfen, in welche Branchen der gewünschte Fonds investiert und welche ausgeschlossen sind. Helfen können dabei die Datenbanken verschiedener NGOs. Zu empfehlen sind hier die Informationen des Forums Nachhaltige Geldanlage und der Organisation Facing Finance.