Menstruations- und Hygieneprodukte enthalten hohe Mengen an hormonellen Schadstoffen

20. Februar 2020 | Chemie

Eine kürzlich veröffentlichte amerikanische Studie zeigt: Menstruationsprodukte und andere Hygieneartikel enthalten weitaus mehr hormonelle Schadstoffe – wie z.B. Phthalat-Weichmacher und Desinfektionsmittel – als bisher vermutet.

Tampon in Hand Tampons und andere Hygieneartikel für Frauen sind häufig mit hormonellen Schadstoffen belastet  (nastya_ph / iStock.com)

Wissenschaftler*innen des New Yorker Gesundheitsministeriums und der New York University School of Medicine maßen in ihrer Studie den Gehalt an Phthalaten, Bisphenolen, Parabenen und dem antimikrobiellen Triclocarban (TCC) in Produkten. Sie untersuchten Produkte aus Supermärkten – darunter Tampons, Binden, Slipeinlagen und Feuchttücher.  

Alle getesteten Produkte enthielten zahlreiche Phthalat-Weichmacher – unter anderem das fortpflanzungsschädliche DEHP. Laut Untersuchung kann diese Produktgruppe für bis zu 28 Prozent der Phthalat-Belastung bei einer Frau verantwortlich sein. 

Einige der gefundenen Weichmacher, darunter DEHP und DBP, sind hormonelle Schadstoffe, die die Fortpflanzung und Entwicklung schädigen. Frauenkörper haben mehr Körperfett und reichern in ihrem Gewebe deshalb fettlösliche Chemikalien wie etwa Phthalate und andere Weichmacher stärker an. 

Zudem nehmen Schleimhäute diese Schadstoffe besonders gut auf. Frauen verwenden häufig mehrere Menstruations- und Hygieneprodukte gleichzeitig, was die Schadstoffeinwirkung zusätzlich erhöht. 

Wegwerfprodukte besonders problematisch

Der Plastikanteil bei Tampons beträgt bis zu sechs Prozent, Binden bestehen bis zu 90 Prozent aus rohölbasiertem Kunststoff. Die Schadstoffe stecken vermutlich sowohl im Kunststoff als auch in den Klebern, die zur Herstellung der Produkte benutzt werden. 

Verwendet eine Frau Wegwerf-Menstruationsprodukte, kann sie knapp vier Jahrzehnte mit problematischen Schadstoffe in Kontakt kommen. Alternativen sind waschbare Mehrwegprodukte oder wiederverwendbare Menstruationstassen.

Schadstoffe erkennen – mit dem ToxFox

Der BUND setzt sich für die Offenlegung von Schadstoffen in Produkten durch Hersteller ein. Die kostenlose ToxFox-App vom BUND spürt Schadstoffe in Alltagsprodukten auf. 

Hersteller sind gesetzlich verpflichtet, innerhalb von 45 Tagen zu antworten, wenn ein Produkt besonders gefährliche Stoffe enthält. Die Antwort fließt wiederum in die Datenbank ein und steht bei der nächsten Anfrage sofort zur Verfügung. Der ToxFox wird somit immer schlauer – und mit ihm seine Nutzer*innen. 

Der BUND setzt sich zudem dafür ein, dass dies bald in ganz Europa möglich ist. Gemeinsam mit Projektpartnern in 13 Ländern baut er eine europäische Produktdatenbank auf. Im Projekt "LIFE AskREACH" sind nun auch EU-weit Apps nach ToxFox-Vorbild verwendbar. 

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