Marode Autobahnbrücken: Verkehrsministerium rechnet Zahl klein

13. Juni 2024 | Mobilität

Das Verkehrsministerium spricht von 4.000 Autobahnbrücken, die in den nächsten zehn Jahren saniert oder ersetzt werden müssen. Dabei sind fast dreimal so viele Fernstraßenbrücken in einem maroden Zustand. Das hat jetzt eine Untersuchung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ergeben.

Neubau einer Autobahn. Neue Autobahnen sorgen für mehr Verkehr.

Bundesweit müssen gut 11.000 Brücken auf Autobahnen und Bundesstraßen saniert oder ersetzt werden. Das zeigt die neue BUND-Untersuchung, für die Zahlen des Bundesverkehrsministeriums (BMDV) ausgewertet wurden. Aktuell beziehen sich die kommunizierten Zahlen und Pläne des Verkehrsministeriums nur auf rund 7.000 Kilometer des deutschen Autobahnnetzes. Das ist aber mit 13.155 Kilometer fast doppelt so lang. Im gesamten Autobahnnetz müssten nicht 4.000, sondern 8.083 Brücken saniert oder ersetzt werden. Dazu kommen noch gut 3.000 sanierungsbedürftige Brücken an Bundesstraßen.Insgesamt sind also 11.000 Fernstraßenbrücken marode, statt 4.000, wie in der öffentlichen Wahrnehmung angenommen.   

Brückensperrungen: Verkehr fließt durch Ortschaften

Der schlechte Zustand der Fernstraßenbrücken führt immer wieder zu Sperrungen von Brücken für Lkw oder den gesamten Verkehr, da sonst für die Sicherheit nicht garantiert werden kann. Der Verkehr wird dann durch Städte oder umliegende Ortschaften geführt und belastet Anwohner*innen. Ein anschauliches Beispiel dafür ist die Talbrücke Rahmede auf der A45 in Nordrhein-Westfalen. Sie wurde im Jahr 2021 für den Verkehr komplett gesperrt und 2023 schließlich gesprengt. Seit der Sperrung fließt der Verkehr mitten durch Lüdenscheid. Dauerstau, erhöhte Feinstaubwerte und Lärmbelastung sind Folgen für die Anwohner*innen.

Sanierung statt Bau neuer Autobahnen

Um solche Auswirkungen auf Anwohner*innen künftig zu vermeiden, muss die Regierung in die Sanierung der maroden Brücken investieren, statt den Aus- und Neubau von Autobahnen und Bundesstraßen voranzutreiben. Der Neubau von Straßen führt nicht zu mehr Mobilität, sondern nur zu mehr Verkehr. Für jede neu gebaute Straße werden Landschaften zerschnitten und Ökosysteme zerstört. Das Geld, das in den Neubau fließt, steht dann nicht mehr für die Sanierung von maroden Straßen zur Verfügung. Die finanziellen Mittel fehlen auch im öffentlichen Nahverkehr und für einen naturverträglichen Ausbau des deutschen Schienennetzes. Deshalb müssen alle Neu- und Ausbauprojekte für Autobahnen und Bundesstraßen auf Eis gelegt und überprüft werden.

Jahrzehntelanger Sanierungsstau

Viele der Autobahnbrücken wurden in den 1960er und 1970er Jahre gebaut. Schon Ende der 1970er Jahre war in Fachkreisen klar, dass diese Brücken nur rund 50 Jahre in Betrieb sein können. Sie sind durch den gestiegenen Verkehr und den schweren Lkw großen Belastungen ausgesetzt, so dass das Material mit der Zeit ermüdet. Trotzdem wurden grundlegende Sanierungen seit den 1990er Jahren zwar immer wieder angekündigt, aber nie im erforderlichen Maße umgesetzt. Die dringenden Appelle von vier Expertenkommissionen seit 2002, die Mittel für den Erhalt drastisch zu erhöhen, wurden von den jeweils politisch Verantwortlichen ignoriert. Das angekündigte „Brückenmodernisierungsprogramm“ des Verkehrsministeriums, 4.000 nicht mehr ausreichend tragfähige Autobahnbrücken innerhalb von zehn Jahren zu sanieren, suggeriert die Lösung des Problems. Lesen Sie in unserer BUND-Kurzinfo detailliert, warum das nicht der Fall sein wird. 

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