Fischer*innen hoffen auf höhere Erträge, wenn die neue Garnelen-Generation da ist. Doch der Negativ-Trend wird aller Voraussicht nach langfristig anhalten, wenn Garnelen und ihre Lebensräume nicht endlich besser geschützt werden. Steigende Temperaturen in der Nordsee und die Überfischung gefährden die Garnelen.
Warme Nordsee
Durch die Klimakrise erwärmt sich die Nordsee immer mehr. Warme Winter lassen die Garnelen-Larven früher schlüpfen. Die stärkste Eiablage ist in den Wintermonaten. In der Zeit zwischen November und März tragen die Garnelenweibchen die meisten Eier. Doch so früh im Jahr finden die Garnelen-Larven noch keine Nahrung. Sie ernähren sich von Mikroalgen, die noch nicht gewachsen sind, da ihnen zu einem so frühen Zeitpunkt im Jahr das Licht fehlt. Die Garnelen leiden deswegen an Unterernährung oder sterben gar.
Überfischung gefährdet Garnelen
Gleichzeitig sind unsere Meere überfischt. Die Garnelen-Fischerei ist in der Nordsee weitgehend unreguliert. Es gibt keine Fangquote und keine ausreichende Vermeidung von Beifang. Sogar in den Nordsee-Schutzgebieten und Nationalparks gibt es kaum räumliche Einschränkungen. Die neuen Fischerei-Regelungen definieren hier Ausnahmen. So gibt es einen Fang-Korridor für Krabbenfutter im Schutzgebiet „Sylter Außenriff“. Andere mobile grundberührende Fischerei ist in diesem Schutzgebiet verboten.
Grundschleppnetz-Fischerei
Nordsee-Garnelen werden mit einem speziellen Grundschleppnetz, der sogenannten „Baumkurre“ gefangen. Die Netzöffnung wird von einem bis zwölf Meter breiten Stahlrohr offengehalten. Wie bei einem Schlitten gleitet das Netz auf zwei Kufen über den Meeresboden. Zwischen den Kufen hängen Rollenketten, die den Meeresboden durchpflügen und so die Garnelen in das Fangnetz treiben.
Keine Ausnahmen in Meeresschutzgebieten
Die Population der Nordsee-Garnelen braucht Zeit und Raum für Erholung und Schutz. Das gelingt nur, wenn es in Meeresschutzgebieten keine Ausnahmen für zerstörerische Fangmethoden gibt. Nur so können wir langfristig die Vielfalt der Nordsee und die Lebensgrundlagen der Fischer*innen erhalten. Insgesamt wurden bereits 53 Prozent der deutschen Meeresschutzgebiete zerstört. Das zeigt eine BUND-Auswertung der Fischereidaten der letzten neun Jahre.
Geringe Garnelen-Population fatal für Ökosystem Wattenmeer
Nordsee-Garnelen haben eine Schlüsselfunktion im Nahrungsnetz des Wattenmeeres. Sie sind Nahrung für Fische und Seevögel. Weniger Garnelen heißt also auch immer weniger Nahrung für Fische und Seevögel. Übrigens: Genau genommen ist die bekannte Bezeichnung “Krabbenbrötchen” falsch – denn die “Nordseekrabbe” ist gar keine Krabbe, sondern eine Garnele. Deshalb nutzen wir zwar die gängige Bezeichnung für das Brötchen, sprechen aber ansonsten von Nordseegarnelen.
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Unsere Meere sind globale Klimaschützer. Und sie sind wunderschön. Selbst in der Nord- und Ostsee verbergen sich Riffe und Sandbänke, die überraschend bunte und artenreiche Lebensgemeinschaften aufweisen. Doch ihr Zustand ist kritisch. Müll und Schadstoffe; Schifffahrt, Überfischung und Lärm. Die Meere ächzen unter diesen Belastungen. Unsere Arbeit im BUND ist wichtiger denn je.