Konferenz abgesagt – Klimakrise nicht!

31. Oktober 2019 | Klimawandel, Kohle, Energiewende

Chile hat die Ausrichtung der nächsten UN-Klimakonferenz im Dezember abgesagt, dabei hätte diese die einzigartige Gelegenheit geboten, ganzheitliche Lösungen für die vielen sozialen und ökologischen Herausforderungen des Landes zu finden. Ein Kommentar von Martin Baumann, Mitarbeiter im Projekt Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI).

Martin Baumann Martin Baumann, Mitarbeiter Projekt IKI  (Simone Neumann)

Groß waren die Erwartungen an die UN-Klimakonferenz in Santiago de Chile – weltweit und auch im Land selbst. Seit Monaten arbeiteten Regierungen und zivilgesellschaftliche Organisationen intensiv an den Vorbereitungen, damit die letzten offenen Fragen zur Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens jetzt im Dezember geklärt werden können. Gleichzeitig wollte Chile die Veranstaltung nutzen, um der Weltöffentlichkeit die eigenen Klimaschutzmaßnahmen zu präsentieren und von allen anderen Vertragsstaaten größere Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel einzufordern.
 

Klimakrise kann nicht gelöst werden, ohne soziale Ungerechtigkeiten abzubauen

Desto größer ist jetzt die Enttäuschung über die Entscheidung der chilenischen Regierung, die Konferenz aufgrund der anhaltenden Proteste nicht mehr ausrichten zu wollen. Bei vielen Beteiligten trifft dieser Schritt auch auf Unverständnis, denn die Klimakonferenz hätte eine einzigartige Gelegenheit geboten, ganzheitliche Lösungen für die vielen sozialen und ökologischen Herausforderungen des Landes zu finden. Denn eines ist klar: Die weltweite Klimakrise führt schon heute zu vielen sozialen Verwerfungen, kann aber ihrerseits nicht gelöst werden, ohne soziale Ungerechtigkeiten abzubauen.

Die gegenwärtigen Proteste in Chile gehen auf jahrzehntelange Versäumnisse in der Sozialpolitik zurück. Chile muss diese nun mit intensiver Beteiligung der Zivilgesellschaft aufarbeiten. Diese Versäumnisse dürfen aber nicht dazu führen, dass nun weltweit die Umsetzung des Pariser Abkommens auf die lange Bank geschoben wird. Deshalb muss nun schnell ein alternativer Austragungsort für die UN-Klimakonferenz gefunden werden. Und die Vertragsstaaten – darunter auch Deutschland – müssen nun endlich nationale Klimapläne vorlegen, die eine Einhaltung der Pariser Klimaschutzziele sicherstellen. Außerdem sollte die deutsche Regierung nicht den gleichen Fehler machen wie die chilenische, und die vielen Menschen ignorieren, die wöchentlich auf die Straßen gehen, um ihren Unmut über die Aussitzmanöver und Mutlosigkeit der Regierungsverantwortlichen auszudrücken.

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