Kommentar: Zur Erreichung der nationalen und internationalen Klimaziele sind ambitionierte CO2-Grenzwerte für Pkw unumgänglich

01. Juni 2018

Zum heute veröffentlichten Offenen Brief des BUND an Bundeskanzlerin Angela Merkel bezüglich der deutschen Position zur Ausgestaltung zukünftiger CO2-Grenzwerte bei Pkw in der EU erklärte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger in Berlin:

Hubert Weiger. Foto: © Andreas Weiss / Rat für Nachhaltige Entwicklung BUND-Vorsitzender Hubert Weiger  (Andreas Weiss / © Rat für Nachhaltige Entwicklung)

"Die aktuellen Verhandlungen zur Novellierung der CO2-Grenzwertverordnung für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge brauchen eine starke Position der Bundesregierung. Kanzlerin Merkel kommt bei den anstehenden Verhandlungen in Brüssel eine Schlüsselrolle zu, die sie annehmen und nutzen muss. Schärfere Grenzwertvorgaben für die Autohersteller sind notwendig.

Ohne ambitionierte Verbrauchs- und CO2-Vorgaben sind die nationalen und internationalen Klimaziele nicht einzuhalten. Das von der Bundesregierung ausgegebene Sektorziel für den Verkehrsbereich von minus 40 bis 42 Prozent CO2 bis zum Jahr 2030 rückt dann weiter in die Ferne und wird nur durch andere verkehrsmindernde Maßnahmen, wie beispielsweise Steuererhöhungen, zu erreichen sein. Maßnahmen, die Millionen von Autofahrern, Handwerksbetrieben und Kleinunternehmern in ihrem Alltag deutlich belasten würden.

Die Bundesregierung wird mit ihrer Position zur Grenzwertgesetzgebung maßgeblich dazu beitragen, ob moderne Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zukünftig in Europa gebaut und verkauft werden oder ob dies vor allem in anderen Ländern mit strikteren Vorgaben geschieht. Je früher und entschlossener die Bundesregierung die Rahmenbedingungen für moderne Fahrzeugkonzepte festlegt, desto eher wird der nicht zu vermeidende Strukturwandel in der Automobilwirtschaft mitgestaltet. Visionen einer modernen Mobilität mit sparsamen, sauberen und vor allem weniger Autos müssen das kurzfristige Denken überwinden."

Hintergrund

Berechnungen anerkannter Wissenschaftsinstitute zeigen, dass der aktuell zur Diskussion stehende Vorschlag der EU-Kommission zur Fortschreibung der CO2-Grenzwerte für die Jahre 2025 und 2030 nicht ausreicht, um die Klimaziele zu erreichen. Dieser muss deshalb dringend nachgeschärft werden.

Der BUND schlägt die Festlegung von absoluten Werten vor, da die aktuell geplanten prozentualen Minderungen zu manipulationsanfällig sind. Aus unserer Sicht ist für alle in 2025 in der EU neu zugelassenen Pkw ein durchschnittlicher CO2-Grenzwert von 70 Gramm CO2 pro Kilometer (g CO2/km) auf Basis des Testverfahrens WLTP notwendig. Für das Jahr 2030 fordert der Umweltverband einen Grenzwert von 40 g CO2/km, der dann unter realen Bedingungen beim Betrieb der Fahrzeuge auf der Straße nachgewiesen werden muss. Denn nur wer real misst, kann auch real Treibhausgase reduzieren.

Zudem ist eine neue Flottenpolitik notwendig. Denn neben der Verlagerung und Vermeidung von Personen- und Güterverkehr sind auch Energie- und Rohstoffeinsparungen bei Herstellung und Betrieb der Fahrzeuge notwendig. Bislang wurden Energieeinsparungen durch Effizienzsteigerungen bei Pkw aber durch immer größere, schwerere und leistungsstärkere Fahrzeuge "aufgefressen".

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