Kommentar: Discounter-Haltungskompass nicht ausreichend – Bundesregierung muss Verbindlichkeit bei Tierwohl schaffen

27. März 2018 | Landwirtschaft, Massentierhaltung

Zu dem heute vorgestellten "Haltungskompass für Frischfleisch" des Lidl-Discounters erklärte Katrin Wenz, Agrarexpertin beim BUND:

Katrin Wenz BUND-Agrarexpertin Katrin Wenz  (privat)

"Der Discounter-Haltungskompass ist ein guter Schritt, ersetzt aus Sicht des BUND jedoch keine staatlich verpflichtende Kennzeichnung. Ein Flickwerk von unterschiedlichen Kennzeichnungen schafft keine Klarheit beim Einkauf. Für die Tiere, für die Umwelt und für die Verbraucher muss die Bundesregierung handeln und für alle tierischen Produkte eine verbindliche Haltungskennzeichnung einführen, die sich an der Kennzeichnung für Eier orientiert."

"Die von Lidl gewählten Stufen des Haltungskompass' weichen von der bereits erfolgreich etablierten Kennzeichnung für Eier ab. Bei den Eiern rangiert die Skala von 0 bis 3, bei Lidl von 1 bis 4. Bei den Eiern bildet die niedrigste Stufe 0 den höchsten Standard ab, bei Lidl ist es jedoch gegenläufig die Stufe 4."

"Innerhalb der Klassifizierung des Discounters entspricht die erste Stufe "Stallhaltung" dem gesetzlichen Standard. Die zweite Stufe "Stallhaltung Plus" bietet kaum Verbesserungen zu gesetzlichen Bestimmungen. Hier haben die Tiere nur 10 Prozent mehr Platz und Zugang zu organischem Beschäftigungsmaterial – echtes Tierwohl sieht aber anders aus. In der dritten Stufe "Außenklima" ist zu begrüßen, dass die Tiere Zugang zum Außenklimabereich haben. Für Puten und Masthähnchen bedeutet Außenklima jedoch noch immer kein Grünauslauf mit Strukturelementen. In der vierten Stufe gibt es zwei Kennzeichnungen – "Bio" und "Premium" –, die Verbraucher verwirren und das Bio-Siegel abwerten können. Innerhalb dieser Stufe setzt Lidl quasi ökologisch erzeugte mit konventionellen Produkten gleich. Es bestehen hier jedoch erhebliche Unterschiede. In der Produktion muss bei der ökologischen Erzeugung z.B. auch Futter in Bio-Qualität sein und anteilig vom eigenen Betrieb oder aus der Region kommen."

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