Kinder und Jugendliche weisen zu hohe Konzentrationen langlebiger Chemikalien im Blut auf

13. Juli 2020 | Chemie

Eine aktuelle Studie zeigt: Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 17 Jahren haben zu viele Schadstoffe im Blut. Vor allem zwei Chemikalien wurden gefunden, die nachweislich negative gesundheitliche Folgen haben.

Belastete Kinderkleidung? Foto: anaterate / pixabay.de Regenabweisende Outdoor-Kleidung enthält häufig Schadstoffe, die sich in der Umwelt anreichern und die Gesundheit beeinträchtigen können.  (anaterate / pixabay.de)

Dass Kinder und Jugendliche zu viele Chemikalien im Blut haben, zeigt die aktuelle UBA-Studie "Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen". Bei diesen Schadstoffen handelt es sich um langlebige Chemikalien aus der Stoffgruppe der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, kurz "PFAS" genannt.

Was sind "PFAS"?

Hinter der Abkürzung verbergen sich mehr als 4.700 verschiedene synthetisch hergestellte chemische Stoffe. Alle sind sehr stabil und reichern sich im Menschen und der Umwelt an. Und weil sie sowohl fett-, wasser- als auch schmutzabweisend sind, nutzen manche Unternehmen sie zum Beschichten von Kaffeebechern, für Outdoorkleidung, Zeltausrüstung oder Löschschäume.

Vor allem zwei Chemikalien dieser Stoffgruppe fanden die Forscher im Blut der Kinder und Jugendlichen: die "Perfluoroktansulfonsäure" (PFOS) konnten sie im Blut aller 1.109 Testpersonen nachweisen sowie die "Perfluoroktansäure" (PFOA), die sie im Blut von 86 Prozent der getesteten jungen Menschen nachweisen konnten.

Das Gefährliche: Die gemessenen Werte lagen zu einem großen Teil oberhalb vorsorglicher Gefahrenwerte. Erhöhte Konzentrationen von PFOS und PFOA im Blut haben nachweislich negative gesundheitliche Folgen. Sie können die Neigung zu Infekten erhöhen, Wirkungen von Impfungen vermindern, Cholesterinwerte erhöhen und bei Nachkommen ein verringertes Geburtsgewicht zur Folge haben.

Der BUND fordert daher die Bundesregierung auf, alles zu tun, damit die Belastung mit PFOA, PFOS und anderen fluorierten Substanzen schnellstmöglich minimiert wird.

PFAS sind ein weltweites Problem

Sie gelangen über die Abluft von Industriebetrieben in die Umwelt oder bei der Nutzung und Entsorgung von Produkten, in denen sie enthalten sind. Einmal in der Luft, können sie sich an Staubpartikel anhaften und sich über den Globus verteilen. Einmal im Wasser, können sie sich mit Meeresströmungen großflächig verteilen. So gelangen diese Substanzen selbst in Polargebiete und alpine Seen.

Die Politik hat das Problem bereits erkannt. In der EU gelten die beiden Substanzen PFOS und PFOA als sehr gefährlich, so gibt es bereits gesetzliche Beschränkungen für Herstellung und Verwendung. PFOA darf seit Juli 2020 nicht mehr in der EU hergestellt werden.

Schadstoffe erkennen – mit dem ToxFox

Der BUND setzt sich dafür ein, das Schadstoffe (wie PFAS) in Produkten durch die Hersteller offengelegt werden. Die kostenlose ToxFox-App vom BUND spürt diese dann in Alltagsprodukten auf.

Hersteller sind gesetzlich verpflichtet, innerhalb von 45 Tagen zu antworten, wenn ein Produkt besonders gefährliche Stoffe enthält. Diese Antwort fließt dann in die Datenbank ein und steht bei der nächsten Anfrage sofort zur Verfügung. Der ToxFox wird somit immer schlauer – und mit ihm seine Nutzer*innen.

Der BUND setzt sich zudem dafür ein, dass dies bald in ganz Europa möglich ist. Gemeinsam mit Projektpartnern in 13 Ländern baut er eine europäische Produktdatenbank auf. Im Projekt "LIFE AskREACH" sind nun auch EU-weit Apps nach dem ToxFox-Vorbild verwendbar.

Auch weltweit tut sich etwas: Im Rahmen des Prozesses für ein internationales Chemi­kalien­management (SAICM) beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe mit Alternativen zu PFAS. Der BUND setzt sich im SAICM-Prozess dafür ein, dass möglichst alle Länder den Einsatz dieser Stoffe bald begrenzen – und besser noch verbieten.

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