Junge Bäume für die alte Aue: Weitere Pflanzungen in der Hohen Garbe an der Elbe

13. Mai 2019 | Flüsse & Gewässer

Im Rahmen des Projekts "Lebendige Auen für die Elbe" ist der BUND dem Ziel, den alten Auwald der Hohen Garbe zu revitalisieren, ein großes Stück nähergekommen: Freiwillige haben in den vergangenen Monaten rund 3.000 weitere Bäume und Sträucher gepflanzt, so dass nun über 7.000 Schlehen, Obstgehölze, Weiden, Schwarzpappeln, Flatterulmen und Eichen den alten Auwald verjüngen und die Waldfläche vergrößern.

Solitärbaum Ein Solitärbaum im Auwald des Projektgebiets.  (Dieter Damschen)

In 30 Pflanzkreisen von je ca. 400 Quadratmetern Größe haben Mitarbeiter*innen des Projekts "Lebendige Auen für die Elbe" seit 2017 die auentypischen Baumarten ausgebracht, zum Teil mit Hilfe von Anwohner*innen und Schüler*innen aus der Region. Die Kreise sind eingezäunt, um die jungen Pflanzen vor Verbiss zu schützen.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Pflanzverfahren wurden die freien Flächen nicht komplett bepflanzt, sondern die jungen Bäume in den Kreisen auf der Fläche verteilt. Von diesen bepflanzten Inseln wird sich der neue Wald auf natürliche Weise auf die umliegenden Flächen ausbreiten. Sie sind somit die Grundlage für die künftige naturnahe Entwicklung des Gebiets. Als zusätzlicher Schutz vor Wildverbiss dienen dornige Sträucher wie Wildrosen, Weißdorn, Schlehe oder Kreuzdorn.

Auch die Waldrandbereiche des bestehenden Auwaldes konnten im vergangenen Winter ökologisch aufgewertet werden. An sechs verschiedenen Standorten sorgen Arten wie Wildbirne und -apfel, Mandelweide oder Feldahorn sowie verschiedene blühende und früchtetragende Sträucher für einen gestuften und artenreicheren Waldrand, der auch zahlreichen Vogel- und Insektenarten einen neuen Lebensraum bietet.

Eine besondere Pflanzvariante erprobte das Projekt zudem an sechs weiteren Standorten in der Hohen Garbe: Es wurden zunächst ca. 30 Zentimeter des Oberboden abgetragen. So erhalten Auwaldarten auf diesen so genannten Rohböden die Chance für eine spontane Entwicklung aus eingetragenen Samen. Ansonsten würden Gräsern die Flächen dominieren.

Um den an verschiedenen Stellen parkartigen Charakter mit einzeln stehenden, mächtigen alten Eichen und Ulmen langfristig zu erhalten, sind dort auch größere, schon höher stämmige Bäume, geschützt von einem Mantel aus Dornensträuchern, gepflanzt worden. Denn von sich aus hätte die Natur keine Chance, die alten, so genannten Solitärbäume durch junge Pflanzen zu "ersetzen".

Sämtliche Pflanzungen in der Hohen Garbe wurden im Vorfeld auf ihre Hochwasserwirkung hin untersucht und als neutral eingestuft. Die neuen Pflanzungen behindern den Abfluss eines möglichen Hochwassers also nicht.

Das Projektteam des BUND-Auenzentrums bereitete diese Pflanzungen mehrere Jahre vor. Nicht nur behördliche Genehmigungen wurden eingeholt, auch zahlreiche Beteiligungsmöglichkeiten der interessierten Öffentlichkeit, der Anwohner*innen und Landnutzer*innen wurden im Rahmen des vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Projekts angeboten, um einen transparenten Prozess zu gewährleisten. Dabei konnte die Auenwerkstatt, die den Kontakt zu Anwohner*innen und Landnutzer*innen koordiniert, viele Anregungen zur künftigen Nutzung aufnehmen und umsetzen.

Die geplanten Renaturierungsmaßnahmen in der Hohen Garbe finden im Rahmen des Projekts "Lebendige Auen für die Elbe" statt. Das Projekt wird über das Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, und nukleare Sicherheit gefördert sowie mit Mitteln von Lotto-Toto Sachsen-Anhalt, der Umweltstiftung Michael Otto, der Allianz Umweltstiftung und der Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz des Landes Sachsen-Anhalt.

Naturnahe Hartholzauwälder zählen zu den artenreichsten Wäldern Mitteleuropas und gelten daher als Hotspots der Artenvielfalt Mitteleuropas. Seeadler, Schwarzstorch, Mittelspecht, Fledermäuse und viele weitere Arten sind dort heimisch. Trotz ihrer wichtigen ökologischen Bedeutung bedecken Hartholzauwälder nur noch etwa ein Prozent der heutigen Flussauen in Deutschland.

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