Investitionen in Energiewende weltweit auf Rekordwert – Deutschland schwächelt

22. April 2021 | Energiewende

Einst galt Deutschland als Vorreiter bei der Energiewende. Mittlerweile schwächelt das Land. Was sich ändern muss, damit die Energiewende sozial gerecht und naturverträglich voranschreiten kann.

Die Energiewende schreitet voran. Die Investitionen in die Energiewende steigen weltweit.  (Laura Penwell / pexels)

Deutschland galt lange als Vorbild bei der Energiewende. Die Transformation zu einem nachhaltigen, auf erneuerbaren Energien beruhenden Energiesystem schritt voran. Doch in den vergangenen Jahren hat die Bundesregierung mehrfach auf die Bremse gedrückt. Das macht sich auch bei den getätigten Investitionen bemerkbar – besonders im internationalen Vergleich. Denn viele Länder haben längst erkannt, dass erneuerbare Energien die Zukunft sind. 

Im vergangenen Jahr haben einer Studie zufolge die Investitionen in eine nachhaltigere Energieversorgung trotz der Corona-Pandemie erstmals die Marke von 500 Milliarden US- Dollar (das entspricht 415 Milliarden Euro) überschritten – ein neuer Rekord! 92 von 115 der untersuchten Länder hätten seit 2010 Fortschritte gemacht, berichtete die Stiftung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Cologny bei Genf.

"Alle führenden zehn Volkswirtschaften haben ihre ökologische Nachhaltigkeit wesentlich verbessert, insbesondere bei der Reduzierung der Kohlenstofflast im Energiemix, unterstützt durch ein starkes politisches Bekenntnis und Investitionen in die Energiewende", schrieb das WEF. Die Zahl der Menschen ohne Strom sei seit 2010 von 1,2 Milliarden auf 800 Millionen zurückgegangen.

Deutschland mit keinem großen Sprung

Das ist im Grunde eine gute Nachricht, doch leider schwächelt Deutschland derzeit deutlich. Das zeigt der "Energy Transition Index" des WEF. Der Index vergleicht die Energiesysteme in 115 Ländern. Berücksichtigt werden etwa wirtschaftliche Entwicklung und Wachstum, ökologische Nachhaltigkeit und Energieversorgungssicherheit sowie die Bereitschaft der Regierungen zum Wandel hin zu sicheren, nachhaltigen, bezahlbaren und inklusiven Energiesystemen.
Spitzenreiter sind hier Schweden, Norwegen und Dänemark. Schweden blieb wie seit vier Jahren auf Platz 1, gefolgt von Norwegen (vorher Platz 5) und Dänemark (vorher 4). Die USA lagen auf Platz 24 (32), China auf 68 (78). 

Deutschland rückte in dem WEF-Index im Jahresvergleich von Platz 20 auf Platz 18 vor – ein eher mäßiger Erfolg. Bereits seit 2012 hält sich der Fortschritt in der Bundesrepublik nach der Betrachtung des WEF in Grenzen. Unter die Top-Ten schafft es Deutschland schon lange nicht mehr – und das trotz großem technologischen Know-how. Das liegt vor allem an den politischen Verfehlungen der letzten Jahre. Der nationale Kohleausstieg wurde unnötig auf 2038 verzögert, die so dringend notwendige Anhebung der Ausbauziele der Erneuerbaren bis jetzt verschleppt. 

Dass insbesondere die eher kleineren skandinavischen Länder Vorreiter sind, wirft kein gutes Licht auf die großen Industrienationen. Denn gerade die müssten ihren Ausstoß von Treibhausgasen drastisch senken. Die großen Emittenten dieser Welt müssen also endlich ihren fairen Anteil am Kampf gegen die Klimakrise leisten – auch Deutschland als einer der großen Treiber. 

Was ist schiefgelaufen?

Damit Deutschland besser vorankommt, muss die Bundesregierung die Weichen stellen. In der Energiewirtschaft waren die Anfänge der Energiewende   geprägt   durch   eine   kooperative Bewegung von unten. Energiewende hieß auch Energiedemokratie. 

Die Bundesregierung hat im Laufe der Zeit die Teilhabe allerdings immer mehr eingeschränkt, zum Beispiel durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Diese Entwicklung muss unbedingt rückgängig gemacht werden und Energiedemokratie muss wieder ein zentrales Ziel der Energiewende werden. 

Für eine naturverträgliche, sozial gerechte und auf 100 Prozent erneuerbaren Energien basierende Energieversorgung muss die Bundesregierung eine regionale und dezentrale Erzeugung vor Ort ermöglichen.
 

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