Interview: Immer mehr Kohle aus Kolumbien – Anwohner*innen kämpfen gegen neues Abbaugebiet

15. Februar 2023 | Kohle, Energiewende, Klimawandel

Von Januar bis September 2022 hat Deutschland fast drei Mal so viel Steinkohle aus Kolumbien importiert als im Vorjahreszeitraum. Dabei werden Menschenrechte immer wieder verletzt. Jetzt kämpfen Bewohner*innen der Region Santander gegen den geplanten Kohleabbau in ihrer Region. Wir haben mit Till Groth, BUND-Experte für internationalen Klimaschutz, über die Proteste gesprochen.

Till Groth schaut in die Kamera. Till Groth, BUND-Experte für internationale Klimapolitik.  (Foto: Privat)

Schon viele Jahre kämpfen kolumbianische Bürger*innen für Umweltschutz und grundlegende Menschenrechte beim Kohle-Abbau. Worum geht es bei den aktuellen Protesten?

Seit Anfang des Jahres protestieren Bewohner*innen der Region Magdalena Medio in Santander gegen den dort geplanten Kohleabbau. Eine Kohlemine würde große Teile der Landwirtschaft zerstören, die Luft verpesten und Flüsse verschmutzen. Die geplante Mine bedroht auch die Existenzen vieler Kleinbäuer*innen, die hier Avocados, Zitrusfrüchte und Kakao anbauen.
Die nationale Umweltbehörde hatte im Jahr 2022 den Abbau von Kohle in dieser Region für 30 Jahre genehmigt. Die lokalen Gemeinden der kolumbianischen Kohleabbau-Gebiete haben dabei weder ein reales Mitspracherecht noch eine Gewinn-Beteiligung an den Exporten.
 

Multinationale Unternehmen der Bergbau-Branche verdienen in Kolumbien gut an Deutschlands Kohlehunger. Wie reagiert die Branche auf die Proteste der Menschen vor Ort?

Umweltschützer*innen werden in Kolumbien immer wieder bedroht und sogar ermordet. Überall im Land kommt es regelmäßig zu Auseinandersetzungen zwischen Anwohner*innen und Sicherheitsdiensten, die indirekt von den Bergbauunternehmen finanziert werden. Die Gemeindemitglieder gehören häufig der sowieso bereits marginalisierten indigenen Bevölkerung an. In Santander werden Protestierende seit Wochen eingeschüchtert und verfolgt. In Flugblättern und einem Video erklären rechtsgerichtete Paramilitärs sie sogar zu militärischen Zielen.


Was muss jetzt getan werden?

Die kolumbianische Regierung muss die Verantwortlichen für die Bedrohungen finden und der Justiz übergeben. Die Verantwortung liegt aber nicht nur in Kolumbien. Die deutsche Regierung muss Umwelt- und Sozialstandards entlang der gesamten Lieferkette gesetzlich vorschreiben und diese auch überprüfen. Momentan verweist die Regierung schlicht darauf, dass die beteiligten Unternehmen oder die Abbau-Länder die Verantwortung dafür tragen.
Es kann nicht sein, dass Deutschland seinen Energiehunger mit Kohle aus Regionen stillt, in denen Menschenrechte und Umweltschutz mit Füßen getreten werden. Wir brauchen einen schnellen Ausstieg aus der umweltschädlichen Kohle – und zwar nicht nur in Deutschland, sondern global. Wir als BUND unterstützen gemeinsam mit Friends of the Earth den legitimen und friedlichen Kampf der Kolumbianer*innen.


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