Immer mehr Tiere auf immer größeren Betrieben

25. Januar 2021 | Massentierhaltung, Landwirtschaft

Neue Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen: Die fehlgeleitete Agrarpolitik von Julia Klöckner und ihrem Vorgänger Christian Schmidt zeigt sich deutlich am ungebremsten Strukturwandel, der die gesamte deutsche Landwirtschaft durchzieht. Während die Tierbestände kaum abnehmen, hält eine immer geringere Anzahl an Betrieben zunehmend größere Viehbestände. 

Schwein im Stall Glückliche Schweine sind eine Seltenheit in Deutschlands landwirtschaftlichen Betrieben.  (Bernhard Stärck / pixabay.com)

Deutschland nimmt in der EU die Spitzenposition bei der Erzeugung von Schweinefleisch ein und erreicht einen Marktanteil von 20 Prozent. 

Dabei wird hierzulande 19 Prozent mehr produziert, als in Deutschland konsumiert wird.

Schweinefleisch "made in Germany" ist zu großen Teilen für den Export bestimmt. 

Diese seit Jahrzehnten falsche Ausrichtung in der Agrarpolitik hat dramatische Konsequenzen.

Das zeigen die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts

  • Die Zahl der Betriebe mit Schweinehaltung in Deutschland ist im Zeitraum von 2010 bis 2019 um mehr als ein Drittel (35 Prozent) von 33.400 auf rund 21.600 Betriebe gesunken. Die Zahl der Mastschweine blieb jedoch konstant. Der gesamte Schweinebestand beträgt rund 26 Millionen Tiere. 
  • Die auch als "Höfesterben" bezeichnete Entwicklung betrifft vor allem kleinere Betriebe. So gab es 2010 noch 4.200 Höfe mit Beständen unter 100 Schweinen. Knapp neun Jahre später waren es nur noch 1.700 – ein Minus von 60 Prozent! 
  • Während 2010 jeder Betrieb im Schnitt 459 Schweine hielt, waren es 2020 bereits 827 Schweine. 
  • Auch die Spezialisierung schreitet weiter voran: In den rund 14.200 Betrieben, die ausschließlich Schweine hielten, werden 72 Prozent des Gesamtbestandes gehalten. 
  • Trotz des gesellschaftlichen Wunsches nach dem Umbau der Tierhaltung erhöhte sich der Anteil an Vollspaltenböden (das sind i.d.R. Betonböden in die Spalten eingelassen sind) in den vergangenen zehn Jahren von 67 auf 79 Prozent im Jahr 2020. Andere Haltungsverfahren, wie beispielsweise Haltungsplätze mit Tiefstreu, waren mit nur vier Prozent kaum verbreitet. 

Der BUND meint: Das ist skandalös! Hier ist Frau Klöckner gefordert. Sie muss endlich handeln und den längst überfälligen Umbau der Tierhaltung in die Wege leiten. 

Weniger Tiere halten, Flächenbindung einführen

Aber das alleine reicht nicht aus. Grundsätzlich müssen in Zukunft weniger Tiere gehalten werden. Um die Tierhaltung ökologischer zu gestalten, ist eines der wichtigsten Instrumente die Bindung der Tierhaltung an die Fläche. Flächenbindung bedeutet, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb genug Flächen nachweisen muss, um seine Tiere von dieser zu ernähren und den Dung auszubringen. 

Heute wirtschaften nur noch Biobetriebe verpflichtend flächengebunden. Der BUND fordert, Flächenbindung schrittweise wiedereinzuführen. Landwirtschaftliche Betriebe müssen dabei unterstützt werden, weniger Tiere zu halten und das Niveau des Tierwohls anzuheben.

Konkrete Pläne für den Umbau der Nutztierhaltung hin zu tierwohlgerechteren Haltungssystemen liegen vor. Die über ein Jahr bestehende Kommission mit dem Namen "Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung", bestehend aus Wissenschaftler*innen, Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen sowie Branchenvertreter*innen, erarbeitete ein gemeinsames Konzept für den Umbau. Dieses sieht vor, dass die Haltungsstandards bis 2040 schrittweise verbessert werden. 

Der Bundestag hat im Sommer 2020 für die Umsetzung der Empfehlungen gestimmt. Zusätzlich benötigen wir eine verbindliche staatliche Haltungskennzeichnung für alle Nutztiere. Angelehnt an die Eierkennzeichnung müssen die Kriterien so ausgestaltet sein, dass sie tatsächlich die Bedingungen der Tiere verbessern. Für Verbraucher*innen wäre diese Kennzeichnung wichtig, da sie so Fleisch aus artgerechter Haltung erkennen und die Entscheidung für eine bessere Haltung treffen könnten.

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