Gift im Baumarkt: Interview mit BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel

07. Juni 2023 | Chemie, Lebensräume, Umweltgifte, Naturschutz, Nachhaltigkeit

Wir haben zwölf der größten Garten- und Baumärkte gefragt, welche Pestizid-Produkte sie verkaufen. Das Ergebnis: Alle Märkte verkaufen Produkte, die für Menschen gefährlich sind. Unsere Pestizid-Expertin Corinna Hölzel erklärt, was das Problem an Pestiziden ist und wie es anders geht.

Corinna Hölzel blickt in die Kamera. BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel

Was genau hat die Baumarkt-Umfrage ergeben?

Alle Märkte verkaufen Produkte zur Bekämpfung von Unkraut und Schadinsekten, die für Mensch und Umwelt gefährlich sind. Aber es gibt auch deutliche Unterschiede zwischen den Märkten. Einige Vorreiter-Märkte, das sind zum Beispiel Toom und Pflanzenkölle, haben Glyphosat oder andere gefährliche Stoffe bereits ausgelistet. Pflanzenkölle und Toom haben von uns eine grüne Bewertung bekommen. Sie verändern ihr Sortiment konsequent nach ökologischen Kriterien und sind auf einem guten Weg.

Was ist denn das Problem an den Pestizid-Produkten?

Viele Pestizidprodukte beinhalten gefährliche Wirkstoffe. Die sind dann hochgiftig oder krebserregend oder schädlich für die Fruchtbarkeit. Und Pestizide werden im Haus und Kleingarten ja in der Nähe von Kindern ausgebracht oder von Schwangeren und älteren Menschen. Und natürlich landen sie dann auch in unserem Obst und Gemüse. In Deutschland sind rund 150 Pestizidprodukte für den Haus- und Kleingarten zugelassen.

Wie können die Bau- und Gartenmärkte mehr in die Verantwortung genommen werden?

Aus unserer Sicht ist hier der Gesetzgeber gefragt. Der BUND fordert ein Verbot der Zulassung für chemisch-synthetische und für gefährliche Pestizide im Haus- und Kleingarten. Denn bei ungeschulten Privatpersonen ist die Fehlanwendung eher die Regel als die Ausnahme. Risiken für Mensch und Umwelt sind damit vorprogrammiert.

Haben Sie einen Rat für private Gärtner*innen?

Egal welches Problem Sie im Garten haben: Sie brauchen keine Pestizide. Es gibt Unmengen von nicht-chemischen Alternativen. Zum Beispiel das altbekannte Jäten oder Mulchen und die Stärkung mit Pflanzenjauchen. Ganz wichtig ist auch die Nützlingsförderung im Garten. Für jedes Schadinsekt gibt es einen Gegenspieler. Wenn Sie die richtige Vielfalt im Garten sorgen, können Sie Nützlinge wie Marienkäfer oder Florfliegen, Schlupfwespen und Wildbienen anlocken. Die vertilgen Blattläuse & Co und bestäuben dazu auch noch das Obst und Gemüse. Gut ist auch, wenn Sie robuste und resistente Sorten wählen und auf Fruchtfolgen achten.

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