Gewässerprojekt FLOW: "Ich hatte keine Ahnung, wie viel in so einem Bach los ist"

22. September 2021 | Flüsse & Gewässer, Naturschutz

Jens Gagelmann hat am Citizen-Science-Projekt Flow teilgenommen und kleine Fließgewässer erforscht. Im Interview spricht er über das Forschen als Laie, was es im Bach zu entdecken gibt und warum eine Teilnahme sich lohnt.

In vielen Gewässern finden sich gefährliche Mikroschadstoffe; Foto: Hans / CC0 / pixabay.com In gesunden Fließgewässern tummeln sich wirbellose Arten.  (Hans / pixabay.com)

In kleineren Fließgewässern hausen unzählige Insekten. Larven, Krebse, Schnecken und Würmer –  sie allen tummeln sich dort und sorgen dafür, dass organisches Material abgetragen wird und das Wasser sauber bleibt. Ohne die kleinen Lebewesen wären die Gewässer und damit auch seltene Pflanzen und Tierarten bedroht. 

Die kleinen Tierchen geben also Auskunft darüber, ob ein Gewässer in einem guten Zustand ist. Doch wer sieht nach, ob sie dort sind? Jens Gagelmann (50) zum Beispiel! Der gebürtige Baden-Württemberger engagiert sich beim BUND und der Ödp und hat am Citizen-Science-Projekt Flow teilgenommen. Im Interview spricht er über das Forschen als Laie, was es im Bach zu entdecken gibt und warum eine Teilnahme sich lohnt. 

Hallo Jens, hast du beruflich etwas mit Gewässerforschung zu tun? 

Nein, überhaupt nicht. Ich bin Musiker. 

Warum interessierst du dich dann für Kleingewässer?  

Ich bin einfach dem Aufruf des BUND gefolgt. Kleingewässer genauso zu untersuchen wie große Flüsse ist einleuchtend. Das hat man gerade im Sommer gesehen. Als kleinere Gewässer zu einer großen Gefahr geworden sind. Sowohl was Artenreichtum als auch den Überschwemmungsschutz angeht, ist dort noch viel zu tun. 

Braucht man denn Vorerfahrung, um am Citizen-Science-Projekt teilzunehmen? 

Nein, alles was man wissen muss, erklären die Wissenschaftlerinnen. Die Beprobung wird auch geübt. Es gab sogar ein kleines Quiz: Erst wurde einem gezeigt wie die Arten aussehen und dann wurde man abgefragt. Wissenschaft ist sonst sehr abgeschirmt. Ich finde den Ansatz gut, die Bevölkerung mit reinzunehmen.  

Das klingt jetzt sehr theoretisch. Gab’s denn auch Feldforschung? 

Ja, um 10 Uhr haben wir uns vor Ort am Bach getroffen. Erst gab es eine Stunde Briefing. Dann sind wir in den Bach gestiegen, haben das Bachprofil und die Umgebung betrachtet und Proben genommen. Am Ende folgt die Analyse der Proben: Da werden all die kleinen Tierchen aus der Probe rausgesucht und geordnet. Und dann geht die Bestimmung los. Das ist gar nicht so leicht, weil die Tiere sich teilweise sehr ähnlich sehen. Dabei haben die beiden Expertinnen geholfen. Je nachdem welche und wie viele Tierchen im Wasser sind, kann man dann auf den Zustand des Gewässers schließen. 

Und was hast du gelernt und entdeckt? 

Ich habe eine Menge wirbellose Arten kennengelernt. Ich hatte keine Ahnung, wie viel in so einem Bach los ist. 

Das Nachsehen hat sich also gelohnt. 

Ja, unbedingt. Ich habe später auch hier vor Ort einen Bach genauer unter die Lupe genommen. Direkt an einem Abschnitt, wo er zwischen zwei Blühwiesen verläuft. Um das Gewässer herum wird bis auf diesen Streifen Intensivlandwirtschaft betrieben.

Siehe da: Sofort habe ich eine Prachtlibelle gefunden! Die kommt eigentlich nur dort vor, wo keine intensive Landwirtschaft betrieben wird. Daran sieht man, dass schon ein Blühstreifen etwas für den Gewässerschutz bewirkt. 

Was schließt du daraus? 

Ich habe das an die Agrargenossenschaft vor Ort weitergegeben. Es gibt ja gewisse Vorgaben der EU, dass es solche Grünstreifen gibt. Landwirte müssen solche Blühstreifen oder Gewässerrandstreifen anlegen. Und ich finde, es ist wichtig zu wissen, dass es etwas für den Umweltschutz bringt, wenn man sich an diese Vorgaben hält. 

Was würdest du anderen raten, die sich für das Projekt interessieren? 

Geht auf die Projektseite und guckt euch das mal an. Oder geht ruhig mal raus zum nächsten Bach und schaut ihn euch genauer an. Da ist man schnell angefixt. Und dann natürlich mitmachen nächstes Mal! 

Lieber Jens, danke für das Gespräch!

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