Gefährliche Fluorchemikalien: Kosmetikfirma nimmt Produkt nach BUND-Intervention vom Markt

03. Dezember 2021 | Chemie, Umweltgifte, Ressourcen & Technik

Die Kosmetikfirma "The Body Shop" hat ein Produkt mit einer verbotenen PFAS-Verbindung auf Anfrage des BUND vom deutschen Markt genommen. In einigen EU-Ländern war das Produkt allerdings danach noch erhältlich. Der Fall zeigt: Fluorchemikalien müssen in Konsumprodukten endlich verboten werden.

Einige Kosmetikprodukte enthalten gefährliche Stoffe. Einige Kosmetikprodukte enthalten gefährliche Stoffe.  (cottonbro/pexels)

Das Make-up Produkt "Fresh Nude Foundation" des Kosmetikherstellers "The Body Shop" wurde von der Firma auf Nachfragen des BUND vom deutschen Markt genommen. Das Produkt enthielt eine Substanz, die zur Freisetzung der verbotenen Fluorchemikalie Perfluoroctansäure (PFOA) beiträgt. Zuvor war das Produkt bereits der Schwedischen Gesellschaft für Naturschutz (SSNC) aufgefallen. Der Hersteller hatte daraufhin den Verkauf in Schweden eingestellt, nicht jedoch in Deutschland. Auch nach dem Verkaufsstopp in Deutschland, war das Produkt in anderen EU-Ländern weiterhin erhältlich.

PFOA wird in der Umwelt kaum abgebaut und reichert sich stark im Menschen an. Laut Umweltbundesamt haben fast 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen PFOA im Blut. Der Schadstoff wird unter anderem mit Nieren- und Hodenkrebs, Schilddrüsenerkrankungen und hohem Cholesterinspiegel in Verbindung gebracht. Daher sind PFOA und seine sogenannten Vorläuferverbindungen unter der Stockholm-Konvention für weltweit zu ächtende gefährliche Stoffe (POPs-Konvention) reguliert und in der EU seit Juli 2020 verboten. 

Regulierung einzelner Schadstoffe mangelhaft

Das Beispiel zeigt jedoch, dass die bislang in der Chemikalienpolitik übliche Regulierung einzelner Schadstoffe nicht funktioniert. Die Gruppe der Fluorchemikalien (per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen, PFAS) umfasst mehr als 4700 Chemikalien, die neben Kosmetika auch in unzähligen weiteren Alltagsprodukten enthalten sind. PFAS machen unsere Regenkleidung wasserdicht, die Pommestüte fettabweisend und das Kochgeschirr haftresistent. In Kosmetikprodukten werden PFAS zum Beispiel als Emulgatoren, Antistatika, Tenside und Filmbildner insbesondere in dekorativer Kosmetik, Haut- und Haarpflegeprodukte verwendet. Das macht es den Kontrollbehörden offenbar unmöglich, den Überblick zu behalten.

PFAS sind auch als "ewige Chemikalien" bekannt. Sie werden in der Umwelt kaum abgebaut, von Wind und Wasser über den gesamten Planeten verteilt und reichern sich in Menschen, Tieren und Pflanzen an. Einschneidende Maßnahmen sind nötig, um eine weitere Kontamination der Umwelt mit diesen gefährlichen Stoffen zu verhindern.

Neue BUND-Publikation mit Hintergründen und Forderungen

Das Problem: Viele PFAS-Verbindungen sind schwer exakt zu identifizieren und werden häufig in sehr kleinen Mengen produziert und eingesetzt. Auf diese Weise umgehen Hersteller die weit höheren gesetzlichen Informationspflichten für Stoffe, die in großen Mengen hergestellt werden. 

Ein Beispiel ist Ammonium C6-16 Perfluoralkylethylphosphat, eben die Substanz, die im Make-up-Produkt "Fresh Nude Foundation" enthalten war. Sie kann in Teilen zu Perfluoroctansäure (PFOA) abgebaut werden, eine der wenigen PFAS, die gut untersucht und bereits verboten sind. 

Der BUND fordert deshalb ein Verbot von PFAS in Alltagsprodukten bis 2025 und ein komplettes Produktions- und Verwendungsverbot bis 2030. Wir haben die Bundesregierung bereits mehrfach aufgefordert, als größte Chemienation Europas eine Vorreiterrolle beim Ausstieg aus Produktion und Verwendung von Fluorchemikalien in der EU zu übernehmen. So könnten PFAS schon heute etwa in Lebensmittelverpackungen und Kosmetik von der Bundesregierung verboten werden. Dass schnelles beispielgebendes Handeln jetzt schon möglich ist, beweist Dänemark mit seinem nationalen PFAS-Verbot für alle Materialien mit Lebensmittelkontakt.

Deutschland und die EU müssen sich verstärkt für ein weltweites Verbot dieser gesamten Chemikaliengruppe im Rahmen der Stockholm-Konvention einsetzen.

Publikation: "Fluorchemikalien: langlebig, gefährlich, vermeidbar" (PDF)

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