Filmtipp: Der Kampf gegen Giftstoffe im Kino

14. Oktober 2020 | Chemie, BUND, Umweltgifte

Im Herbst werden die Tage kürzer, dunkler und regnerischer. Eigentlich ein guter Anlass, um mal wieder ins Kino zu gehen. Derzeit läuft dort ein Film über einen Chemieskandal mit einem gefährlichen Stoff aus einer Chemikaliengruppe, deren Verbot auch der BUND schon lange fordert.

Szene aus "Vergiftete Wahrheit" Mark Ruffalo spielt in "Vergiftete Wahrheit" einen Anwalt, der einem Chemieskandal auf die Spur kommt.  (Tobis Film)

"Dark Waters" (deutscher Titel: "Vergiftete Wahrheit") basiert auf der wahren Geschichte des von Mark Ruffalo gespielten US-Rechtsanwalts Rob Bilott, der sich mit dem Chemiekonzern Dupont anlegt, als sich herausstellt, dass die Firma Trinkwasser mit der Chemikalie Perfluoroktansäure (PFOA), die im Film auch C8 genannt wird, verseucht. 

Rund 15 Jahre kämpft er vor Gericht für die Entschädigung tausender Betroffener. Der BUND ist Kooperationspartner des Films.

Zum Hintergrund: PFOA gehört zusammen mit über 4.700 weiteren Stoffen zur Chemikaliengruppe der sogenannten per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS), die wegen ihrer extremen Langlebigkeit in der Umwelt auch "ewige Chemikalien" (engl. "forever chemicals") genannt werden. 

Die Giftstoffe sind extrem weit verbreitet

Die Belastung von Mensch und Umwelt mit PFAS ist auch in Europa und in Deutschland ein ernsthaftes Problem. Nach einer aktuellen Studie des Umweltbundesamts haben selbst Kinder und Jugendliche in Deutschland gefährliche Stoffe aus der PFAS-Gruppe im Blut. Perfluorooktansulfonsäure (PFOS) wurden im Blut aller, PFOA im Blut von 86 Prozent der getesteten jungen Menschen nachgewiesen. Bei rund 20 Prozent lagen die PFOA-Werte oberhalb des international festgelegten vorsorglichen Gefahrenwertes (HBM-I-Wert), ab dem eine gesundheitliche Gefährdung nicht mehr auszuschließen ist. 

PFAS-Stoffe werden wegen ihrer wasser- und fettabweisenden Eigenschaften seit Ende der 1940er Jahre in vielen Konsumerzeugnissen verwendet: etwa in der Antihaftbeschichtung von Kochgeschirr, wasserdichter Kleidung, in Kosmetika, fettabweisendem Papier, Lebensmittelverpackungen aus Pappe und – speziell im Falle von PFOA – auch in Feuerlöschschäumen. 

In der Umwelt sind PFAS extrem weit verbreitet. Zuletzt wurden im Februar 2020 Kontaminationen von Boden und Grundwasser durch PFAS rund um den US-Militärstützpunkt Wiesbaden-Erbenheim bekannt. Diese stammen vermutlich vom Löschschaum, der bei Feuerwehrübungen eingesetzt wurde, sowie aus der benachbarten ehemaligen Lackfabrik Erbenheim. 

Diese Chemikalien können mittlerweile selbst in so abgelegenen Regionen der Erde wie die Arktis im Blut von Menschen und Wildtieren nachgewiesen werden. Selbst in Pflanzen, in Obst und Gemüse, können sich PFAS wegen ihrer extremen Mobilität anreichern.

Große Gesundheitsgefahren

PFAS-Stoffe können schwer gesundheitsschädlich sein. Unter anderem werden Nieren- und Hodenkrebs, Schilddrüsenerkrankungen und verminderte Reaktion auf Impfstoffe mit ihnen in Verbindung gebracht.

Dennoch wurden bislang nur zwei der tausenden existierenden PFAS-Stoffe (nämlich das im Film behandelte PFOA sowie PFOS, das ebenfalls zum Imprägnieren sowie zum Verchromen benutzt wurde) im Rahmen der sogenannten Stockholm-Konvention verboten.

BUND fordert generelles Verbot

Der BUND fordert schon lange, dass PFAS-Stoffe generell verboten und durch umweltgerechte Alternativen ersetzt werden, wenn sie mit Menschen oder der Umwelt in Kontakt kommen. Dazu gehört auch die Forderung, dass die gegenwärtige Praxis der Bewertung von potentiell gefährlichen Stoffen geändert werden muss: Nicht wie bislang Einzelstoffe, sondern gesamte Chemikaliengruppen müssen bewertet und reguliert werden!

In der EU wurde PFOA 2017 immerhin als "reproduktionstoxisch", also gefährlich für die Fortpflanzung eingestuft. Seit Juli 2020 gilt eine Verwendungsbeschränkung für PFOA und verwandte Stoffe. In Zeiten globalisierter Stoff- und Warenströme braucht es jedoch umfassende, weltweite Vereinbarungen, wenn wir Mensch und Umwelt im Sinne der international vereinbarten UN-Nachhaltigkeitsziele wirksam vor gefährlichen Chemikalien schützen wollen.

Der BUND engagiert sich deshalb für ein starkes neues Abkommen zum strategischen Ansatz für ein internationales Chemikalienmanagement (SAICM) unter dem Dach der Vereinten Nationen, bei dem die EU und insbesondere Deutschland als einer der weltgrößten Chemiestandorte eine wichtige Vorreiterrolle übernehmen sollen.

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