Hartholz-Auenwälder wachsen natürlicherweise auf den höher gelegenen Bereichen der Auen entlang großer Flüsse wie der Elbe. In ihnen wechseln sich Überflutung und längere Trockenzeiten ab. Stieleiche, Flatterulme und Gemeine Esche sind typische Baumarten der Hartholz-Auenwälder bei uns. Durch das lichte Kronendach dringt Sonnenlicht ein, was für einen üppigen Unterwuchs mit einer vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt sorgt.
Artenreiche Klimaschützer
Hartholz-Auenwälder gehören zu den artenreichsten Ökosystemen Mitteleuropas. Kleinräumige Strukturen und ein dynamischer Wechsel zwischen Nässe und Trockenheit gestalten ein Mosaik an Lebensräumen für zahlreiche, teils hochspezialisierte Tiere und Pflanzen. Alte Hartholz-Auenwälder, die regelmäßig überflutet werden, sind besonders gute Klimaschützer: Sie binden in Böden und Bäumen zusammen etwa 300 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar. Ihre Böden speichern 30 Prozent mehr Kohlenstoff als seltener überflutete, trockenere Auenstandorte. Intakte Hartholz-Auenwäldern sind ein hervorragender natürlicher Hochwasserschutz, speichern das Wasser und puffern so auch Dürren ab.
Mehr Wasser, mehr Leben
Eine aktive Aue bietet besondere Lebensbedingungen: Überschwemmungen sorgen für Nährstoffe und einen relativ hohen pH-Wert. Die Nähe zum Fluss führt generell zu einer guten Wasserversorgung. Wo Deiche den Fluss stark einengen, finden Hartholz-Auenwälder keinen Platz und keinen Anschluss ans Fließgewässer. In der abgeschnittenen Altaue scheitern Pflanzungen oft an der Nutzung der Flächen durch den Menschen. Die Verluste an Überschwemmungsflächen liegen an der gesamten Mittelelbe zwischen 50 und 90 Prozent. In der verbliebenen Aue dominieren nicht mehr Wälder, sondern Grünland.
Elbe als Modell für andere Flüsse
Auch an der Elbe wurde der Hartholz-Auenwald auf kleine, stark fragmentierte Bestände reduziert. Hier lässt sich aber erahnen, was wäre, wenn wir noch Auenwald hätten. Erkenntnisse von der Elbe könnten unseren Blick auf Flüsse verändern.
Mit dem Naturschutzgroßprojekt Lenzener Elbtalaue hat der BUND als großer deutscher Flussverband 420 Hektar Auenlandschaft wiederhergestellt. Dadurch wurde vor Ort der Wasserspiegel beim Elbhochwasser 2013 laut Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) um fast 50 Zentimeter gesenkt.
Mit insgesamt drei großen Deichrückverlegungen an der Elbe wurden über 1400 Hektar Auen reaktiviert. Deutschlandweit wurden seit den 80ern nur insgesamt nur 7100 Hektar überflutbare Auenfläche zurückgewonnen. Laut Bundesamt für Naturschutz wären mehrere Zehntausend Hektar möglich. Doch der politische Wille fehlt.
Das muss sich ändern
Die vergangenen Hochwasser, Starkregen und Dürren zeigen uns, dass wir umsteuern und Feuchtgebiete wiederherstellen müssen. Bund und Länder dürfen beim natürlichen Klimaschutz nicht den Rotstift ansetzen, sondern müssen Maßnahmen schnell umsetzen. Dazu gehört auch mehr Raum für naturnahe Flüsse und Auen zu schaffen.
Mehr Infos
- Lebendige Elbauen und BUND-Auenzentrum Burg Lenzen
- Publikation: "Warum wir mehr Auenwald brauchen". Diese Broschüre ist im Rahmen des Projekts „MediAN“ entstanden. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA).