Erdbeeren, Folie und Spargel: Plastik auf dem Acker

25. Mai 2022 | Chemie, Landwirtschaft, Ressourcen & Technik, Suffizienz

Regionales Obst und Gemüse ist beliebt. Das ist gut so. Doch um über immer längere Zeiträume Spargel oder Erdbeeren anzubieten, arbeiten viele Betriebe mit Plastikfolien auf den Feldern. Das birgt einige Risiken.

Spargelernte; Foto: Jai79 / CC0 1.0 / pixabay.com Spargel darf nun 80-mal soviel Acetamiprid enthalten als zuvor. Der BUND fordert, das Nervengift zu verbieten.  (Jai79 / pixabay.com)

Spargel am liebsten schon im März, Erdbeeren im April, Salat das ganze Jahr und alles soll bitte aus der Region kommen.

Zugegeben: Die Ansprüche der Verbraucher*innen sind nicht immer leicht zu befriedigen. Deshalb setzen viele Landwirt*innen auch hierzulande auf Kunststofffolien im Anbau.

Bei der sogenannten Verfrühung etwa kommen Thermo- oder Lochfolien zum Einsatz. Sie werden direkt auf die Pflanzen gelegt, bis der Frühjahrsfrost vergangen ist. Unter der Folie staut sich die Wärme und die Pflanzen können ungestört wachsen. Die Erntesaison ist letztlich länger. Doch diese Technik bringt auch Probleme mit sich.

Folienabdeckung: Falle für Vögel, Insekten und Kleinsäuger

Die Folienabdeckung beeinträchtigt den Boden ganz direkt in seiner Funktion als Lebensraum. So finden Insekten und Feldvögel auf den mit Plastik versiegelten Flächen keine Nahrung, Amphibien und Kleinsäuger können unter der Folie ersticken. Kleinere Plastikteile werden von Tieren häufig verschluckt und können zu entzündlichen Reaktionen oder auch bis zum Tod führen.

Hinzu kommt, dass durch die Verwitterung winzige Kunststoffteilchen entstehen können, also Mikro- und Nanoplastik. Das reichert sich im Boden an und kann in den Nahrungskreislauf oder das Grundwasser gelangen. Mikroplastik wurde auch schon in Obst und Gemüse selbst gefunden.

Sind Mulch-Folien aus "Bio"-Plastik nachhaltig?

Sogenannte "Mulch-Folien" sind ein wichtiges nicht-chemisches Mittel zum Schutz der Kulturen vor Schädlingsbefall im konventionellen und ökologischen Anbau. Ohne sie wäre es bedeutend schwieriger, weniger Pestizide im Gemüsebau und bei Sonderkulturen anzuwenden. Mehr Gemüse und Obst aus Spanien oder anderen südeuropäischen Ländern zu importieren, ist ebenso keinesfalls sozial- und umweltverträglich. Was ist also besser: konventionelle oder Folien aus "Bio"-Plastik?

Mulchfolien aus "Bio"-Plastik sollen eine Alternative zu herkömmlichen Folien sein. Sie können aus organischem Material (Biomasse) hergestellt werden und sind nach verschiedenen Normen als "kompostierbarer Kunststoff" oder "biologisch abbaubar im Boden" zertifiziert. In der Praxis werden die Folien jedoch oft nicht wie erwartet abgebaut, da die natürlichen Umweltbedingungen nicht denen im Labor entsprechen. Immerhin: Seit 2018 existiert ein spezieller Standard für Mulchfolien. Unter anderem weil diskutiert wird, ob es teilweise erlaubt sein soll, Folien im Boden zu belassen. Aufgrund der bisweilen hohen Verschmutzung ist dies bisher mit einem hohen technischen Aufwand verbunden und wird derzeit kaum praktiziert. Wir meinen, wenn Folien im Boden belassen werden, müssen sie tatsächlich bioabbaubar sein. 

Aus Sicht des Ressourcen- und Klimaschutzes ist es außerdem nicht sinnvoll Einweg-Produkte herzustellen. Zum Teil existieren bereits Rückgabe- und Recycling-Systeme von gebrauchten Folien, diese sind auszubauen und insbesonders langlebige Folien auf Pfandbasis sind aus Sicht des BUND zukunftsfähig. Somit befürworten wir einen reduzierten, aber bedachten Einsatz, insbesondere mit langlebigen Folien auf Pfandbasis.

Was Betriebe und Verbraucher*innen tun können

Erste Betriebe setzen aus Umweltschutzgründen sowie des besseren Geschmacks bereits wieder auf traditionelle Anbaumethoden. Es gibt Biobetriebe die auf Folien verzichten und mit organischem Material wie Holzschnitzel, Laub oder Grasschnitt arbeiten, um den Boden vor Hitze und Unkraut zu schützen. Mit der Zeit entsteht so außerdem Humus, der als natürlicher Dünger dient und auch noch CO2 speichert. Aus Sicht der Verbraucher*innen bleibt nur eines: Setzen sie auf eine regionale und saisonale Ernährung. Das ist ökologisch sinnvoll und der wohl einfachste Weg den Einsatz von Plastik überflüssig zu machen.

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