Müllflut im Corona-Jahr 2020

16. März 2022 | Ressourcen & Technik, Nachhaltigkeit, Meere, Klimawandel, Suffizienz

Pro Kopf wurde im Jahr 2020 sechs Kilogramm Verpackungsmüll mehr verbraucht als im Jahr zuvor. Beigetragen hat vor allem die Coronapandemie. Der BUND setzt sich mit der Aktion #plastikfasten gegen die Müllflut ein.

Die Erde in einer Plastiktüte; Foto: © al1center - Fotolia.com Wie viel Abfall verträgt unser Planet noch?  (al1center / fotolia.com)

Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat nach vorläufigen Ergebnissen festgestellt, dass im Jahr 2020 in Deutschland 9,3 Prozent mehr Verpackungsmüll eingesammelt wurde als im Jahr zuvor. Während es 2019 noch 5,9 Millionen Tonnen waren, wurden während des Corona-Jahres 2020 bereits 6,5 Millionen Tonnen eingesammelt. Der pro Kopf Verbrauch betrug somit 78 Kilogramm an Verpackungsmüll. 

Der größte Anteil an Verpackungsmüll sind die Leichtverpackungen

Leichtverpackungen (überwiegend Verpackungen aus Kunststoffen, Leichtmetallen wie Aluminium oder Weißblech und Verbundmaterialien) wurden dabei mit 32 Kilogramm pro Person am meisten eingesammelt. Mit 25 Kilogramm je Einwohner*in folgten die Glasverpackungen und danach die Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton mit 20 Kilogramm pro Kopf. Insgesamt waren es 2,7 Millionen Tonnen Leichtverpackungen, 2,1 Millionen Tonnen Glasverpackungen und 1,7 Millionen Tonnen Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton. Eine ungeheuere Masse aus Müll. 

Leider beobachten wir steigende Mengen und zusätzlich jede Menge nicht recyclingfähige Verpackungen, die "öko" aussehen – es aber ganz und gar nicht sind: zum Beispiel Papier-Plastik-Verbundverpackungen. Diese sind komplett zu vermeiden, wenn möglich.

Recycling noch ausbaufähig

Nach der Sortierung wurden 6,4 Millionen Tonnen der gebrauchten Verpackungen an Abfallbehandlungsanlagen oder Verwerterbetriebe abgegeben. Davon konnten 79 Prozent (5,1 Millionen Tonnen) recycelt und 12 Prozent (0,8 Millionen Tonnen) energetisch verwertet werden.

Bei Kunststoffen sieht Bilanz leider viel schlechter aus. 2019 wurden über zwei Drittel der im gelben Sack gesammelten Kunststoffe verbrannt – in Müllverbrennungsanlagen oder als Ersatzbrennstoff in Zementwerken. Die Bilanz sieht bei gewerblichen Abfällen noch viel schlechter aus, da diese oft nicht getrennt sammeln und der Großteil in die Müllverbrennung geht. Vergessen wird zudem oft, dass jede Menge Plastik direkt im Restmüll landet und dann auch dem Kreislauf verloren geht.

Mehrweg einzig "echte" Lösung der Plastikkrise

Bezüglich der Zahlen ist außerdem zu bedenken, dass hohe Verwertungsquoten bei Glas erstmal positiv klingen. Leider sind jedoch fast alle Gläser Einweggläser und dies stellt eine große Energie- und Ressourcenverschwendung dar. Die Gläser werden nach einmaliger Benutzung mit viel, meist fossiler Energie (Gas), eingeschmolzen. Was viele auch nicht wissen, ist dass für jedes neue Einweg-Glas wieder neuer Sand benötigt wird. Statt also Mehrweg-Gläser 50 mal zu befüllen bevor sie eingeschmolzen werden, verschwenden wir Gas und Sand für Einweg-Gläser.

Insgesamt sind die Recyclingquoten, insbesondere aber die Wiederverwendungs- (Mehrweg) quoten noch steigerungsfähig. Aus Gründen der Rohstoff- und Energieeffizienz fordert der BUND ein stärkeres Engagement der Politik, um die Quoten zu erhöhen.

Hinzu kommt: Bei der thermischen Verwertung wird zwar in der Verbrennungsanlage ein Teil der im Abfall enthaltenen Energie zurückgewonnen, doch ist die Energiebilanz ungünstiger als bei tatsächlicher Abfallvermeidung (Mehrweg) oder einer hochwertigen stoffliche Verwertung, und wertvolle Materialien wie Kupfer und Edelmetalle gehen verloren.

Der BUND setzt sich dafür ein, dass das Verbrennen in Müllheizkraftwerken unrentabel wird. Wir fordern gemeinsam mit anderen Umweltverbänden, dass die Abfallverbrennung nicht als regenerative Energieerzeugung deklariert wird, klimaschädliche Emissionen aus der Abfallverbrennung auf nationaler und EU- Ebene bepreist werden, der Bau von Müllverbrennungsanlagen wirkungsvoll begrenzt wird sowie die Restmüllmengen konsequent reduziert werden.

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