Die Arktis wird schon lange nicht mehr als eines der letzten unberührten Gebiete der Erde wahrgenommen. Die deutsche Beteiligung an diesem Problem ist nun dank einer hochaktuellen Studie des Alfred-Wegener-Instituts belegt: Knapp ein Drittel des eindeutig identifizierbaren Plastikmülls stammt aus Europa, acht Prozent davon direkt aus Deutschland. Doch auch Plastikabfälle aus Fischereiaktivitäten spielen eine zentrale Rolle in der Zusammensetzung arktischer Strandabfälle.
Touristen werden zu Forschenden
Mithilfe von Arktisreisenden wurden in einer so genannten Citizen-Science-Studie über fünf Jahre hinweg arktische Strände beprobt und 23.000 Müllteile mit einem Gewicht von mehr als 1.5 Tonnen gesammelt. Plastikprodukte machten dabei den überwiegenden Anteil des Mülls aus. Das ist nicht verwunderlich in Anbetracht der Zusammensetzungen, die wir z.B. auch in der Nordsee finden. Bezogen auf die Masse des in der Arktis gefundenen Mülls überwogen Abfälle aus der Fischerei, zahlenmäßig lagen Plastikgegenstände, wie etwa Verpackungen, vorn. Für etwa ein Prozent der Abfälle konnten die Produktions- und somit potentielle Herkunftsländer ermittelt werden, acht Prozent der so identifizierten Müllteile stammen aus deutschen Fabriken.
Fischereimüll macht knapp 90% des Mülls aus
Abfälle aus der Fischerei, wie etwa Überreste von Fanggeräten, Plastikseile und Plastikboxen machten hinsichtlich des gefunden Müllgewichts mit knapp 90% den größten Teil aus. Plastikmüll an Board von Fischereibooten genauso wie beschädigtes Fanggerät wird vielerorts nicht ordnungsgemäß entsorgt oder geht auf See verloren, weswegen die Studienautorin Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut ein verbessertes Abfallmanagement auf Schiffen und in der Fischerei fordert. Die Abfälle gelangten laut der Studie vor allem durch Fischereiaktivitäten in der Arktis und Umgebung an die Strände. Über Bord geworfene Fanggeräte können jedoch nahezu unmöglich identifiziert und einem Ursprungsland zugeordnet werden, weswegen auch in der Studie keine verantwortlichen Nationen benannt wurden.
Wir fordern Mehrwegsysteme und Reduktion der Plastikproduktion
Das ist ein wichtiger Punkt, an dem der BUND ansetzt: Gemeinsam mit dem Bündnis Exit Plastik fordert der BUND, dass der Kunststoffeintrag von See noch stärker begrenzt und durch striktere Kontrollen das im MARPOL festgelegte „Zero Discharge“-Prinzip überprüft und durchgesetzt wird. Der Einsatz von Pfandsystemen sowie Maßnahmen zur Kennzeichnung und Ortung für Fanggeräte wären ein wichtiger Schritt, um fischereibedingte Mülleinträge in die Meere zu verringern. Ebenso der Einsatz von verfügbaren Alternativen aus z.B. Hanffasern für synthetische Dollyropes, dem Scheuerschutz für bodenberührende Fanggeräte, ist lange überfällig.
Mehr Informationen
- Themenseiten zur Fischerei und Plastikmüll in Meeren
- Studie Alfred-Wegener-Institut