Der Wald im Zeichen des Klimawandels

08. August 2018 | Wälder, Naturschutz, Nachhaltigkeit, Klimawandel, Lebensräume

Was in der Waldwirtschaft schief läuft – und welche Auswirkungen das in der Klimakrise hat. Ein Beitrag von Dieter Kurzmeier (Sprecher) und Lutz Fähser (2. stellvertretender Sprecher) des BUND-Arbeitskreises Wald.

Waldbrand in Portugal Waldbrand in Portugal  (Paulo M.F. Pires / fotolia.de)

Die vergangenen Wochen mit extremer Hitze zeigen eine mehr oder weniger große Veränderung unserer Wälder durch sichtbare Trockenschäden. Einzelne Bäume sterben sogar ab. Diese hohe Anfälligkeit gegenüber Wetterextremen ist allerdings zu einem großen Anteil erst durch naturwidrige Maßnahmen der Forstwirtschaft selbst entstanden.

Die meist übliche starke Holzentnahme, die Verdichtung der Waldböden durch schwere Ernte- und Transportmaschinen auf engen Wegenetzen und die naturferne Zusammensetzung der meisten Forste haben die natürliche Pufferkapazität unserer Wälder gegen Störungen erschöpft. In vielen Landesforsten wird mitten in der Frühjahrs- und Sommerzeit Holzernte betrieben, auch oft in den Setz- und Brutzeiten.

Durch das angefallene Schlagreisig ist gerade im Sommer die Waldbrandgefahr stark erhöht, zusätzlich kann sich auch der Borkenkäfer besser entwickeln. Hinzu kommt, dass die Wälder auf rund die Hälfte der natürlichen Dichte der Wälder aufgelichtet sind. Dadurch erhitzt sich der sonst beschattete Boden und Humus. Das stets kühle und feuchte, natürliche Waldinnenklima ist verschwunden.

In der Forstwirtschaft wird also die Waldökologie als Leitfaden für angepasste und produktive Waldnutzung ignoriert. Um eine große und schnelle Holzernte zu erreichen, pflanzt man schnellwachsende amerikanische Douglasien und Küstentannen. Jetzt werden die vorhersehbaren "Schäden" sichtbar: zuerst das geringe Wachstum, dann das Absterben, später auch Feuer in Wäldern, die von Natur aus nicht brennen.

Mischwälder statt Nadel-Monokulturen

Die auf großen Flächenanteilen angelegten Nadelholz-Monokulturen müssten deshalb unbedingt mit einheimischem Laubholz zu artenreichen Mischwäldern umgebaut werden. Durch die Anreicherung mit Laubholz erfahren die Nadelwälder nicht nur eine ökologische Aufwertung. Sie sind dadurch auch in der Lage, die negativen  Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. Ihr Bestandsinnenklima wird kühler und feuchter und der Boden trocknet weniger aus. Dadurch bleibt auch die natürliche Diversität an Flora und Fauna weitgehend erhalten.

Nadelwälder von Kiefer, Fichte und Douglasie leiden viel stärker unter der Hitze. Insbesondere die Fichten als Flachwurzler, die vielfach auch im Tiefland angebaut wurden und die besonders stark windwurfgefährdet sind, sind dieses heiße Klima nicht gewohnt. Wir müssen uns zukünftig in den Tief- und Mittellagen von ihnen verabschieden!

Zudem sind diese Baumarten durch ihren hohen Harzgehalt stark waldbrandgefährdet. Ein abschreckendes Beispiel sind die großen Waldbrände Portugals, wo in der Vergangenheit statt einheimischer Eichenwälder Eukalyptus- und Kiefernplantagen angepflanzt wurden, um vermeintlich schnelle EU-Gelder einzustreichen.

Naturwälder sind anpassungsfähig

Der Klimawandel wird vermutlich voranschreiten, Wetterextreme häufiger werden. Wälder können sich dann anpassen, wenn man ihnen die Bedingungen dazu lässt oder schafft. Diese bestehen darin, dass sie sich möglichst naturnah entwickeln können. Die Bewirtschaftung muss schonend erfolgen mit einem Minimum an Störungen im Waldökosystem.

Forsttheoretiker*innen und Holzindustrie verlangen das Gegenteil: Forstplantagen aus exotischen schnellwachsenden Holzarten, die jung abgesägt und verwertet werden können. Das wäre das Ende eines biodiversen, klimastabilen und erholungswirksamen Waldes.

Eine besondere Bedeutung zum Klimawandel kommt Wildnisgebieten aufgrund ihrer langfristigen und nachhaltigen Schutzperspektive zu. Wildnisgebiete können sowohl die Mitigation (Abmilderung, etwa im Sinne von Kohlenstoffspeicherung) der Effekte des Klimawandels als auch die Adaptation (Anpassung) an seine Auswirkungen unterstützen.

Durch ihre wesentlich höheren Holzvorräte gegenüber den meisten Wirtschaftwäldern ist die CO2-Bindung dort viel höher und vor allem länger; sie beträgt teilweise mehrere Jahrhunderte. Diese Kohlenstoffspeicher zu erhalten oder zu erhöhen, ist eine wichtige Maßnahme der Mitigation, die im Einklang mit Naturschutzzielen steht.

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