Gut gemeint kann böse enden. Wer bienenfreundliche Zierpflanzen kauft, kann das Gegenteil bewirken und Insekten schaden.
(SanyaSM
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via canva.com)
Über die Hälfte der untersuchten Pflanzen enthalten Pestizide, die für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten giftig sind. Sie sind also das Gegenteil von bienenfreundlich, obwohl sie vom Handel als solche verkauft werden.
Bienenfreundliche Pflanze: Begriff nicht geschützt
Der Begriff „bienenfreundliche Pflanze“ ist nicht geschützt. Verbraucher*innen wird also ein Produkt verkauft, das überhaupt nicht das hält, was es verspricht, sondern im Gegenteil den Insekten sogar schadet. Im Rahmen der Testaktion führte der BUND Niedersachsen Gespräche mit den Verkaufsstellen. Dabei stellte sich heraus, dass der Handel wenig über die Kulturmethoden ihrer oft internationalen Lieferbetriebe weiß.
Auch für Menschen gesundheitsschädlich
Die gefundenen Pestizide sind aber nicht nur für Insekten schädlich. In 33 der getesteten Pflanzenproben wurden Pestizide entdeckt, die für Menschen potentiell krebserregend oder fruchtbarkeitsschädigend sind (unter anderem Epoxiconazol und Propiconazol). Die gesundheitsgefährdenden Pestizide wurden auch in Rosmarin und Bohnenkraut entdeckt. In 35 Pflanzen wurden sogar Substanzen gefunden, die in der EU längst verboten sind, etwa Bifenthrin und Diphenylamin. Das zeigt, dass Produzenten und Lieferanten nicht ausreichend kontrolliert werden.
So wurde getestet
BUND-Gruppen kauften in 43 Gartencentern, Baumärkten und Supermärkten in ganz Niedersachsen 85 Pflanzen, die als „bienenfreundlich“ bezeichnet wurden. Die Pflanzenproben wurden in einem Speziallabor mit einem Multitest auf Pestizidrückstände analysiert. Dabei wurden rund 600 Einzelsubstanzen erfasst. Bei der Auswertung wurde der Ökotox-Index zur Bewertung genutzt. Dieser berücksichtigt unter anderem die Giftwirkung auf unterschiedliche Arten von Organismen in Luft, Wasser und Boden. Der Index bewertet auch, wie schädlich der Stoff für Menschen ist, wie lange er in der Umwelt bleibt und ob er ins Grundwasser eindringen kann.
Testergebnisse kein Einzelfall
Die aktuellen Test-Ergebnisse sind leider kein Einzelfall. Der BUND und seine Partnerorganisation Global 2000 testet seit 2021 jährlich Pflanzen auf Pestizide und hat jedes Jahr eine hohe Belastung festgestellt. Das Magazin „Öko-Test“ hat aktuell 16 Lavendelpflanzen auf Pestizide testen lassen. Viele der Lavendelpflanzen enthalten Pestizide, einige sogar Pestizidcocktails.
Echte bienenfreundliche Pflanzen
Sie möchten echte bienenfreundliche Pflanzen in Ihrem Garten oder auf dem Balkon, die Wildbienen, Schmetterlingen und anderen Insekten Nahrung bieten? Dann achten Sie auf diese Aspekte:
- Kaufen Sie Pflanzen mit Bio-Siegel. Hier dürfen keine Pestizide verwendet werden. Das wird regelmäßig stichprobenartig durch staatlich zugelassene Öko-Kontrollstellen kontrolliert.
- Kaufen Sie die Pflanzen in regionalen Gärtnereien. Achten Sie darauf, dass die Pflanzen dort vollständig gezogen wurden und fragen Sie, ob Pestizide ausgebracht wurden.
- Ziehen Sie Blühpflanzen selbst aus Bio-Samen.
- Schauen Sie bei Pflanzen- und Samentauschbörsen nach bienenfreundlichen Pflanzen.
- Kaufen Sie nur Pflanzen mit ungefüllten Blüten. Gefüllte Blumensorten wie zum Beispiel Garten-Chrysanthemen bieten keinen Nektar und Pollen.
- Pflanzen Sie heimische Pflanzen. Die sind an unser Klima angepasst und bilden mit den Insekten ein eingespieltes Ökosystem.
- Wählen Sie unterschiedliche Pflanzen-Arten, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen. So bieten Sie vielen Wildbienenarten über einen möglichst langen Zeitraum Nahrung. Eine Übersicht von geeigneten Pflanzen finden Sie hier.
- Verzichten Sie in Ihrem Garten auf Pestizide.