BUND-Projekt an der Elbe: Eine gute Sache für Blaukehlchen, Steinbeißer, Rotbauchunke – und den Menschen

14. November 2017 | Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Naturschutz

Der Einsatz hat sich gelohnt: Eine erste Bilanz des BUND-Projekts zur Deichrückverlegung bei Lenzen an der Elbe zeigt eindrucksvoll, wie Naturschutz und Hochwasserschutz sich gegenseitig beflügeln können. Die Tiere kehren zurück, die Menschen sind besser geschützt, der Fluss kann wieder frei(er) fließen.

Blaukehlchen; Foto: nightsphotos – Fotolia.com Das Blaukehlchen konnte sich in der Deichrückverlegung stark vermehren.  (nightsphotos / fotolia.com)

Im Naturschutzgroßprojekt "Lenzener Elbtalaue" hat der BUND bis zum Jahr 2011 im Trägerverbund Burg Lenzen gemeinsam mit dem Land Brandenburg der Elbe 420 Hektar ehemalige Überflutungsfläche zurückgegeben.

Dazu wurde der bereits bestehende, sehr nah am Fluss gelegene Deich stellenweise abgetragen und ein sechs Kilometer langer neuer Deich dahinter errichtet. Bei Hochwasser kann das Wasser nun durch die "Deichschlitze" des alten Deichs in den neu gewonnenen Überflutungsraum fließen. Gleichzeitig hat das Projekt wertvolle Auenlebensräume geschaffen (u.a. fast 200 Hektar Auwälder), die als Hot-Spots der Artenvielfalt gelten. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesamt für Naturschutz und weiteren Mittelgebern.

Deichrückverlegung befördert die Artenvielfalt …

Die Wirkung der Deichrückverlegung nehmen Expert*innen seit mehreren Jahren unter die Lupe. Die bisher verfügbaren Zwischenergebnisse geben Anlass zur Freude! Wichtiges Ergebnis: Von den Renaturierungsmaßnahmen profitieren insbesondere Fische, Amphibien und Vögel. Während in den neu geschaffenen Flutmulden vor der Deichöffnung z.B. nur drei Fischarten nachgewiesen werden konnten, gelang es Forscher*innen der Universität Hamburg in den Jahren nach der Deichschlitzung insgesamt 28 verschiedene Fischarten nachzuweisen, u.a. geschützte Arten wie Steinbeißer und Schlammpeitzger. 

Bei den Vögeln haben sich Arten- und Revierzahlen im Vergleich zur Situation vor der Deichrückverlegung ebenfalls deutlich erhöht: Die Zahl der Brutpaare stieg von 374 vor Projektbeginn im Laufe der Jahre auf 1051. Die Artenzahlen insgesamt entwickelten sich von 59 auf ein Maximum von 93 Arten in den Jahren 2010 bis 2012. So konnte sich etwa das Blaukehlchen stark vermehren. Es besiedelt busch- oder röhrichtbestandene Biotope an feuchten Standorten und ernährt sich überwiegend von Insekten. Eine Vielzahl von Zugvögeln nutzt das Gebiet der Deichrückverlegung zudem als Rastgebiet.

… und schützt effektiv vor Hochwasser

Und auch den Hochwasserschutz in der Region hat das Projekt entscheidend verbessert. Beim "Jahrhunderthochwasser" im Jahr 2013 fiel der Hochwasserscheitel durch die Deichrückverlegung vor Ort um bis zu 49 Zentimeter geringer aus. Selbst am von Lenzen aus 23 Kilometer flussaufwärts gelegenen Pegel Wittenberge konnte noch eine Absenkung des Scheitels um etwa acht Zentimeter festgestellt werden.

Das zeigt: In der damals für die Stadt sehr kritischen Hochwassersituation hat die Deichrückverlagerung bei Lenzen einen deutlichen Beitrag zum Schutz vor Überflutung geleistet. Weiterhin ist das Gebiet ein wichtiger Baustein für den Biotopverbund entlang der Elbe. Unter Federführung des BUND-Auenzentrums in Lenzen untersuchen Wissenschaftler*innen im Rahmen des aktuellen Projektes "Lebendige Auen für die Elbe" u.a., wie naturnahe Auenlebensräume in der Region künftig besser miteinander vernetzt werden könnten.

In der "Hohen Garbe" werden zudem auch in diesem Projekt ehemalige Überflutungsflächen durch eine Deichschlitzung wieder an die Dynamik der Elbe angeschlossen; Stromtalwiesen und alte Hartholzauen bleiben so erhalten. Durch Initialpflanzungen entsteht darüber hinaus neuer Auwald.  

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Bildergalerie zum Projekt "Lenzener Elbtalaue" 

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