Besorgniserregende Weihnachtsdekoration: Lichterketten, Plastikbäume und Christbaumkugeln hoch mit Schadstoffen belastet

04. Dezember 2019 | Chemie, Nachhaltigkeit, Ressourcen & Technik

Verbotene, umwelt- und gesundheitsschädliche Phthalat-Weichmacher in Lichterketten, Flammschutzmittel in Christbaumkugeln und Chlorparaffine in Plastik-Bäumen – Weihnachtsdeko kann leider mit Schadstoffen belastet sein. Das haben Tests des BUND und seiner österreichischen Schwesterorganisation Global 2000 gezeigt. Die gemessenen Werte waren zum Teil unerwartet und erschreckend hoch. Mehr als ein Drittel der getesteten Produkte hätte nach geltendem Recht nie in den freien Verkauf gelangen dürfen.

Weihnachtsmann mit Lichterkette  (Klaus Hausmann / Pixabay)

Bereits im Herbst hatte der BUND stichprobenartig vier bei namhaften Online-Händlern erworbene Lichterketten oder -schläuche von einem unabhängigen Labor auf Phthalate und Chlorparaffine testen lassen. 

Alle vier Produkte waren mit den besonders gesundheitsschädlichen Phthalat-Weichmachern DEHP und DBP in Konzentrationen zwischen 0,16 und 27 Prozent belastet (siehe Infografik). Sie hätten daher nicht mehr verkauft werden dürfen, da sie den europaweit festgelegten Grenzwert von 0,1 Prozent überschritten. 

DEHP und DBP sind endokrine Schadstoffe. Sie können schon in sehr geringen Konzentrationen das Hormonsystem stören und die Entwicklung des Gehirns und aller wichtigen Organe beeinträchtigen. Unfruchtbarkeit, Lern- und Verhaltensstörungen bei Kindern, Fettleibigkeit, Diabetes sowie Brust- und Hodenkrebs sind mögliche Folgen der Wirkung solcher Stoffe.

Lichterketten sind doppelt giftig

In drei Lichterketten wurden zusätzlich zwischen 0,24 und 2,4 Gewichtsprozent an giftigen kurzkettigen Chlorparaffinen gemessen. Nach der EU-Verordnung für langlebige organische Gifte darf der Gehalt an Chlorparaffinen 0,15 Prozent nicht übersteigen. 

Diese Stoffe können Nieren, Leber und Schilddrüsen schädigen und sind vermutlich auch krebserregend. Sie gelangen in den menschlichen Körper, in die Muttermilch und belasten Umwelt und Lebewesen selbst in den entlegensten Regionen der Erde.

Auch Plastikbäume und Christbaumkugeln belastet

Kurzkettige Chlorparaffine fanden sich auch in Weihnachtsbäumen aus Plastik, die die Umweltorganisation Global 2000 in Österreich testen ließ. Drei Produkte lagen über dem zulässigen Wert. 

Als ebenfalls nicht verkehrsfähig erwiesen sich zudem drei Christbaumkugelsets, die das EU-weit verbotene Flammschutzmittel Deca-BDE enthielten. Deca-BDE gehört zu den sogenannten "polybromierten Flammschutzmitteln". Das sind ebenfalls giftige und schwer abbaubare Stoffe, die sich in der Umwelt und in Lebewesen anreichern.

BUND und Global 2000 haben die Hersteller aufgefordert, ihre Produkte umgehend vom Markt zu nehmen. Im Interesse der Verbraucher*innen wurden die Testergebnisse auch den zuständigen Behörden übergeben.

Inhaltsstoffe müssen transparent gemacht werden

Der Rückruf von belasteten Produkten wird das Problem jedoch nicht lösen. Hersteller müssen endlich offenlegen, welche Stoffe sie verwenden. Und diese Informationen müssen öffentlich zugänglich gemacht werden. 

Der Gesetzgeber muss die Entwicklung von sicheren Alternativen stärker fördern und sicherstellen, dass Waren regelmäßig auf Schadstoffe geprüft werden. Problematische Chemikalien schaden nicht nur uns, sondern auch der Umwelt – hier und in den Produktionsländern!

Hersteller und Handel sind zwar grundsätzlich verpflichtet, Auskunft über Schadstoffe zu geben, die über 0,1 Gewichtsprozent ausmachen. Doch das ist kein Selbstläufer: So fragte der BUND wegen der belasteten Lichterketten nach und erhielt vom Online-Händler Amazon keine ausreichende Antwort, von den betroffenen Firmen gar durchweg die Zusicherung, dass ihre Produkte frei von Schadstoffen wären.

Nutzen Sie die Toxfox-App!

Verbraucher*innen können die Nachfrage für schadstofffreie Produkte fördern, indem sie von ihrem Auskunftsrecht Gebrauch machen und mit der BUND-Toxfox-App möglichst viele Produkte scannen und Schadstoff-Anfragen an Hersteller und Handel verschicken. 

Der BUND ist auch Teil des europäischen Life-Projekts "AskREACH", in dessen Rahmen die oben beschriebenen Tests durchgeführt wurden. Gemeinsam mit 19 Partnerorganisationen baut der BUND eine europäische Produktdatenbank auf und entwickelt eine EU-weit verwendbare App nach Toxfox-Vorbild, um das Auskunftsrecht der Verbraucher*innen weiter zu stärken.

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