Für Gesundheit und Wohlergehen brauchen wir eine intakte Umwelt. Was so einfach und logisch klingt, erfährt bisher zu wenig Aufmerksamkeit der Bundesregierung. So warnen die Expert*innen vor den gravierenden Folgen der Überschreitung ökologischer Belastungsgrenzen und fordern ein konsequentes Zusammendenken von Umwelt- und Gesundheitsschutz in allen Politikfeldern.
Angezählt: Antibiotika und PFAS
Insbesondere werden Antibiotikaresistenzen durch industrielle Tierhaltung sowie gefährliche Chemikalien wie die PFAS-Stoffgruppe in dem Gutachten als Risikofaktoren genannt. Wir finden auch, dass Arzneimittel und giftige Fluorchemikalien nichts in der Umwelt zu suchen haben. Eine Beschränkung der gesamten Chemikaliengruppe der PFAS und eine Überarbeitung der Chemikalienverordnung REACH sieht das Gutachten als wichtige Bausteine, um Defizite im europäischen Chemikalienrecht zu beseitigen.
Wir wissen zu wenig
Diese von Umweltverbänden geteilte Einschätzung wird mit beunruhigenden Zahlen unterlegt: Von den rund 100000 Chemikalien auf dem europäischen Markt, sind nach offiziellen Einschätzungen ca. 500 Stoffe umfassend, weitere 10000 recht gut auf bestimmte Gefahren und Expositionen hin bewertet worden. Ungefähr 90000 Stoffe sind jedoch nur begrenzt oder mangelhaft untersucht.
Hinzu kommt eine unbekannte Zahl an Umwandlungs- oder Abbauprodukte sowie Kombinationswirkungen, die eine Risikobewertung zusätzlich erschweren. Zuständige Behörden sind mit der Vielzahl an Stoffen hoffnungslos überfordert. Die meisten Chemikalien, die in die Umwelt gelangen, verbleiben unbemerkt dort.
Ausweichen auf weniger bekannte Stoffe vermeiden
Bisher ergriffene Maßnahmen, z.B. das Verbot der PFAS-Verbindungen PFOS und PFOA, zeigen zum Teil Wirkung. So ist die Belastung für diese beiden Stoffe zurückgegangen. Allerdings werden solche Stoffe oft durch andere PFAS ersetzt, die weit weniger gut untersucht sind. Nur die Bewertung und Regulierung ganzer Stoffgruppen kann diesen risikobehafteten Austausch beenden.
Vorsorge statt Blindflug
Auch die absolute Menge an Fremdstoffen, die in die Umwelt gelangen, sind ein großes Problem. Klimakrise, chemische Verschmutzung, Ressourcenverschwendung und Artensterben bedingen einander und sind Folgen einer natur- und umweltfeindlichen Wirtschaftsweise. Ein weiteres Wachstum der Produktion ist auf nachhaltiger Basis nicht möglich. Wir fordern daher eine nachhaltige Chemie sowie die konsequente Umsetzung einer nachhaltigen Ressourcen- und Stoffpolitik unter besonderer Berücksichtigung des Vorsorgeprinzips.