Australien brennt – und Deutschland macht weiter in Kohle?

16. Januar 2020 | Kohle, Klimawandel

Über Siemens' Mithilfe beim Bau einer neuen Kohlemine in Australien wurde angesichts der dortigen verheerenden Brände viel diskutiert in den vergangenen Tagen. Aber auch hier, bei uns in Deutschland, soll trotz Kohleausstieg noch ein neues Kohlekraftwerk ans Netz gehen. Das müssen wir verhindern – auch, um den Menschen in Australien zu helfen.

Buschbrand in Australien im Januar 2020 Buschbrand in Australien im Januar 2020  (Friends of the Earth Australia)

In Australien toben seit Monaten heftige Brände. Fast 12 Millionen Hektar Land sind den Feuern mittlerweile zum Opfer gefallen – das entspricht ungefähr einem Drittel der Fläche der Bundesrepublik Deutschland.

Bisher starben 28 Menschen in den Flammen, tausende Häuser und ganze Landstriche wurden zerstört, Millionen, Expert*innen vor Ort schätzen sogar viele Milliarden Tiere verbrannten qualvoll. 

Von Australien geht eine Warnung an die Welt aus

Die apokalyptischen Bilder vom anderen Ende der Welt zeigen: Die Klimakrise ist real, unser Planet steht bereits in Flammen. "Was gerade in Australien passiert, ist eine Warnung an die Welt, ein Aufruf zum Handeln", schreibt uns Cam Walker, Kampagnen-Koordinator von der BUND-Partnerorganisation Friends of the Earth Australia in einem Brief. 

Der BUND hatte die Kolleg*innen vor Ort gefragt, inwiefern wir sie hier aus Deutschland im Kampf gegen das Feuerinferno unterstützen können. Ihre Antwort war so unerwartet wie klar: "Setzt Euch dafür ein, dass Deutschland seine CO2-Emissionen endlich senkt! Schaltet Eure Kohlekraftwerke ab! Das Desaster bei uns zeigt, welche katastrophalen Folgen die Klimakrise jetzt schon hat. Nur gemeinsam können wir diese globale Krise bekämpfen. Macht Euch stark für den Klimaschutz in Deutschland! Dies ist die größte Hilfe für uns!"

Neues Kohlekraftwerk trotz Kohleausstieg?

Ein Appell, der bei der Bundesregierung weitgehend ungehört verhallt, wie die heutige Einigung zum Kohleausstieg zeigt. In wenigen Monaten soll hierzulande sogar mit Datteln 4 noch ein neues Kohlekraftwerk in Betrieb genommen werden! Das hat der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) heute nochmals bekräftigt.

Der BUND wird sich dagegen mit all seiner Kraft für den Schutz des Klimas und damit unserer Zukunft einsetzen. Eine wirksame CO2-Reduzierung in Deutschland funktioniert nur mit einem schnellen und konsequenten Kohleausstieg. Und das bedeutet: Datteln 4 darf nicht ans Netz gehen! Bisher konnte der BUND diesen Irrsinn vor Gericht verhindern. Wir werden weiter dafür kämpfen, dass der deutsche Kohleausstieg nicht zur Farce wird – nicht zuletzt für unsere Freunde in Australien, die zum Teil alles verloren haben.

Lesen Sie hier den gesamten Brief von Friends of the Earth Australia:

Liebe Freund*innen vom BUND,

Australien durchlebt eine beispiellose Feuerkrise. Millionen Hektar sind bereits verbrannt. Fast 2.000 Häuser wurden zerstört und viele Menschen kamen ums Leben. Die Brände sind so gewaltig, dass sie ein eigenes Wettersystem geschaffen haben, das weitere Brände durch eigene trockene elektrische Stürme entfacht. Feuerwehrleute haben so etwas noch nie gesehen.

Wissenschaftler*innen sagen nun, dass wahrscheinlich viele Milliarden Tiere in den Bränden umgekommen sind. Trotz großer Anstrengungen zur Rettung Tausender Kängurus, Koalas und anderer Tiere werden die Auswirkungen auf unsere biologische Vielfalt wahrscheinlich verheerend sein.

Und derzeit stehen wir erst am Beginn der Buschfeuersaison: Nachdem wir zuletzt das wärmste Jahr in der Geschichte Australiens hatten, ist für die kommenden Monate Februar und März nur eine Verschlechterung der Lage zu erwarten.

Wir befinden uns in einem Zustand der Angst, des Schocks und der Trauer. Viele unserer Mitarbeiter*innen, Freiwilligen und Menschen in den Gemeinden, in denen wir arbeiten, haben ihr Zuhause verloren. Viele in unseren Netzwerken, darunter auch ich, wurden von unseren Jobs abgezogen, um die Rolle der Freiwilligen Feuerwehr und des Rettungsdienstes in den Krisenregionen zu übernehmen. 

In Zeiten wie diesen ist es entscheidend, dass wir als Gemeinschaft zusammenstehen, uns gegenseitig schützen und unsere Gemeinden wiederaufbauen.

Was wir hier erleben, ist der Klimawandel. Diese Brandsaison verläuft genau so, wie es von Wissenschaftler*innen immer vorhergesagt wurde. So sieht für uns eine +1,5-Grad-Welt aus.

Das Wundervolle daran, Teil eines internationalen Netzwerks wie Friends of the Earth zu sein, sind die Solidaritätsbekundungen, die uns aus der ganzen Welt erreicht haben. Vielen Dank für diese Anteilnahme! Eure Unterstützung hat uns geholfen, unsere Stimmung zu heben und uns weniger allein zu fühlen.

Viele Menschen haben uns auch gefragt, wie sie helfen können. Und da antworte ich: Wirklich helfen würde es uns, wenn alle Menschen bei sich vor Ort dafür sorgen würden, dass fossile Brennstoffe in der Erde bleiben und unsere Energiesysteme transformiert werden. Ein Systemwandel ist der einzige Weg, um die weitere Erwärmung der Erde abzuschwächen und Gemeinschaften auf der ganzen Welt vor Katastrophen wie dieser zu schützen.  

Setzt Euch dafür ein, dass Deutschland seine CO2-Emissionen endlich senkt! Schaltet Eure Kohlekraftwerke ab! Das Desaster bei uns zeigt, welche katastrophalen Folgen die Klimakrise jetzt schon hat. Nur gemeinsam können wir diese globale Krise bekämpfen. Macht Euch stark für den Klimaschutz in Deutschland! Dies ist die größte Hilfe für uns.

Was gerade in Australien passiert, ist eine Warnung an die Welt, ein Aufruf zum Handeln. Und wir bitten euch, weiterhin mit uns für Klimagerechtigkeit zu kämpfen.

Von Cam Walker und allen Mitarbeitern und Freiwilligen von Friends of the Earth Australia

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