Auenzustandsbericht 2021: Nur noch neun Prozent der Flussauen sind ökologisch intakt

26. März 2021 | Flüsse & Gewässer, Naturschutz

Es war ein Armutszeugnis, das Bundesumweltministerium und Bundesamt für Naturschutz gestern vorstellten. Der neue Auenzustandsbericht für 2021 macht deutlich, wie schlimm es um Deutschlands Flussauen steht.

Elbimpression. Foto: Lars Fischer Die Elbe ist Teil eines Projekts des BUND. Hier sollen lebendige Auen gefördert werden.  (Lars Fischer)

Flussauen sind natürliche Überschwemmungs­gebiete. Wenn Wasser übertritt, nehmen sie es auf. Damit schützen sie vor Hochwasser und sind gleichzeitig ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

Laut des neuen Auenzustandsberichts des Bundesumweltministeriums sind mehr als die Hälfte der Flussauen in Deutschland stark verändert.

Den Flüssen steht nur noch rund ein Drittel ihrer ehemaligen Überflutungsflächen zur Verfügung. Nur knapp neun Prozent der Flussauen sind ökologisch intakt – und von dem einst prägenden Auwald ist nur noch rund ein Prozent übriggeblieben. 

Gegenüber dem ersten Bericht aus dem Jahr 2009 hat sich die Lage unserer Auen kaum verbessert: Von den aktiven Auen ist weiterhin nur ein geringer Anteil ökologisch funktionsfähig. Der BUND fordert schon lange, Flüsse und Auen wieder zu vernetzen, um die Artenvielfalt zu schützen. Die ernüchternden Ergebnisse der Berichte zeigen, wie drängend diese Forderungen sind. 

Mehr Raum für unsere Flüsse

Meike Kleinwächter, Leiterin des BUND-Auenzentrums, sagt: "Der BUND setzt sich bereits seit Langem für mehr Raum für Flüsse ein. Von dem 4.200 Hektar Auenflächen, die seit dem letzten Bericht von 2009 gewonnen wurden, hat das BUND-Auenzentrum mit seinen Partnern fast ein Viertel an der unteren Mittelelbe geschaffen." Im Jahr 2011 gelang dem BUND mit dem Naturschutzgroßprojekt "Lenzener Elbtalaue" die Fertigstellung der ersten großen Deichrückverlegung in Deutschland. Sie hat dem Fluss etwa 420 Hektar Überflutungsraum wiedergegeben – eine Maßnahme, die sowohl dem Naturschutz als auch dem Hochwasserschutz diente.

Im Projekt "Lebendige Auen für die Elbe" wurden ein alter, funktionsloser Deich geschlitzt und Flutrinnen reaktiviert. Diese Flutrinnen leiten schon bei kleineren Hochwassern das Elbwasser in das ökologisch wertvolle 420 Hektar große Gebiet der Hohen Garbe. Das fördert auentypische Lebensräume und die Entwicklung von seltenen und wertvollen Hartholz-Auwäldern. Dank des erfolgreichen Projekts wird die Hohe Garbe fortan mehr Wasser speichern, es reinigen und die Grundwasserqualität verbessern – allesamt wichtige Leistungen für uns Menschen!

Biologische Vielfalt kehrt zurück

Der BUND engagiert sich auch weiterhin umfassend. In einem weiteren Projekt, dem Verbundprojekt "MediAN" erwirbt das BUND-Auenzentrum Flächen zur Pflanzung und Entwicklung seltener Hartholz-Auenwälder im brandenburgischen Teil des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe. "Aktuell arbeiten wir zudem daran, mit unseren Partner*innen 200 Kilometer Oberweser im Rahmen des Bundesprogramms 'Blaues Band' zu revitalisieren. Hier sind eine Fülle von Maßnahmen zur Entwicklung auentypischer Lebensräume wie Kiesbänke, Röhrichte oder Weich- und Hartholzauenwälder geplant", so Kleinwächter. 

Was passiert, wenn unseren Flüssen mehr Raum gegeben wird und die Auen wiedervernetzt werden, zeigen eindrucksvoll die bisherigen Projekterfolge des BUND.

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb