Artenschutzkriminalität: Hunderte Tiere werden jedes Jahr illegal getötet

21. April 2021 | Naturschutz, Wildkatze

Beim Thema Wilderei denken viele Menschen an exotische Tierarten und ferne Länder. Doch auch in Deutschland werden Tiere häufig illegal getötet. Neue Zahlen zeigen, wie schlimm das Problem derzeit ist.

Der Bussard wird häufig Opfer von Artenschutzkriminalitaet. Der Mäusebussard ist der in Mitteleuropa am weitesten verbreitete Greifvogel.  (Beeki / pixabay)

Jedes Jahr werden in Deutschland mehrere hundert Tiere illegal getötet. Allein 2019 wurden 907 Fälle von Jagdwilderei polizeilich gemeldet. Die tatsächliche Zahl illegal getöteter Tiere dürfte allerdings noch deutlich höher liegen.

In den vergangenen beiden Jahren wurden laut eines Reports des Projekts "Tatort Natur" in Bayern dutzende Wildtiere illegal umgebracht. Er listet für die Jahre 2019 und 2020 insgesamt 75 gemeldete Fälle mit 121 getöteten Wildtieren aus 17 geschützten Arten auf. Die Dunkelziffer dürfte jedoch auch hier deutlich höher liegen.

Opfer wurden demnach häufig Greifvögel wie Rotmilane, Mäusebussarde oder Uhus, gefolgt von Turmfalken, dem Biber, dem Habicht, der Rohrweihe, dem Seeadler und dem Luchs. Im Landkreis Cham wurde den Angaben zufolge 2019 ein ganzer Schwarm Stare mit dem in der EU verbotenen Insektizid Carbofuran vergiftet.

Wildvögel häufig von Wilderei betroffen 

Eine weitere neue Untersuchung bestätigt, dass Wildvögel häufig Opfer illegaler Abschüsse werden. In den vergangenen zehn Jahren sind deutschlandweit weit mehr als 1.000 Wildvögel illegal getötet worden. Das teilte ein Sprecher der Erfassungs- und Dokumentationsstelle für Greifvogelverfolgung und Artenschutzkriminalität (EDGAR) mit Sitz in Bonn mit.

Die meisten Fälle seien in Nordrhein-Westfalen gemeldet worden - gefolgt von Bayern mit 185 Fällen und mehr als 450 getöteten Wildvögeln. In NRW sei die Zahl mehr als doppelt so hoch. Das liege aber vor allem daran, dass hier eine Monitoring-Stelle geschaffen wurde und Vorfälle somit häufiger registriert werden.

Der BUND kämpft für den Luchs und andere Wildtiere

Der BUND setzt sich für die Artenvielfalt ein und verurteilt Wilderei aufs Schärfste. Artenschutzkriminalität muss präventiv überwacht und konsequent verfolgt werden. Neben den Greifvögeln werden mittlerweile auch Raubtiere wie der Luchs vermehrt Opfer von Wilderei. Das ist ein Skandal. Der BUND engagiert sich seit den 1970er Jahren für die Heimkehr der Luchse. Es ist ein Gewinn für unsere heimische Artenvielfalt, dass heute, laut Bundesamt für Naturschutz, wieder 125 bis 135 erwachsene Luchse durch Deutschland streifen. Das sind jedoch immer noch viel zu wenige, um ihr Überleben dauerhaft zu sichern. Umso schlimmer, dass ausgerechnet diese Tiere häufig getötet werden. Ein weiteres Problem: Leider wird Artenschutzkriminalität noch zu häufig als Kavaliersdelikt abgetan. Hier braucht es auch ein Umdenken innerhalb der Gesellschaft.
 

Verbreitungsgebiete von Wildkatze und Luchs in Deutschland (dpa-infografik)

Verbreitungsgebiete von Wildkatze und Luchs in Deutschland
Verbreitungsgebiete von Wildkatze und Luchs in Deutschland
Verbreitungsgebiete von Wildkatze und Luchs in Deutschland (dpa-infografik)

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