Anfrage zeigt: Bundesregierung nimmt Wasserschutz nicht ernst

12. Juli 2019 | Flüsse & Gewässer, Landwirtschaft, Lebensräume, Naturschutz

Im Mai dieses Jahres hatte der Weltbiodiversitätsrat den planetaren Notstand ausgerufen: Weltweit sind mehr als eine Million Arten vom Aussterben bedroht. Besonders betroffen sind Tiere und Pflanzen in und am Gewässer. Auch in Deutschland trifft es Fische, Frösche und Libellen besonders hart, wie aus einer Kleinen Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag an die Bundesregierung hervorgeht.

Frosch beobachtet. Foto: Ray Hennessy / unsplash.com Das Überleben von Amphibien und vieler weiterer Tiere und Pflanzen an und in Gewässern ist akut gefährdet – weil die Bundesregierung zu wenig für ihren Schutz tut.  (Ray Hennessy / unsplash.com)

Die Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen erkundigte sich nach dem aktuellen Stand der aquatischen und wasserabhängigen Biodiversität und deren Entwicklungstrend. Zudem wollte die Grünen-Fraktion wissen, welchen Kenntnisstand die Bundesregierung zu den Ursachen für den Rückgang vieler Arten in und an Gewässern hat und welche Maßnahmen sie plant, dem Artensterben zu begegnen.

Die Antwort der Bundesregierung zeichnet ein erschreckendes Bild: Von den in der FFH-Richtlinie gelisteten Arten steht es um 56 Prozent der Fischarten, 68 Prozent der Amphibien und 80 Prozent der Libellen schlecht. Auch langfristig übersteigt bei allen untersuchten Arten der Rückgang die Zunahme deutlich.

Viele Arten vom Aussterben bedroht

Arten wie Lachs und Flussperlmuschel sind vom Aussterben bedroht, Aal und Rotbauchunke stark gefährdet. Besonders besorgniserregend ist der starke Rückgang vieler unbekannterer Arten, die essenziell für die Ökosysteme in und am Gewässer sind – beispielsweise als Nahrungsgrundlage für Vögel oder zur Reinhaltung des Wassers.

Rund 80 Prozent aller Gewässer- und Auenbiotoptypen drohen, in den kommenden Jahren verloren zu gehen. Dabei sind intakte Auen besonders wichtig für unsere Gewässer – sie sind die artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas. Doch sie bedecken in Deutschland nur noch drei Prozent ihrer ursprünglichen Fläche.

Bundesregierung verschleppt Gewässerschutz

Auen sind von großem Nutzen für Natur und Gesellschaft, schützen beispielsweise vor Hochwasser, filtern Nähr- und Schadstoffe aus dem Wasser und speichern große Mengen des klimaschädlichen Kohlendioxids. Auch Fischerei und Tourismus profitieren von intakten Auen. Dies zeigt auch das BUND-Projekt "Lebendige Auen für die Elbe", welches naturnahe Auen an der Elbe schützt und entwickelt.

Der BUND fordert die Bundesregierung daher auf, die Wasserrahmenrichtlinie – das Schutzgesetz für alle unsere Gewässer – endlich wirksam umzusetzen. Es muss ein bundesweites Sofortmaßnahmenprogramm zum Schutz unserer Gewässer geben.

Im Jahr 2015 erreichten gerade mal knapp sieben Prozent der Fließgewässer einen guten ökologischen Zustand. Die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Grünen zeigt deutlich, dass die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie bei Weitem verfehlt werden und der politische Wille, diese Richtlinie bis 2027 umzusetzen, nicht vorhanden ist.

Viele Gewässer sind mehrfach belastet

Neben Veränderungen der Gewässerstruktur, fehlenden naturnahen Lebensräumen und der Durchgängigkeit der Fließgewässer ist auch der Eintrag von Nähr- und Schadstoffen mitverantwortlich für die Artenkrise an unseren Gewässern. Daher müssen Gewässerrandstreifen flächendeckend eingeführt, Auen renaturiert und Querbauwerke zurückgebaut werden.

Knapp 40 Prozent der europäischen Gewässer sind laut der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Grünen zudem mehrfach belastet. D.h. beispielsweise, dass bei einem Fluss nicht nur der Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft zu hoch ist, sondern er zusätzlich auch noch stark begradigt und von seinen Auen abgeschnitten wurde.

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