Ampel: Ressourcenschutz nicht vergessen!

02. November 2021 | Ressourcen & Technik, Nachhaltigkeit, Suffizienz, TTIP / CETA, BUND, Bundestagswahl

Würden alle Menschen weltweit so leben und wirtschaften wie wir in Deutschland, bräuchten wir drei Erden. Und der Hunger auf endliche Rohstoffe wie Erdgas (für Plastik) und seltene Metalle (für Elektronik) wächst weiter: Das Fördern und Schürfen befeuert Klimawandel und Artensterben und geht allzu oft mit Menschenrechtsverletzungen einher. In den Koalitionsverhandlungen der Ampelparteien spielte der Ressourcenschutz bisher keine Rolle – der BUND kämpft dafür, dass sich das ändert! Unterstützung erhält er jetzt vom Rat für Nachhaltige Entwicklung.

Lastwagen vor Bergbaumine Der Abbau von Rohstoffen muss substanziell begrenzt werden.  (Nyamdorj / Pixabay)

Die Ressourcenkrise – eng verbunden mit der Klimakrise und dem Verlust der biologischen Vielfalt – wird zu einer der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Genau zur rechten Zeit hat der Rat für Nachhaltige Entwicklung, der die Bundesregierung in Nachhaltigkeitsfragen berät, eine Stellungnahme zum zirkulären Wirtschaften vorgelegt. 

Der BUND teilt die Botschaft: Die Transformation hin zu einer konsequenten Kreislaufwirtschaft ist überfällig. Dabei geht es um den kompletten Wandel unseres bisherigen Wirtschaftens – weg von einer linearen hin zu einer sogenannten zirkulären Wirtschaftsweise. Diese betrachtet den gesamten Wertschöpfungsprozess und hat möglichst geschlossene Ressourcenkreisläufe zum Ziel. 

Die Art und Weise, wie wir heute produzieren und konsumieren, ändert sich damit umfassend. Der Rat fordert daher, mögliche soziale Folgen mit einzubeziehen. Und er fordert die zukünftige Bundesregierung auf, eine ressortübergreifende Strategie zu erarbeiten. 

Ressourcenverbrauch absolut begrenzen!

Zentral aus Sicht des BUND ist dabei – wie es auch der Nachhaltigkeitsrat fordert – die Ressourcenschutzziele anzupassen und eine absolute Reduktion des Ressourcenverbrauchs festzulegen. Denn es reicht nicht, Produkte im Kreislauf zu führen – vor allem muss es gelingen, insgesamt substanziell weniger Ressourcen und Rohstoffe zu nutzen. Also auch von vorherein das Material und die Stoffe zu reduzieren, die wir unserer Wirtschaft zuführen. 

Zudem ist das Potential des Recyclings begrenzt – und damit auch das Potenzial einer noch so gut funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Von allen deutschen Haushaltsabfällen etwa fließt nur gut die Hälfte in die Verwertung. 

Doch selbst wenn alle in Deutschland anfallenden Abfälle recycelt und die Materialverluste beim Recycling sowie Fehlwürfe vernachlässigt würden: Nur 12 bis maximal 22 Prozent der primären Rohstoffe, die für die Herstellung neuer Produkte benötigt werden, könnten durch Recyclingmaterialien ersetzt werden. Die Kreislaufwirtschaft kann also nur ein Teil der Lösung sein.

Der Rat fordert auch die Recyclingfähigkeit im gesamten Produktlebenszyklus mitzudenken –  beginnend beim Produktdesign. Und weiterhin: die Herstellerverantwortung umfassend zu stärken und Schadstoffeinträge in Ökosysteme zu vermeiden. 

Am Beispiel der – oft so ökologisch wirkenden – Papier-Plastik-Verbund-Verpackungen zeigt sich, warum dies so wichtig ist: Es handelt sich um Einweg-Verpackungen für Festes oder Flüssiges, die aus einem Papier-Plastik-Gemisch bestehen. Diese lassen sich kaum recyceln und verschlechtern auch die Papiersammlung. Das Plastik geht verloren, und nur ein Teil der Papierfasern kann überhaupt recycelt werden. Zudem sind die europäischen Recyclinganlagen überlastet – und ein Export des Mülls bietet keine nachhaltige Lösung.

Mehrweg, Teilen, Tauschen, Reparatur: Schlüssel für eine gelingende Kreislaufwirtschaft

Deshalb kann nur Mehrweg eine Lösung für die Zukunft sein. Mehrweg-Glas-Flaschen etwa können bis zu 50-mal wieder befüllt werden, bevor sie ins Recycling gehen. Mehrweg sollte daher als Standard in allen Bereichen eingeführt werden, auch im Online-Handel und zwischen Unternehmen. 

Ein weiterer Schlüssel für zirkuläres Wirtschaften, bei dem viel weniger primäre Rohstoffe verbraucht würden, ist die sogenannte "Sharing-Economy". Günstige Leihsysteme für Fahrräder, Autos und Werkzeuge, die mit vielen geteilt werden, sind dafür gute Beispiele. 

Auch ein herstellerunabhängiges Recht auf Reparatur kann dafür sorgen, dass seltene Metalle in elektronischen Geräten nicht verloren gehen, da die Geräte wieder repariert werden können. In diesem Sinne brauchen wir konsequente Suffizienz-Strategien: Ziel muss es sein, anders und weniger zu konsumieren und damit den Verbrauch absolut zu reduzieren.  

Das fordert der BUND

Von den Koalitionspartnern erwartet der BUND, dass sie in der kommenden Legislaturperiode politische Lösungen entwickeln, um den Ressourcenverbrauch auf ein sozial-ökologisch vertretbares und global gerechtes Maß zu reduzieren. 

Dafür muss ein Gesetz auf den Weg gebracht werden, das vergleichbar mit dem Klimaschutzgesetz übergeordnete Ressourcenschutzziele festlegt. So eine gesetzliche Verankerung würde der Wirtschaft Planungssicherheit geben. Und könnte die Kreislaufwirtschaft zu einem beschäftigungsreichen und krisenresilienten Erfolgsmodell machen.

Weiterhin müssen auch die Müllmengen absolut sinken, da Müllverbrennung der Kreislaufwirtschaft Ressourcen entzieht. Wir brauchen also statt dieser Ressourcenvernichtung eine echte Wärmewende auf Basis echter erneuerbarer Energieträger.

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