Wenn Sie an der Nordsee einen Strandspaziergang machen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie einer Vertreterin der gemeinen Strandkrabbe (Carcinus maenas) begegnen. Diese ist mittlerweile die am weitesten verbreitete Krebsart.
Ursprünglich kam die Strandkrabbe nur an der Nordatlantikküste vor, doch sie hat sich durch menschenverursachte Verschleppung inzwischen fast weltweit angesiedelt. Während sie sich früher wahrscheinlich in den löchrigen Holzrümpfen von Handelsschiffen verkroch, reist die Strandkrabbe heutzutage oft im sogenannten "Ballastwasser" mit. Das ist Wasser, das kaum oder nicht beladene Seeschiffe in Tanks in ihrem Rumpf mitnehmen, um die Stabilität des Schiffes zu sichern – und dass sie dann im Zielhafen wieder ablassen.
Außerhalb ihres ursprünglichen Heimatgebietes gilt die Strandkrabbe daher als invasive Art. Invasiv bedeutet, dass sie sich in nicht-heimischen Gebieten wie Nordamerika, Australien oder Südafrika sehr schnell vermehrt und unter anderem durch ihren gewaltigen Appetit starken Einfluss auf die einheimische Tier- und Pflanzenwelt nimmt bzw. diese verdrängt.
Sie frisst alles – manchmal auch ihre Artgenossen
Aber warum ist die Strandkrabbe eigentlich so eine geschickte Überlebenskünstlerin? Zugute kommt ihr zunächst, dass sie eine sehr anpassungsfähige Allesfresserin ist, die in Salz- sowie Brackwasser überleben kann.
Strandkrabben sind äußerst geschickte Räuberinnen, die bei ihrer Beute nicht besonders wählerisch sind. Das Knacken von Muscheln selbst in eigener Körpergröße ist kein Problem und auch frisch gehäutete Artgenossen stehen manchmal auf ihrem Speiseplan.
Die Strandkrabbe erfindet sich ständig neu
Außerdem sichert die Strandkrabbe sich ihr Überleben durch ihre hohe Regenerationsfähigkeit per Häutung und die Fähigkeit, für eine bestimmte Zeit von Kiemen- auf Luftatmung zu wechseln.
Die Häutung ist dabei ein wahres Wunderwerk! Sie ist zunächst notwendig, da der Panzer der Krabbe nicht mitwachsen kann. Sobald die Strandkrabbe geschlechtsreif ist, häutet sie sich etwa ein Mal im Jahr. Dabei platzt der alte Panzer auf und die Strandkrabbe beginnt sich durch das Schlucken von Wasser aufzupumpen, um den darunterliegenden, noch weichen Panzer zu dehnen. Nach etwa drei Tagen ist der neue Panzer dann ausgehärtet.
Durch die Häutungen kann die gemeine Strandkrabbe jedoch auch ganze Organe wie z.B. ein im Kampf verlorenes Bein bis zur ursprünglichen Größe wieder neu bilden.
So erkennen Sie eine Strandkrabbe
Die Färbung der Tiere ist vor allem von ihrem Alter abhängig. Wenn die Strandkrabbe sich allerdings längere Zeit nicht gehäutet hat, verfärbt sich ihre Unterseite tiefrot und die Oberseite bräunlich.
Da sie zu den Krebstieren der Ordnung "Zehnfußkrebse" gehört, besitzen die gemeine Strandkrabbe acht Beinpaare und ein Scherenpaar. Dabei ist eine Schere (meist auf der rechten Seite) deutlich stärker ausgebildet und wird "Knackschere" genannt, da sie zum Zerkleinern harter Beute dient. Die kleinere Schere wird "Kneifschere" genannt und dient zum Halten von Beute.
Strandkrabben bewegen sich zumeist seitlich fort und werden daher auch oft mit dem plattdeutschen Wort "Dwarslöper", also Querläufer, bezeichnet ("dwars" = quer, "löper" = Läufer).
Männchen oder Weibchen?
Ihr Geschlecht erkennt man an dem unter dem Körper am Hinterleib eingeschlagen Schwanz (Pleon). Das Hinterteil des Weibchens ist rundlich und breit geformt, das des Männchens eher eckig und schmal.
Die weibliche Strandkrabbe kann zu einer stattlichen Größe von bis zu 70 Millimetern Panzerdurchmesser heranwachsen, Männchen schaffen es sogar bis auf 85 Millimeter. Der Strandkrabbenpanzer hat auf Kopfhöhe jeweils rechts und links fünf Zähne und die zwei kurzen Antennenpaare dienen der Geruchswahrnehmung.
Strandkrabben können sich nur unmittelbar nach der Häutung der Weibchen fortpflanzen. Der befruchtete Eierballen aus bis zu 200.000 orangefarbenen Eiern klebt sich das Weibchen unter den Pleon und trägt diesen bis zum Schlüpfen der Larven circa vier Monate mit sich herum.
Nach dem Schlüpfen leben die Krebslarven zunächst freischwimmend im Wasser, bis sie sich als Jungkrabben auf dem Meeresboden ansiedeln.
Hier fühlt die Standkrabbe sich wohl
Strandkrabben leben in Gezeiten- und Flachwasserzonen, die bei Ebbe für viele Stunden trockenfallen. Meist findet man sie an Sand- und Felsküsten sowie auf Muschelbänken oder in Hafenanlagen.
Bei Ebbe suchen sich die Strandkrabben ein feuchtes Versteck am Prielrand, unter Seetang oder Steinen, wo sie sich komplett im Sand vergraben, um dort auszuharren, bis die Flut das Wasser zurückbringt.
Da die Krabbe eigentlich über Kiemen atmet, trägt sie einen Notfall-Wasservorrat links und rechts unter dem Rückenpanzer mit sich herum. Der Wasservorrat hält bei Ebbe die Kiemen feucht und ermöglicht es der Strandkrabbe, bis zu zwölf Stunden im Trockenen zu überleben.
In den Wintermonaten ziehen sie sich von der Uferzone zurück und begeben sich in tiefere Gewässer, um der Kälte zu entfliehen.
Der Krabbe geht es gut, ihrem Lebensraum nicht
Den Beständen der Strandkrabbe geht es noch ganz gut. Ihr Lebensraum ist jedoch vielen Gefahren und Belastungen ausgesetzt. Die Fischereiindustrie überfischt die Meere und die Energiewirtschaft baut Erdöl ab, die zunehmende Schifffahrt und der Tourismus belasten das Ökosystem Meer zusätzlich.
Der BUND zeigt auf, wie unsere Meere nachhaltig genutzt werden können und entwickelt Strategien zum Meeresschutz.