Reaktionen unserer Leser*innen auf die Ausgabe 3/2022

Die Redaktion des BUNDmagazins freut sich über jede Zuschrift, behält sich aber Kürzungen vor.

Leserbriefe zur aktuellen Ausgabe

Alle Beiträge auf- oder zuklappen
Pilze

Ihr Schwerpunkt Pilze behandelt ein interessantes und wichtiges Thema. Im Vorwort heißt es, jetzt im Spätsommer gebe es viel zu entdecken. Leider wurde dabei der Klimawandel komplett ausgeblendet. Ich wohne und arbeite im Schwarzwald und bin viel in der freien Natur unterwegs. Infolge der langen Trockenheit haben auch die Pilze schwer gelitten. Man sieht bislang fast keine Fruchtkörper, und ich glaube nicht, dass da noch viel kommt. Von einer schönen Zeit für Pilzfreunde kann man daher nicht sprechen. Der BUND hat den Klimawandel doch ansonsten fest im Blick? Ansonsten fand ich Ihr Heft wie immer sehr interessant und informativ.

Andreas Sippel, Titisee-Neustadt

Redaktion:

Tatsächlich blieb es in weiten Teilen Deutschlands bis in den Herbst hinein zu trocken für die meisten Pilze. Das war im Juni/Juli, als unser Schwerpunkt entstand, noch nicht abzusehen. Ab Mitte September nahm die Pilzsaison dann aber doch Fahrt auf. Vielerorts wuchsen Steinpilze, Maronenröhrlinge oder Parasole in überraschend großer Zahl. Auf die Klimakrise und ihre Folgen weist der BUND im Übrigen sehr regelmäßig hin, auch im BUNDmagazin.

Atomkraft und Wasserstoff

Die Schlussfolgerung Ihres Kommentars „Sparen und Abschalten“ liest sich fast wie eine regierungsamtliche Stellungnahme: „Angesichts des Störfallrisikos darf es keine längeren Laufzeiten für die Atomkraftwerke geben.“ Bisher war es doch wohl Position des BUND, dass Atomkraftwerke schon deshalb abzulehnen sind, weil sie selbst bei störungsfreiem Normalbetrieb Radioaktivität an die Umwelt abgeben, mit den bekannten Folgen (z.B. Krebshäufigkeit). Daraus folgt, dass die Frage von Sicherheitsüberprüfungen und andere technische Probleme nicht das Kriterium für die Akzeptanz dieser Energiequelle sein können, auch nicht bei einer Energiekrise.
Hinzu kommen weitere Umweltprobleme wie die Kühlwasserentnahme aus Flüssen.
Und was ist bei störungsfreiem Betrieb mit dem Atommüll? Auch dazu kein einziges Wort. Hier bedarf es dringend einer Richtigstellung.

Klaus Bähr, Hamburg

Redaktion:

In ihrem Kommentar zur Energieversorgung konnten die BUND-Vorsitzenden aus Platzgründen nicht alle Argumente aufführen, die gegen die Atomkraft sprechen. Zu den erwähnten Gesundheitsrisiken veröffentlichten wir hier kürzlich eine neue Studie. Überdies warnt der BUND öffentlich bei jeder Gelegenheit vor den Gefahren, die von der Nutzung der Atomenergie ausgehen.

Auf der Webseite des BUND ist noch von „Wasserstoff-Hype“ die Rede. Und für die Nutzung von grünem Wasserstoff werden „Grundvoraussetzungen“ und Vorbehalte aufgeführt. Diese Haltung verkennt völlig, dass wir den Ausbau der grünen Wasserstoffwirtschaft schon lange energisch hätten fordern müssen und Klimaschutz ohne grünen Wasserstoff letztlich gar nicht möglich ist. Es müsste inzwischen auch dem BUND klar sein, dass weltweit ca. 30 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien in grünen Wasserstoff umgewandelt werden müssen, um fossile Brennstoffe dort zu ersetzen, wo Strom nicht ausreicht, wie im Schwerlastverkehr, im Stahl- und Chemiesektor. Dazu sind wir auf Importe angewiesen.
Der Kommentar der BUND-Vorsitzenden auf Seite 8 stellt zu den Terminals für Flüssiggas richtig fest: „Dann müssen sie [gemeint sind die Gas-Terminals] zu Terminals für grünen Wasserstoff umgebaut werden. Hier liegt die Zukunft unserer Energiesicherheit und des Klimaschutzes.“ Bravo!! Dieser Kommentar ist richtig, und ich hoffe sehr, dass sich damit auch bald die missverständliche Darstellung auf Ihrer Webseite ändert.

Georg Kraft, Friedrichsdorf

Module statt Mais

Mit der BUND-Position 72 verabschiedet sich der BUND als Nachhaltigkeitsverband von der politischen Bühne. Was haben sich die Autoren dieser Position und der Bundesvorstand, der sie abgesegnet hat, bloß dabei gedacht, dass auf rund 180000 Hektar Landwirtschaftsfläche künftig Strom statt Nahrung produziert werden soll? Woher werden die Nahrungs- und Futtermittel, die auf dieser Fläche derzeit angebaut werden, dann kommen? Ein Blick in den Bodenatlas 2015 liefert eine eindeutige Antwort: von anderen Kontinenten. Im schlimmsten Fall werden in Brasilien weitere zigtausend Hektar Regenwald vernichtet, um Soja für deutsche Tierhalter anzubauen. Ein Bärendienst für den Klimaschutz! Dabei besteht nicht die geringste Notwendigkeit, mit Photovoltaik-Anlagen auf Ackerflächen zu gehen, denn bereits versiegelte Flächen bieten dafür fast viermal so viel Platz wie für die Energiewende erforderlich.

Herwig Winter, Mörlenbach

Kürzlich warnte Kurt Weinberger von der Österreichischen Hagelversicherung davor, dass beim aktuellen Weiter-so unsere Kinder die letzte Generation sein könnte, „die noch eine produzierende Landwirtschaft erleben kann“. Wir stehen also vor Hungersnöten, mitten in Europa. Vor diesem Hintergrund ist es für mich völlig unverständlich, warum wir als BUND das Motto „Module statt Mais“ propagieren. Wir brauchen jeden Quadratzentimeter Acker für unsere Nahrungsmittelversorgung. In Deutschland und Europa steht genug versiegelte und nicht-landwirtschaftlich genutzte Fläche zur Verfügung. Diese könnte sofort mit PV-Modulen ausgestattet werden. Das sollten wir mit allem Nachdruck fordern.

Gregor Mitsch, Heppenheim

Wieso muss sich der BUND als Verband der Nachhaltigkeit und ganzheitlichen Betrachtungsweise ohne Not und vorauseilend für den Zubau auf landwirtschaftlicher Fläche aussprechen, statt sich für die sofortige Umsetzung aller Alternativen starkzumachen? Für Freiland-Photovoltaik haben wir ein riesiges Angebot außerhalb landwirtschaftlich genutzter Flächen, das nur zu einem Bruchteil genutzt wird.

Der Slogan „Module statt Mais“ erinnert mich eher an Aussagen der Werbebranche und steht im Widerspruch zu unseren bisherigen Positionen. Die Alternative zu Mais war und ist Ökolandbau auf der gesamten landwirtschaftlichen Fläche, und das ohne Abstriche – aber bestimmt keine Solarmodule.

Der einzige Kompromiss, der seitens des BUND mitgetragen werden könnte, sind Anlagen der Agri-Photovoltaik mit den in der BUND-Position beschriebenen Restriktionen. Und dies nur dann, wenn nach Ausschöpfung aller anderen Möglichkeiten die Energiewende-Ziele nicht zu erreichen sind.

Hermann Maxeiner, BUND Limburg-Weilburg

Redaktion:

Solarstrom auf dem Acker gefährdet die Ernährung nicht. Solange zwei Drittel des Pflanzenertrags in die Fleischproduktion gehen, haben wir kein Hungerproblem. Zudem würde ein Tempolimit ausreichen, um sieben Prozent der Agrarfläche durch Wegfall der unökologischen „Agro-Sprit“-Beimischung für die Ernährung freizumachen. Und auf Flächen mit Agri-Photovoltaik kann zu 90 Prozent weiter Landwirtschaft betrieben werden.

Klar ist: Der BUND setzt sich mit einer Solarpflicht überall für die Priorität von PV-Anlagen auf Gebäuden und versiegelten Flächen ein. Aber der Klimawandel erfordert schnelles Handeln. Daher soll der PV-Ausbau auch zu einem Drittel im Freiland erfolgen und ökologische Kriterien einhalten. Genau dies ist in der BUND-Position
ausführlich beschrieben.

Werner Neumann und Kai Frobel (Sprecher der BUND-Arbeitskreise Energie und Naturschutz)

Weniger ist mehr

Das neue Magazin enthält wieder viele Infos und Anregungen, die ich außerordentlich schätze. Einen Gedanken aus dem Intro möchte ich aber aufgreifen. Sie schreiben: „Da der Blick aufs große Ganze so unerfreulich ist, tun wir gut daran, uns an kleinen Dingen aufzurichten.“ Das stimmt natürlich. Doch könnte es nicht sein, dass bei allen richtigen und wichtigen Aktionen ein blinder Fleck bleibt, wenn wir die Frage nach dem großen Ganzen ausklammern?

Klimaberichte betonen nicht selten: Es sei noch nicht zu spät, die Treibhausgase radikal zu verringern. Ist dies aber mit dem vermeintlichen Konsens des Wirtschaftswachstums vereinbar? Viele Studien behaupten das Gegenteil: Eine Entkopplung dieses Wachstums vom Ressourcen- und Energieverbrauch sei nicht möglich. Wäre dies nicht eine Debatte wert, bevor es zu spät ist?

Kürzlich begeisterte mich das Buch von Jason Hickel, „Weniger ist mehr“ (oekom-Verlag). Eine Grundthese: In einkommensstarken Ländern brauchen wir kein Wirtschaftswachstum. Ab einem bestimmten Punkt verringert es sogar das Wohlbefinden der Menschen, durch Stress, Umweltschäden, Krankheiten ... Und ökologisch ist es ein Desaster.

Friedrich Brachmann, Dresden

Essensreste

Sie schreiben: „Weltweit geht pro Jahr etwa ein Drittel der Lebensmittel auf dem Weg vom Feld bis zum Teller verloren." Dabei dachte ich spontan an die Unmengen, die nach dem Essen im Restaurant verloren gehen, vom Teller in den Müll. Über diese Essenreste, teilweise kaum angerührte Beilagen wie Kartoffeln, Reis, Nudeln, Salat, Gemüse, Saucen ..., lese und höre ich fast nie etwas. In dieser Verschwendung steckt auch viel Energieverbrauch und Klimabelastung, abgesehen von der geringen Wertschätzung. Vielleicht mögen Sie das bei nächster Gelegenheit mal mit aufführen?

Beate Kaestner-Sies, Hamburg

Wasser sparen

Wieso sollte man die Toilette mit kostbarem Trinkwasser spülen (etwa 30 Prozent des Durchschnittsverbrauchs), wenn doch jeder Haushalt eine ähnliche Menge beim Duschen verbraucht? Ist der Abfluss mit einem Stöpsel verschließbar, genügt ein Schöpfgefäß, um das verbrauchte Wasser in ein, zwei Eimern zwischenzulagern, bis es zum Spülen verwendet wird. Ansonsten empfiehlt es sich, in eine Maurerwanne aus dem Baumarkt zu steigen und darin das Wasser aufzufangen.

Ralf Scheuber, Wiesbaden

Redaktionsanschrift

BUNDmagazin


Kaiserin-Augusta-Allee 5 10553 Berlin E-Mail schreiben Tel.: (030) 2 75 86-457

BUND-Bestellkorb