Zwischenlager: Echte Öffentlichkeitsbeteiligung im Genehmigungsverfahren und nicht nur schöne Broschüren

12. April 2018

Zur heute vorgestellten neuen Broschüre des Bundesamtes für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) "Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle – Sicherheit bis zur Endlagerung" und zur Öffentlichkeitsbeteiligung erklärte Thorben Becker, Atomexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):

Thorben Becker BUND-Atomexperte Thorben Becker  (Sebastian Hennigs)

"Wir begrüßen, dass sich das BfE mit der Herausforderung einer Atommüll-Zwischenlagerung über die bisher genehmigten Zeiträume hinaus befasst. Anders als die oberste Bundesbehörde sind wir aber der Auffassung, dass die Sicherung und Sicherheit der Castor-Lager bereits aktuell problematisch sind. Defizite gibt es etwa beim unzureichenden Schutz gegen potenzielle Terroranschläge.

Klar ist, dass die Zwischenlager deutlich länger als geplant und bisher genehmigt in Betrieb bleiben müssen, weil mit der Einlagerung des Atommülls in ein tiefengeologisches Lager erst ab 2050 oder deutlich später begonnen werden kann. Zudem fehlen an allen Zwischenlagerstandorten spätestens ab dem Zeitpunkt der Stilllegung der Atomkraftwerke, Möglichkeiten zur Reparatur schadhafter Castorbehälter. Auf Grund der längeren Zwischenlagerungsdauer der Castoren muss zudem die mindestens stichprobenweise Überprüfung von Behälterinventaren und Behälterinnenkomponenten regelmäßig erfolgen.

Der BUND verlangt von den zuständigen Politikern in Bund und Ländern, diese Probleme endlich offen zu thematisieren und einen wirklichen Dialog mit der Öffentlichkeit zu führen. Angesichts der zunehmenden Sicherheitsrisiken muss unter Beteiligung der Menschen an den Zwischenlagerstandorten ein neues Zwischenlager-Konzept entwickelt werden. Das "Nein" des Bundesamtes zu einer Beteiligung der Öffentlichkeit an den anstehenden Genehmigungsverfahren zur Einlagerung von Castor-Behältern aus der Wiederaufarbeitung in die Zwischenlager Biblis, Brokdorf, Philippsburg und Isar ist skandalös. Der BUND fordert diese Genehmigungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und Öffentlichkeitsbeteiligung durchzuführen."

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