Zukunftskommission Landwirtschaft ist eine große Chance

06. September 2020 | Landwirtschaft, Massentierhaltung

Berlin. Anlässlich des Starts der Zukunftskommission Landwirtschaft am morgigen Montag verweist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf die Notwendigkeit eines gemeinsamen landwirtschaftlichen Leitbildes, das in der Kommission erarbeitet werden muss. Auf Einladung von Bundeskanzlerin Angela Merkel kommen am Montag die 31 Kommissionsmitglieder und ihr Vorsitzender zur ersten Sitzung im Bundeskanzleramt zusammen. Die BUNDjugend wird durch ihr Vorstandsmitglied Myriam Rapior vertreten. Für den BUND wurde der Vorsitzende Olaf Bandt berufen. 

"Ziel der Zukunftskommission muss es sein, einen vertieften Dialog und Ausgleich zwischen den Interessen der landwirtschaftlichen Betriebe und den gestiegenen gesellschaftlichen Anforderungen zu erreichen. Das gelingt am besten, wenn wir in die Zukunft schauen und uns auf ein mittelfristiges Leitbild einigen“, so Bandt. „Wir brauchen einen Systemwandel für eine sozial-ökologische Zukunft der Landwirtschaft. Das heißt Schutz von Lebensräumen, des Grundwassers, eine tiergerechte Nutztierhaltung in Verbindung mit dem Erhalt bäuerlicher Betriebe. Neben der Diskussion zum Leitbild gehören für mich auch konkrete Schritte zu einer zukunftsfähigen, gesellschaftlich akzeptierten Landwirtschaft dazu."

Die BUNDjugend begrüßt, dass sie als Jugendvertretung in der Kommission mit am Tisch sitzt und sich für die Anliegen von jungen Menschen und künftigen Generationen einsetzen kann. Hierzu Myriam Rapior, mit 24 Jahren jüngstes Kommissionsmitglied: "Als BUNDjugend gehen wir seit vielen Jahren für einen Wandel in der Agrarpolitik auf die Straße. Die Kommission bietet eine Chance, gemeinsam mit allen Akteuren und Akteurinnen ein Zukunftsbild für die Landwirtschaft von morgen zu entwickeln. Wir brauchen eine sozial-ökologische Transformation der Landwirtschaft. Dabei müssen das Wohl und die Bedürfnisse von landwirtschaftlichen Erzeugerinnen und Erzeugern, der Konsumentinnen und Konsumenten, der Natur und Tiere sowie kommender Generationen weltweit in Einklang gebracht werden."

BUND und BUNDjugend reichen zu Beginn der Kommissionsarbeit allen Kommissionsteilnehmerinnen und -teilnehmern die Hand und hoffen auf einen respektvollen, offenen Umgang miteinander. Rapior weiter: "Es muss darum gehen, gesellschaftliche Konflikte aufzubrechen und kollektive Lösungen zu finden. Wir erwarten, dass die Ergebnisse der Kommission eine Zukunftsperspektive für junge Menschen und künftige Generationen bieten. Zudem muss sichergestellt werden, dass die Empfehlungen der Kommission von der Politik genutzt und umgesetzt werden. Aus Jugendperspektive ist es wichtig, so schnell wie möglich mit dem Umbau der Landwirtschaft zu beginnen und die dringend notwendige Systemumstellung nicht länger in eine ferne Zukunft zu verschieben."

Mit Blick auf die Bauernproteste der letzten Wochen und Monate ergänzt Olaf Bandt: "Die Anforderungen an die landwirtschaftlichen Betriebe – beispielsweise im Tierschutz, Klimaschutz oder Umweltschutz – steigen kontinuierlich. Ein großer Teil der landwirtschaftlichen Betriebe ist sehr offen für diese großen Herausforderungen. Viele sehen sich aber zum Beispiel durch zu geringe Erzeugerpreise nicht in der Lage, diesen Anliegen nachzukommen." Unzureichende Marktordnungen sowie die Marktmacht des Handels verstärken aus Sicht des BUND diesen Effekt zum Nachteil der Bäuerinnen und Bauern. "Anstatt die notwendige Transformation aktiv zu begleiten, bleibt die Agrarpolitik weitgehend unverändert und bietet der Landwirtschaft nicht die notwendige Unterstützung an", kritisiert Bandt. "Das muss sich ändern."

Ein massives Höfesterben, Imageverlust der Landwirtschaft, hoher Konkurrenzdruck am Weltmarkt, weitere Spezialisierung und Konzentration der Agrarproduktion sind die Folge der bisherigen Agrarpolitik. "Um einen Ausweg aus dieser misslichen Lage zu finden, muss die bisherige Agrarpolitik, die auf Agrarexporte, Produktion günstiger Agrarrohstoffe und eine immer intensivere Landbewirtschaftung setzt, grundsätzlich hinterfragt werden. Nur durch einen deutlichen Wandel in der Agrarpolitik kann der Landwirtschaft eine attraktive Zukunftsoption geboten werden. Dieser Wandel muss die Veränderung auf den Betrieben einleiten, für die vielfältigen Agrarbetriebe zu fairen Erzeugerpreisen führen und die gesellschaftlichen Erwartungen mit berücksichtigen", so Bandt.

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