Zeitumstellung und dunkle Jahreszeit: BUND warnt vor Wildunfällen

26. Oktober 2021 | Lebensräume, Naturschutz, Mobilität, Wildkatze

Berlin. Momentan wird es stetig früher dunkel und damit wächst die Gefahr für Wildtiere, auf Straßen überfahren zu werden. Darauf macht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) anlässlich der bevorstehenden Zeitumstellung aufmerksam. Besonders der Berufsverkehr fällt nun immer stärker in die dunklen Stunden und damit in die Zeit, in der viele Wildtiere besonders aktiv sind.

"Ob Wildkatze, Fischotter oder Luchs: Für viele seltene Arten ist der Straßentod Todesursache Nummer eins", so Friederike Scholz, Wildtierexpertin des BUND. Hinzu kommen schätzungsweise 250.000 Rehe, Hirsche, Wildschweine und unzählige kleinere Tiere, die jedes Jahr auf Deutschlands Straßen überfahren werden. "Für uns Menschen bedeuten Straßen Mobilität, für die Tierwelt jedoch ständige Gefahr."

Deutschland besitzt eines der dichtesten Straßennetze der Welt. Straßen zerschneiden Lebensräume, hindern viele Arten am Wandern und stellen eine direkte Bedrohung dar. "Das Beispiel der Europäischen Wildkatze zeigt das Problem deutlich: Allein in Rheinland-Pfalz wurden zwischen 2018 und 2020 mindestens 236 Wildkatzen überfahren. Im Herbst gehen die Jungkatzen auf Wanderschaft, um neue Reviere zu erkunden. Das tun sie bevorzugt in der Dämmerung und somit im Herbst in den späten Nachmittagsstunden, wenn viele Autos unterwegs sind", so Scholz weiter.

Durch Rücksichtnahme können einige Wildunfälle verhindert werden: Besonders in Waldgebieten sollten Autofahrende im Dunkeln grundsätzlich mit Wildtieren rechnen, entsprechend ihre Geschwindigkeit anpassen und die Seitenstreifen im Auge behalten. Das gilt insbesondere dort, wo Wildwarnschilder auf Wildwechsel hinweisen. Taucht ein Tier auf, sollte abgeblendet werden. Der Eigenschutz steht an erster Stelle, unkontrollierte Brems- und Ausweichmanöver gilt es zu vermeiden. Kommt es zu einem Wildunfall, muss die Polizei benachrichtigt werden.

Doch auch Politik und Behörden sind gefordert, die immense Zerschneidung der Natur durch Straßen zu verringern. Laut der „Nationalen Biodiversitätsstrategie“ der Bundesregierung sollte bis 2020 vom Straßennetz keine wesentliche Beeinträchtigung des Lebensraumverbundes mehr ausgehen. Doch davon kann 2021 noch keine Rede sein. „Wir brauchen in Deutschland viel mehr Grünbrücken und andere Querungshilfen über Straßen. Die letzten unzerschnittenen Naturräume müssen unbedingt erhalten und weiterer Straßenneubau vermieden werden“, sagt Scholz. 

Mehr Informationen

  • zur Zerschneidung der Landschaft
  • Ein Rechtgutachten des BUND hat erst kürzlich gezeigt, dass der Bundesverkehrswegeplan 2030 verfassungswidrig ist. Er läuft den verbindlichen Zielen zu Klimaschutz und Biodiversität zuwider. Deutschland braucht keine neuen Fernstraßen, sondern eine Verlagerung des hohen Verkehrsaufkommens auf das Schienennetz und den öffentlichen Nahverkehr. Das Rechtsgutachten im Auftrag des BUND und eine Zusammenfassung finden Sie unter: www.bund.net/bvwp-rechtsgutachten bzw. www.bund.net/bvwp-zusammenfassung 
  • Kontakt: Friederike Scholz, BUND-Wildtierexpertin, Tel. (030) 2 75 86-566, friederike.scholz(at)bund.net sowie BUND-Pressestelle (Daniel Jahn / Judith Freund / Heye Jensen), Tel. (030) 2 75 86-531 / -497 / -464, presse(at)bund.net

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