Anlässlich der weltweiten Müllsammelaktionstage „World Cleanup Day“ und „International Coastal Cleanup Day“ am 17. September fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Bundesregierung auf, bei der Umsetzung der EU-Einwegplastik-Richtlinie nachzubessern. Dazu gehört, Mehrweg auf alle Verpackungen anzuwenden sowie absolute und verbindliche Einweg-Reduktionsziele festzulegen.
Am World Cleanup Day beteiligen sich hunderte Aktive der BUND-Landesverbände an Nord- und Ostsee mit Müllsammlungen und Aktionen vor Ort. An einigen Orten untersucht der BUND den Müll und analysiert, von welchen Unternehmen der meiste Müll in der Umwelt landet. „Jede Minute landet weltweit so viel Plastikmüll in den Meeren, wie auf zwei LKW passt. Mit Müllsammelaktionen können wir einen kleinen Beitrag für die Meere leisten und auf die Problematik aufmerksam machen“, so Nadja Ziebarth, Leiterin des BUND-Meeresschutzbüros. „Die einzige wirkliche Lösung für plastikfreie Meere bleibt Müllvermeidung.“
Zum Schutz der Meere und um Öl und Gas zu sparen, braucht es daher eine echte Verpackungswende. „Einweg ist und bleibt ein Irrweg. Das gilt auch für Einweg-Glas, Papier und Aluminium. Insbesondere Plastikverpackungen brauchen in der Produktion große Mengen an Öl beziehungsweise Gas und werden nicht oder nur schlecht recycelt“, sagt Janine Korduan, BUND-Expertin für Kreislaufwirtschaft. „Wir können uns nicht aus der Plastikkrise raus-recyceln. Nur mit unverpackt und Mehrweg als neuer Standard sparen wir Ressourcen wie Öl und Gas und schützen so das Klima. Zudem braucht jeder Recyclingprozess und jede neue Verpackung erneut Energie und Rohstoffe.“
Die Ankündigung von Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Supermärkte und andere Händler*innen zu mehr Mehrweg im Getränkebereich zu verpflichten, ist aus Sicht des BUND ein erster wichtiger Schritt. „Nur mit Getränke-Mehrweg ist dem Verpackungswahnsinn aber nicht beizukommen. Verbindliche Mehrwegregelungen für alle anderen Verpackungen sind ebenso unerlässlich, wie auch absolute und verbindliche Einweg-Reduktionsziele, die es bereits in vielen anderen EU-Länder gibt“, so Korduan. „Die Pflicht zum kostenlosen Zugang zu Trinkwasser und zur Nutzung von Mehrweggeschirr in Restaurants und Fastfood-Ketten sollte von Frankreich übernommen werden.“
Hintergrund
EU-Einwegplastik-Richtlinie
Mit der Umsetzung der Richtlinie hatte Deutschland die Möglichkeit eine ambitionierte Gesetzgebung zur Vermeidung von Einwegplastik auf den Weg zu bringen. Leider wurden von Seiten der Bundesregierung die Anforderungen nur 1:1 umgesetzt. Viele andere EU-Länder haben zusätzliche Maßnahmen ergriffen. Frankreich, Griechenland, Spanien, Schweden und Portugal planen, Einwegmüll um bis zu 80 Prozent zu reduzieren.
Strandmüll
Am häufigsten werden an den Küsten der Europäischen Union Plastikflaschen und -deckel, Zigarettenkippen, Wattestäbchen und Süßigkeiten Verpackungen, Hygieneprodukte, Besteck, Trinkhalme, Einwegbecher, Luftballons und Essensverpackungen gefunden. Gemeinsam machen diese Produkte beinahe die Hälfte des gesamten Strandmülls aus. Ein weiteres Drittel wird durch Fischereigeräte verursacht.
Recycling in Deutschland
Trotz guter Erfassungs- und Recyclingsysteme in Deutschland, wird immer noch der Großteil von Plastik verbrannt. Folglich werden immer wieder neue Einweg-Verpackungen produziert, pro Jahr circa acht Millionen Tonnen – unter immensem Einsatz von Öl und Gas. Diese Energie- und Rohstoffverschwendung heizt die Klimakrise weiter an. Um innerhalb der planetaren Grenzen zu bleiben, müssen wir die Plastik-Produktion absolut begrenzen und die begrenzten Mengen als echten Wertstoff behandeln und im Kreislauf halten.
Brand-Audits
Der BUND ruft zu einer Mitmachaktion im Rahmen der Müllsammelaktionen auf. Mit sogenannten Brand-Audits kann jede Sammlerin und jeder Sammler Daten beitragen, die der BUND und das internationale BreakFreeFromPlastik - Netzwerk nutzen, um Hersteller zum Aufbau und somit zur Finanzierung von Mehrweg-Systemen in die Pflicht zu nehmen.
Eine Anleitung finden Sie hier.
BUND-Aktionen am Wochenende
Am dritten Samstag im September findet die größte Müllsammelaktion der Welt statt. Der BUND beteiligt sich auch in diesem Jahr an den Küsten von Nord- und Ostsee und im Binnenland mit zahlreichen Aktionen, zu denen wir Sie herzlich einladen.
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Hamburg, 17.09.2022 | 16 Uhr: Anti-Müll-Aktion: Sammeln an der Elbe; Treffpunkt: Elbstrand Altona
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Hameln, 17.09.2022 | 10-15 Uhr: Müllsammelaktion mit anschließendem Brand Audit; Treffpunkt: Pfortmühle, Sudetenstr.1, gleich hinter der blauen Brücke auf der Werderinsel
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Rostock, 17.09.2022 | 10 - 12 Uhr: Rostocker Küstenputztag des Rostocker „Meeresmüll-Stammtisch“, Sammlung an 16 Orten im gesamten Rostocker Stadtbereich, an der Warnow und an der Küste; Informationen zu den Treffpunkten unter www.rostocker-meeresmuell.de
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Neubrandenburg, 17.09.2022 | 11 Uhr: Ufersäuberungsaktion der BUNDjugend Neubrandenburg; Treffpunkt: Brodaer Strand (Beachvolleyball-Feld)
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Neustadt/Holstein, 17.09.2022 | 10 - 13 Uhr: Strandmüllsammlung am Umwelthaus Neustadt; Treffpunkt: BUND Umwelthaus Neustadt, in Kooperation mit der Stadt Neustadt i. H.
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Föhr, 17.09.2022 | 14- 16 Uhr: Müllsammelaktion am Schutzgebiet Godelniederung (Witsum auf Föhr), Treffpunkt: Nationalparkschild Strandweg
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Sachsenhausen / Frankfurt a. M., 17.09.2022 | 11 - 15 Uhr: Müllsammelaktion mit anschließendem Brand Audit des Arbeitskreises Plastikmüll der BUNDjugend; Treffpunkt: Schaumainkai, Höhe Schulstraße, am oberen Uferweg; 11-13 Uhr Clean Up, 13-15 Uhr Infostand, Mülltrenn-Parcours und Brand Audit
Bremen, 17.09.2022 | 11-13 Uhr: Bis gleich am Deich – Müllsammeln am Werdersee mit anschließendem Brand Audit; Treffpunkt: Deichschart-Kiosk am Werdersee, Buntentorsteinweg 266, Bremen
Mehr Informationen:
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Vielseitige Informationen zu Mehrwegsystemen für Takeaway
Positionspapier des Bündnisses Exit Plastik
Terminhinweis für die Redaktionen
Der BUND wertet Ende September seine Müllsammelaktionen mittels Brand-Audit aus und wird die Ergebnisse sowie Forderungen an die Verursacher*innen der Plastikkrise im Oktober vorstellen.
Pressekontakt
- Janine Korduan, BUND-Expertin für Kreislaufwirtschaft, Tel.: 030 275 86 433, E-Mail: janine.korduan@bund.net
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BUND-Pressestelle: Sigrid Wolff | Daniel Jahn | Clara Billen | Lara Dalbudak Tel. 030-27586-497 |-531 |-464 |-425 | E-Mail: presse(at)bund.net
Nadja Ziebarth, Leiterin BUND-Meeresschutzbüro, Tel.: 0174 319 1424, E-Mail: nadja.ziebarth(at)bund.net