Wertvoller Auwald reaktiviert – BUND schafft "Lebendige Auen für die Elbe"

03. März 2021 | Flüsse & Gewässer

Berlin/Lenzen. Das aktuelle Hochwasser an der Elbe zeigt: Die Maßnahmen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zur Revitalisierung eines alten Auwaldes an der Mittleren Elbe wirken. Der Fluss strömt in das ökologisch wertvolle, zwischen Magdeburg und Hamburg gelegene Gebiet der "Hohen Garbe" und sorgt für Überschwemmungen, die für eine Aue lebenswichtig sind. Das BUND-Auenzentrum öffnete dafür in den vergangenen Jahren an mehreren Stellen einen alten Deich und hob ehemalige Flutrinnen aus. Durch diese Maßnahmen im Rahmen des Projektes "Lebendige Auen für die Elbe", gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt, zählt das Areal mit rund 420 Hektar Überflutungsfläche zu den vier größten dieser Art in Deutschland. 

"Dass es uns gelungen ist, das Auengebiet der 'Hohen Garbe' zu bewahren und zu revitalisieren, ist mit Blick auf die Klimakrise mit seinen Extremwetterereignissen und in Zeiten des dramatischen Artenrückgangs wichtiger denn je", sagt BUND-Vorsitzender Olaf Bandt zum Abschluss des Projektes. "Denn intakte Auen spielen eine bedeutende Rolle beim Klima- und Hochwasserschutz und sorgen für eine gute Gewässerqualität. Zudem sind sie Lebensraum für viele bedrohte und geschützte Arten und daher besonders relevant für den Erhalt der biologischen Vielfalt."

Meike Kleinwächter, Leiterin des BUND-Auenzentrums ergänzt: "Wir haben der Elbe nicht nur wertvollen Überflutungsraum zurückgegeben, sondern tragen auch dazu bei, dass vom Menschen unberührte Auenwildnis entsteht. Durch den Kauf zahlreicher Flächen wird die künftige Kernzone des Biosphärenreservates Mittelebe erheblich größer, sodass der alte Auwald vollständig unter strengem Schutz steht und sich ohne menschliches Eingreifen entwickeln kann."

Insgesamt hat das BUND-Auenzentrum in dem achtjährigen Projekt zusammen mit zahlreichen Partnerinnen und Partnern 420 Hektar Aue wieder an die Dynamik der Elbe angebunden und über 100 Hektar Flächen etwa für eine natürliche Waldentwicklung erworben. Das Projektteam pflanzte gemeinsam mit Freiwilligen 14.000 Bäume und Sträucher für einen jungen Auwald, legte Tümpel, Steilufer und Brutinseln für Amphibien, Vögel und Insekten an und stellte eine Elb-Insel wieder her, wie es sie dort zuletzt vor 120 Jahren gab.

Weiterhin hat die Wissenschaft verschiedene Funktionen der Aue für die Gesellschaft, sogenannte Ökosystemleistungen, untersucht. So ermittelte die TU Berlin anhand von Umfragen, dass auch Erholungssuchende profitieren: Für sie sind naturnahe Auen wichtige Gebiete für Entspannung und Naturerleben. "Gerade das letzte Jahr hat gezeigt, wie bedeutend intakte Natur für unser Wohlergehen und unsere Gesundheit sind", sagt Meike Kleinwächter. 

Außerdem entstanden im Rahmen des Projektes zahlreiche Erlebnis- und Bildungsangebote, viele davon in Zusammenarbeit mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort. "Durch die Angebote sind das Projekt und seine Ergebnisse gut in der Region verankert. Anwohnende und Gäste profitieren gleichermaßen", resümiert Meike Kleinwächter. "Das Projekt ist daher nicht nur ein Modellvorhaben für die ökologische Entwicklung unserer Flüsse, sondern zeigt auch, dass Naturschutz zur Regionalentwicklung beiträgt."

Hintergrund: Durch vielfältige Strukturen wie sandige Ufer, Tümpel, Wiesen und Wälder gehören intakte Auen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Die Hohe Garbe ist ein Habitat zum Beispiel für Seeadler, Schwarzstorch und Fischotter sowie für viele Amphibien, Fische und unzählige Insekten. Weitere, wichtige Funktionen naturnaher Auen sind ihr Beitrag zum Klimaschutz und zur Reinigung des Wassers: Die üppige Vegetation und die Böden speichern große Mengen an CO2, sie reinigen und filtern die Fluten und sorgen so für weniger Schadstoff- und Düngemittel-Eintrag in Grundwasser sowie in Nord- und Ostsee. Auch halten Auen Wasser in der Landschaft zurück und verhindern so in heißen Monaten das Austrocknen ganzer Landstriche. Weiterhin sind sie ein wichtiger Schutz vor Hochwasser, denn hier können die Flüsse sich ausbreiten, wodurch Flutwellen sich abflachen. 

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