Verbindliche staatliche Haltungskennzeichnung für Fleischprodukte muss freiwillige Selbstverpflichtungen ersetzen

17. Januar 2017 | Landwirtschaft, Massentierhaltung

Berlin: Das von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt im Vorfeld der Grünen Woche angekündigte "staatliche Tierwohllabel" für Fleischprodukte wird vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) als unzureichend kritisiert. Schmidt setzte erneut auf Freiwilligkeit, obwohl bisherige Versuche zur freiwilligen Kennzeichnung der Tierhaltungsform wie die sogenannte "Tierwohl-Initiative" nicht zu den gewünschten Erfolgen geführt hätten.

"Nur eine verbindliche staatliche Haltungskennzeichnung entspricht dem Wunsch der Verbraucher nach einer klaren Kennzeichnung von Lebensmitteln. Wer kein Fleisch aus Massentierhaltung kaufen will, muss eindeutig erkennen können, wie die Tiere gehalten wurden", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.

"Entscheiden die Produzenten selbst, ob sie auf Fleischprodukten Schmidts Label einsetzen oder nicht, wird es weiterhin keine verbindliche Kennzeichnung geben. Minister Schmidt hat inzwischen zugeben müssen, dass mehr als vier Fünftel der Verbraucher kein oder nur geringes Vertrauen in die Bilder auf den Fleischverpackungen haben. An einem Verbot irreführender Werbung und an einer verpflichtenden staatlichen Kennzeichnung für Fleisch und andere tierische Lebensmittel führt aus unserer Sicht kein Weg vorbei", sagte Weiger.

Der BUND-Vorsitzende verwies auf die Erfahrungen mit der verpflichtenden Kennzeichnung von Eiern. "Die Kennzeichnung von Eiern ist ein Erfolg. Seit Start der Kennzeichnungspflicht werden fast nur noch Eier aus artgerechterer Haltung gekauft. Eier von Hühnern aus Käfighaltung wurden fast vollständig vom Markt verdrängt. Das zeigt, dass sich bei einer klaren Kennzeichnung viele Menschen bewusst für mehr Tierschutz entscheiden", sagte Weiger.

Nach dem Vorbild der Eierkennzeichnung wäre auch bei Fleischprodukten die Einführung der bereits bekannten Einstufung von Null bis Drei zu empfehlen. Dies würde Verbraucher in die Lage versetzen, Fleischprodukte aus weniger artgerechter Haltung zu meiden und stattdessen Ware auszuwählen, bei deren Produktion strengere Umwelt- und Tierschutzstandards gelten würden. "Eine wachsende Nachfrage nach umwelt- und tiergerecht hergestellten Fleischprodukten ist ein wichtiger Hebel beim Umbau der Tierhaltung", sagte der BUND-Vorsitzende.

Pressekontakt

Katrin Wenz, BUND-Agrarexpertin, Tel. (030) 2 75 86-549, katrin.wenz(at)bund.net bzw. Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher, Tel. (030) 2 75 86-425/-489, presse(at)bund.net

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