Unterwasserlärm verursacht Stress: BUND und IFAW fordern Maßnahmen für leisere Meere

03. Februar 2021 | Meere, Lebensräume, Naturschutz

Berlin. In einem Brief an Bundesumweltministerin Svenja Schulze fordern der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der International Fund for Animal Welfare (IFAW) die Bundesregierung auf, sich stärker gegen Lärm im Meer einzusetzen. "In unseren Meeren ist es zu laut", sagt Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND. "Wirksame Maßnahmen zum Schutz der Meeresbewohner gegen Lärm werden nicht umgesetzt. Hier muss die Bundesregierung dringend nachbessern." Dazu gibt es in diesem Jahr viele Gelegenheiten: So hat Deutschland in der Ostseeschutz-Kommission (HELCOM) den Vorsitz und zudem wird das Maßnahmenprogramm zur Umsetzung der Ziele der EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) aktualisiert. 

Viele Studien zeigen: Anthropogene Aktivitäten, die Unterwasserschall erzeugen, können marinen Arten nachhaltig schaden, sowohl einzelnen Tieren als auch ganzen Populationen. Der Unterwasserlärm der Berufsschifffahrt ist weltweit eine der größten Lärmquellen. Seismische Untersuchungen mit Schallkanonen sind ein weiterer Lärmverursacher und verantwortlich für den bisweilen tödlichen Impulslärm. Sie sind einer der lautesten Lärmquellen von Menschenhand. In Nord- und Ostsee leiden die Ökosysteme vor allem unter den Rammarbeiten bei Offshore-Bauarbeiten, Berufsschifffahrt, militärischen Aktivitäten und Sprengungen, akustischen Vergrämern und kleineren Schiffen (mit Echoloten für die Tiefenmessung und Fischortung).

"Wenn wir keinen Lärm mehr machen, gibt es ihn nicht mehr, es bleiben keine Rückstände", erklärt Andreas Dinkelmeyer, Campaignsmanager IFAW Deutschland. "Maßnahmen haben einen sofortigen Effekt, wenn etwa die Schifffahrt ihre Geschwindigkeit um 10 Prozent reduziert, verringert sich der Hintergrundlärm um 40 Prozent. Zusätzlich werden weniger Treibhausgase ausgestoßen. Aber wir müssen schnell handeln, wenn wir unseren Ozean retten wollen." 

Unterwasserschall kann sich über große Distanzen ausbreiten. Wie sich der Schall auf Tiere auswirkt, hängt unter anderem von der Intensität und Dauer der Beschallung, der Entfernung des Tieres zur Schallquelle und der Lärmempfindlichkeit der jeweiligen Tierart ab. Viele Meerestiere reagieren sehr empfindlich auf Unterwasserschall. Aufgrund der Dunkelheit unter Wasser verlassen sich viele von ihnen zur Orientierung, Nahrungs- und Partnersuche oder der Verteidigung gegen Fressfeinde auf ihren Hörsinn. Wale zum Beispiel schicken Laute (Klicks) ins Wasser und wissen von der Art, wie die Laute wieder zurückschallen und reflektieren (Echo), ob Nahrung, Feinde, ihr Kalb oder ein Hindernis in der Nähe ist. Sie sehen sozusagen mit den Ohren und mit jedem Eintrag von Unterwasserlärm verschlechtert sich die "Sicht".

Der BUND und IFAW fordern von der Bundesregierung eine:

  • kontinuierliche Finanzierung von Langzeitmessstationen, um die Quellen verorten und Maßnahmen richtig umsetzen zu können. 

  • Reduktion des Lärms an der Quelle, durch

    • ein Verbot der Suche nach Öl und Gas mit Schallkanonen. 

    • Verringerung der Geschwindigkeit für den Schiffsverkehr. 

    • das Umleiten von Schiffen, um marine Schutzgebiete und wichtige Habitate von lärmempfindlichen Tieren zu meiden.

    • Reduzierung des vermeidbaren Einsatzes aktiver Sonarsysteme seitens der Marine, aber auch von Sportbooten.

    • europaweite Lärmminderungsstrategien überall dort, wo der Unterwasserlärm nicht vermieden werden kann, durch den verpflichtenden Einsatz von ausreichenden Blasenschleiern bei impulshaften Lärmeinträgen wie Rammungen und Explosionen durch Sprengungen von Munitionsaltlasten und anderer lärmreduzierender Maßnahmen und/oder Technologien.

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