Süßwasserressourcen in Gefahr: Nationale Wasserstrategie ist elementar beim Erhalt des Lebenselixiers Wasser

17. November 2020 | Flüsse & Gewässer, BUND, Klimawandel, Lebensräume, Nachhaltigkeit

Berlin. Deutschland steuert auf einen Kipppunkt seiner Süßwasserressourcen zu, darauf macht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) aufmerksam. Nach einem weiteren Dürresommer fordert der BUND mit Blick auf die von der Bundesregierung angekündigte Nationale Wasserstrategie: Das kommende Jahr muss die Wende bringen. Das aktuelle BUND-Magazin zeigt mit seinem Titelthema zur Wasserknappheit die Herausforderungen auf, mit denen der Wasserhaushalt und die Gewässer in Deutschland zu kämpfen haben.

"In Deutschland haben wir lange geglaubt, dass wir genug Wasser haben. Doch die Rahmenbedingungen haben sich dramatisch verschlechtert", sagt Matthias Meißner, Abteilungsleiter Biodiversität beim BUND. "In großen Teilen Deutschlands steht heute bereits ein Viertel weniger Wasser zur Verfügung als noch in den 1980er-Jahren, unsere Landschaften drohen vielerorts auszutrocknen." 

Die von der Bundesregierung für 2021 vorgesehene nationale Wasserstrategie ist entscheidend, um die Flusslandschaften zu schützen und Deutschland auf absehbare Trockenperioden vorzubereiten. Aus Sicht des BUND ist es unabdingbar, Pläne für eine ökologisch und sozial verträgliche Wassernutzung vorzubereiten.

Doch neben der verfügbaren Menge an Wasser verdient auch der Zustand der Gewässer Beachtung. "Unsere Gewässer werden aufgestaut, vertieft, begradigt und noch immer als Abwasserkanäle genutzt. Böden werden für die Landwirtschaft entwässert, die Grundwasserspiegel sinken und die Klimaerhitzung tut ihr Übriges", sagt Meißner. "All das versetzt unsere Bäche, Flüsse und Seen in einen schlechten ökologischen Zustand und ihre Artenvielfalt leidet. Wenn wir daran nicht sofort grundlegend etwas ändern, verlieren wir einzigartige Süßwasserlebensräume und die dort lebenden Arten unwiederbringlich und für immer." 

Obwohl Seen, Flüsse und Bäche nicht einmal ein Zehntausendstel des globalen Wasservolumens beinhalten, leben darin zwölf Prozent der uns bekannten Arten. Von Wasserknappheit und schlechter Wasserqualität betroffen sind nicht nur Fische, sondern auch Muscheln, Amphibien- oder Insektenlarven und alle weiteren Tiere in der Nahrungskette, vom Fischotter über die Wasseramsel bis zum Schwarzstorch. Diese unglaubliche Artendichte gilt es zu bewahren. Das BUND-Magazin greift Beispiele von Isar, Elbe und Werra, aber auch aus Berlin und Rheinland-Pfalz auf, wo sich BUND-Aktive vor Ort für den Gewässerschutz engagieren.

Wenn sich die Rahmenbedingungen jedoch nicht ändern, wird die Rettung unserer Gewässer zur Sisyphusaufgabe. "Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat für das kommende Jahr richtigerweise eine nationale Wasserstrategie angekündigt. Doch 2021 wird auch überprüft, welche Instandhaltungen von Schleusen und Hafenanlagen über den Bundesverkehrswegeplan finanziert werden", so Meißner. "Dabei greifen viele dieser Bauwerke direkt in die Struktur der Flüsse ein – und stehen damit konträr zu den Zielen und Richtlinien des nationalen und europäischen Naturschutzes. Das Verkehrsministerium darf nicht weiter wertvolle Flussnatur zerstören."

Mit Blick auf die Trockenheit der letzten Jahre muss die künftige Wassernutzung unter dem Vorbehalt der drohenden Klimakrise stehen, betont Meißner: "Noch haben wir genug Wasserreserven, doch das wird sich aller Voraussicht nach ändern. Wir werden genau prüfen müssen, welche Wassermengen wo vorhanden sind und wie viel wir entnehmen können, ohne die Ökosysteme dauerhaft zu schädigen. Das bedeutet auch, dass in einigen Regionen massiv Wasser gespart werden muss. Letztendlich müssen wir uns fragen: Welche Wirtschaftsformen sind unter diesen Voraussetzungen noch zeitgemäß und nachhaltig?"

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