Neues Modell-Projekt soll Deutschlands Luchsen auf die Sprünge helfen

27. Mai 2020 | Naturschutz, Lebensräume

Berlin/Erfurt/Hütscheroda. Warum breitet sich der Luchs in Deutschland nur sehr langsam aus? Dieser Frage geht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Thüringen seit heute gemeinsam mit den Universitäten Göttingen und Freiburg nach. Im BUND Wildkatzendorf Hütscheroda stellten die Partner dazu ihr neues Projekt zur "Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland" vor. Europas größte Raubkatze war einst großflächig in Deutschland verbreitet. Unterstützt durch Wiederansiedlungsprojekte kehrt sie heute allmählich in ihre Heimat zurück. Dennoch breitet sich der Luchs derzeit nur sehr langsam aus. Mögliche Ursachen dafür wollen die Projektpartner nun gemeinsam erforschen. Dabei arbeiten sie eng mit ThüringenForst sowie privaten Waldbesitzern und Jägern zusammen. Gefördert wird das Modell-Projekt durch das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz.

"Der Luchs hat es in Deutschland immer noch schwer", erklärt Matthias Meißner, Abteilungsleiter Biodiversität beim BUND Bundesverband. "Die nur rund 137 Tiere leben in drei voneinander isolierten Verbreitungsgebieten in Harz, Bayerischem Wald und dem Pfälzerwald." Mögliche Hindernisse für die Ausbreitung des Luchses sind vor allem die Zerschneidung der Landschaft durch Straßen und hauptsächlich im Bayerischen Wald zudem illegale Tötungen. „In unserem neuen Modell-Projekt möchten wir Vorhersagen für die zukünftige Ausbreitung des Luchses in Mitteldeutschland treffen. Dabei wollen wir Wege identifizieren, wie wir diese Ausbreitung optimal unterstützen können. Thüringen spielt aufgrund seiner zentralen Lage für die Vernetzung der bestehenden Luchsvorkommen in Deutschland eine herausragende Rolle", so Meißner weiter. 

Gefördert wird das Modell-Projekt durch das Thüringer Umweltministerium mit knapp 45.000 Euro aus Landesmitteln. Dazu erklärt Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund: "Die Rückkehr des Luchses nach Thüringen ist ein schöner Erfolg des Naturschutzes. Mithilfe von Wildkameras konnten im letzten Jahr mindestens vier standorttreue Luchse im Nordwesten Thüringens nachgewiesen werden. Um mehr über die sensiblen und scheuen Tiere zu erfahren und ihre Wiederansiedelung in anderen Gebieten Thüringens unterstützen zu können, brauchen wir das Ausbreitungsmodell und ein umfassendes Fotofallen-Monitoring."

"Gemeinsam mit der Universität Freiburg wollen wir ein Ausbreitungsmodell für den Luchs entwickeln, das den Weg einzelner Tiere am Computer simuliert", erklärt Markus Port, Projektleiter beim BUND und der Universität Göttingen. "So können mögliche Barrieren für die Ausbreitung identifiziert und Lösungsansätze am Computer durchgespielt werden." Dieses Modell soll dann mit Daten zur aktuellen Ausbreitung des Luchses im Nordwesten Thüringens gestützt werden. „Bei der Betreuung der Fotofallen wollen wir auch in Zukunft eng mit ThüringenForst sowie mit privaten Waldbesitzern und Jägern zusammenarbeiten", so Port weiter. Durch verschiedene Workshops sollen die Projektpartner außerdem über Biologie und Ausbreitungsverhalten des Luchses informiert werden.

Bis zum "Luchsland Thüringen" sei es aber noch ein langer Weg. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen dazu: "Information und Akzeptanzbildung sind wichtige Bausteine, um dem Luchs die Wiederausbreitung in Mitteldeutschland zu erleichtern. Deshalb kommt gerade der Umweltbildungsarbeit im BUND Wildkatzendorf Hütscheroda eine entscheidende Bedeutung zu." Seit August 2019 können Besucher dort zwei Luchse in einem naturnahen Lebensraum kennenlernen.

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