Neue Studie: Gentechnik-Pflanzen eher Zeitbombe als Zukunft

19. Juli 2019 | Chemie, Landwirtschaft, Lebensräume, Massentierhaltung, Naturschutz, Umweltgifte

Berlin. Können designte Gentechnik-Pflanzen eine Antwort auf negative Umweltwirkungen der Landwirtschaft, Biodiversitätsverlust, Tierleid, aber auch die Folgen der Klimakrise geben? Dieser Frage widmet sich eine heute vorgestellte Studie der Fraktion der Grünen im Europäischen Parlament im Auftrag von Martin Häusling, MdEP. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bei der Anwendung von und dem Umgang mit der neuen Gentechnik mehr Risiken als Potentiale bestehen. Dieser Einschätzung stimmt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zu.

Die Studie bietet damit aus Sicht des BUND notwendige Klarstellungen, die in der Diskussion um neue Gentechnikverfahren und ihre Regulierung bisher zu oft untergehen, die aber unbedingt bei der Bewertung der neuen Gentechniken Berücksichtigung finden müssen. Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender, dazu: "In der Studie wird deutlich: Der Verweis der Gentechnik-Befürworterinnen und -befürworter, dass Verfahren der neuen Gentechnik wie CRISPR/Cas nur kleine Änderungen im Genom erzeugten, ist eine üble Täuschung der Verbraucherinnen und Verbraucher." Einerseits beschränkten sich die neuen Gentechniken nicht ansatzweise auf kleine Änderungen, andererseits sei bisher nicht wissenschaftlich nachgewiesen, welche Auswirkungen auch noch so kleine Veränderungen des Genoms auf den Organismus haben.

Weiger weiter: "Die Richterinnen und Richter des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) haben im Juli 2018 sehr deutlich gemacht, dass auch die neue Gentechnik dem europäischen Gentechnikrecht unterliegt. Die Studie zeigt auf, dass diese Entscheidung dem Gedanken des europäischen Vorsorgeprinzips entspricht, und benennt noch einmal deutlich die gerichtlich bestätigte Selbstverständlichkeit: Wird technisch in die DNA eingegriffen, dann ist das Gentechnik." Dies werde aber derzeit immer wieder in Frage gestellt und mit Wortschöpfungen wie „neue Züchtungsmethoden" zu verschleiern versucht.

"Bei den gentechnischen Eingriffen mit Crispr/Cas handelt es sich nicht um vielversprechende neue Wege in der Züchtung. Der mit Gentechnik eingeschlagene Weg ist eine Sackgasse. Die Agroindustrie versucht verzweifelt mit der neuen Gentechnik ihr Geschäftsmodell um ein paar Jahre zu verlängern, statt jetzt die grundlegenden Probleme von mangelnder Sortenvielfalt, Fixierung auf Ertrag in der Züchtung und anfälliger Anbausysteme anzugehen. Ohne an dieser grundlegenden Problematik zu drehen, wird sich das kurzfristige Heilsversprechen der neuen Gentechnik als Zeitbomben für das Zusammenspiel von Landwirtschaft und Umwelt erweisen“, betont Weiger.

Wirkliche Innovation sei es, wenn die Risikobewertung neuer Produkte und Verfahren wie der neuen Gentechnik dem Vorsorgeprinzip folge und nicht dem Wunsch der Konzerne nach Deregulierung, so Weiger. "Innovative Lösungen sind nur dann zukunftsfähig, wenn sie auch für Umwelt und Natur verträglich sind, und das Gesamtsystem in den Blick nehmen. Daran orientieren auch wir als BUND unsere Bewertung."

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