Mehr Wölfe, mehr Herdenschutz

02. Dezember 2019 | Naturschutz, Lebensräume

Berlin. Die Wolfsbestände wachsen, dies zeigen die neuen Zahlen des Bundesamts für Naturschutz, die heute veröffentlicht wurden. Insgesamt 105 Rudel, 25 Paare und 13 sesshafte Einzeltiere durchstreifen vor allem Sachsen, Brandenburg und Niedersachsen, aber auch andere Bundesländer. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bewertet diese Entwicklung positiv, warnt jedoch vor falschen Rückschlüssen. "Die Entwicklung der Wolfsbestände ist ein gutes Zeichen", erklärt Magnus Wessel, Leiter der Naturschutzpolitik des BUND. "Mit rund 273 erwachsenen Wölfen ist die Art in Deutschland aber noch immer weit von einem günstigen Erhaltungszustand von 1.000 erwachsenen Tieren entfernt. Das bestätigt auch der kürzlich veröffentlichte FFH-Bericht der EU."

Betroffen von der Rückkehr der Wölfe sind vor allem Weidetierhaltende, und da hauptsächlich Schäfereien. "Statt weiter Öl ins Feuer zu gießen und Meinungsmache zulasten der Wölfe zu betreiben, sollte sich die Politik endlich auf konstruktive Lösungsansätze fokussieren, die den Betrieben wirklich helfen – der Herdenschutz steht dabei an erster Stelle", so Wessel weiter. Neben der vollständigen Erstattung der Kosten von Elektrozäunen und gegebenenfalls Herdenschutzhunden muss auch die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Weidetierhaltenden im Vordergrund stehen. Wessel: "Vielen Schäferinnen und Schäfer steht das Wasser schon seit Jahren wirtschaftlich bis zum Hals – auch ganz ohne Wölfe. Deshalb braucht es endlich deutlich bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Weidetierhaltung, um diese ökologisch wertvolle Form der Landnutzung zukunftsfähig zu machen." 

Mit Blick auf die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs, der erst kürzlich klargestellt hat, dass die Tötung von Wölfen nur in klar belegten Ausnahmesituationen zulässig ist, kritisiert der BUND die lauter werdenden Stimmen für den pauschalen Abschuss von Wölfen. "Forderungen nach präventiven Abschüssen ganzer Rudel, nach wahllosen Quotenjagden und wolfsfreien Zonen, haben damit einen klaren Dämpfer erhalten", so der Artenschutzexperte des BUND. "Der wahllose Abschuss von Wölfen ist kein Ersatz für Herdenschutz, mit EU-Recht unvereinbar und zudem unwirksam, da jederzeit neue Wölfe einwandern können." Tatsächlich problematische Wölfe könnten auch nach heutiger Rechtslage bereits getötet werden. Daher sind auch Änderungen der Gesetzeslage nicht zielführend. Wessel abschließend: "Die vorgeschlagene Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes muss vom Tisch. Wir fordern Bundesumweltministerin Svenja Schulze auf, den Vorschlag zurückzuziehen und diesen Dammbruch im Artenschutz zu verhindern. Ein Gesetz, das zum Ziel hat, die Tötung von Wölfen, aber auch von allen anderen geschützten Tieren, zu erleichtern, ist das Gegenteil von dem, was wir angesichts des Artensterbens brauchen." 

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