Kommentar: Waldgipfel darf kein Show-Gipfel werden, nur Kampf gegen Klimakrise kann Wälder retten

01. August 2019

Anlässlich des von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner für September angekündigten „Waldgipfels“ kommentiert Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):

Hubert Weiger Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland  (Joerg Farys)

"Der BUND begrüßt den geplanten Waldgipfel. Wir bewerten es positiv, dass Bundesministerin Klöckner die Notsituation der Wälder erkennt. Der Waldgipfel kann jedoch nur ein erster Schritt sein und darf vor allem kein Show-Gipfel werden. Was wir jetzt dringendst brauchen, sind konkrete und effektive Maßnahmen, um das Waldsterben 2.0 zu stoppen. 

Der BUND fordert ein Waldumbauprogramm in Höhe von mindestens einer Milliarde Euro für den raschen Umbau naturferner Nadelforste hin zu naturnahen Laubmischwäldern. Zusätzlich brauchen wir ein Hilfsprogramm in Höhe von einer halben Milliarde Euro zur Unterstützung von privaten Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern. Zentral für den Erfolg dieser Programme ist jedoch, dass das Wildtiermanagement im Bundesjagdgesetz so gestaltet wird, dass die jungen Laubbäume nicht sofort wieder von Rehen und anderem Schalenwild abgefressen werden. 

Das alles kann jedoch nur gelingen, wenn gleichzeitig wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise ergriffen werden, denn hier liegen die Ursachen des aktuellen Waldsterbens. Frau Klöckner muss daher nun vor allem Klimaschutzmaßnahmen in ihrem Verantwortungsbereich Landwirtschaft unterstützen und sich im Rahmen des Klimakabinetts für wirksame Beschlüsse der Bundesregierung einsetzen, um das 1,5-Grad-Ziel noch zu erreichen. Wir brauchen endlich eine Wende in der Agrarpolitik weg von industrieller Massentierhaltung und ausgeräumter Agrarlandschaft hin zu klimaverträglichen Anbaumethoden, artgerechter Tierhaltung und der Förderung ökologischer Landwirtschaft. Die Stickstoffeinträge aus der Luft, die auch aus der Landwirtschaft stammen, sind eine zentrale Belastung unserer Wälder und müssen vor allem durch die überfällige Bindung der Tierhaltung an die Fläche bekämpft werden.

Um die Klimakrise einzudämmen, brauchen wir außerdem effektive Maßnahmen, um den Ausstoß von CO2 wirksam zu reduzieren. Dazu sind eine umwelt- und sozialverträgliche CO2-Abgabe, der überfällige Einstieg in den Ausstieg aus der Kohle sowie umfassende sektorspezifische Maßnahmen notwendig. Nur wenn die Ursachen der Klimakrise endlich angegangen werden, haben unsere Wälder noch eine Chance, nur dann ergeben Schutzmaßnahmen für den Wald einen Sinn. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, den wir nur durch gemeinsame Anstrengung gewinnen können."

Mehr Informationen

  • Fachliche Ansprechpartnerin:  Nicola Uhde, BUND-Expertin für Wälder und Moore, Tel.: (030) 27 58 6-498, nicola.uhde(at)bund.net 
  • BUND-Pressestelle: Sigrid Wolff | Judith Freund | Heye Jensen ,Tel. (030) 2 75 86-425 | -497 | -464 presse(at)bund.net

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