Kommentar: NPM-Werkstattbericht alternative Kraftstoffe: Wichtiges Instrument für den Klimaschutz – Aber als künstliche Lebenserhaltungsmaßnahme für Verbrennungsmotoren ungeeignet

04. Dezember 2020

Zu der heutigen Vorstellung des "Werkstattberichts alternative Kraftstoffe" der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) erklärt Ernst-Christoph Stolper, Vertreter des BUND in der Arbeitsgruppe 1 "Klimaschutz im Verkehr" und Mitverfasser des Berichts:

Ernst-Christoph Stolper. Foto: BUND Ernst-Christoph Stolper, Vertreter des BUND in der Arbeitsgruppe 1 "Klimaschutz im Verkehr" und Mitverfasser des Berichts  (BUND)

"Der heute vorgelegte 'Werkstattbericht alternative Kraftstoffe' verdeutlicht, dass alternative Kraft­stoffe nur in begrenzten Mengen und nach strengen Nach­haltigkeits­kriterien produziert werden können. Dies gilt sowohl für fortschrittliche bio­gene, als auch strombasierte Kraft­­stoffe. Der für die Herstellung von strombasierten Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels, benötigte grüne Wasser­stoff muss dabei aus neuen, zusätzlichen Anlagen zur Herstellung erneuerbarer Energien gewonnen werden.

Herstellung und Nutzung dieser E-Fuels sind mit hohen Umwandlungsverlusten verbunden. Die Energieeffizienz ihres Einsatzes im Verkehr ist deshalb im Verhältnis zum batterieelektrischen Antrieb fünf bis acht Mal geringer. Ihr Einsatz kommt somit nur in Bereichen in Betracht, in denen eine direkte Elektrifizierung nicht möglich ist, wie im Flug- und Seeverkehr. Diese Kraftstoffe sind zu kostbar, um sie im normalen Pkw-Motor zu verbrennen.

Der Bericht macht klar, dass alternative Kraftstoffe als künstliche Lebenserhaltungsmaßnahme für den Verbrennungsmotor ungeeignet sind. Zum einen werden sie in größeren Mengen erst im Jahr 2030 vorliegen, zum anderen werden E-Fuels und der zu ihrer Herstellung erforderliche grüne Wasserstoff in anderen Bereichen dringender gebraucht. Besonders in Teilen der Industrie gibt es für die Erreichung der Klimaschutzziele keine Alternativen. Hierzu zählen die Dekarbonisierung von Stahl- und Chemieindustrie, der Einsatz als Langzeitspeicher in der Energiewirtschaft und die Wärmeerzeugung in Bereichen, die einer direkten Elektrifizierung nicht zugänglich sind."

Mehr Informationen

  • Auf Bitten der Bundesregierung hat die AG 1 der NPM im Juni dieses Jahres eine Ad-hoc-Gruppe bestehend aus der Agora Verkehrswende, dem ADAC, dem Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA), dem Mineralölwirtschaftsverband, dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Bundesverband der Energie – und Wasserwirtschaft (BDEW) und dem BUND eingesetzt, um einen Bericht zum Thema alternative Kraftstoffe zu erarbeiten. Der Bericht wertet die Anfang des Jahres vorgelegten Gutachten des Öko-Instituts und von Prognos zur Analyse des Klimaschutzpakets der Bundesregierung aus und stellt die gemeinsamen und unterschiedlichen Einschätzungen und Schlussfolgerungen zu technischen Herausforderungen, Einsatzgebieten und möglichen Fördermaßnahmen von alternativen Kraftstoffen dar. Ein besonderer Fokus liegt auf der Produktion sogenannter strombasierter Kraftstoffe (E-Fuels oder Power to Liquid, PtL). Die hierfür erforderlichen Nachhaltigkeitskriterien umfassen sowohl die Bereitstellung von Strom aus zusätzlichen Erneuerbare-Energien-Anlagen als auch die Gewinnung von CO2 durch Abscheidung aus der Luft und die umweltverträgliche Bereitstellung von Wasser.
  • Werkstattbericht alternative Kraftstoffe (PDF)
  • Kontakt: Ernst-Christoph Stolper, BUND-Vertreter in der AG Klimaschutz der NPM, Mobil: 01 72 / 2 90 37 51, stolper(at)bund.net, Jens Hilgenberg, BUND-Verkehrsexperte, Tel. (030) 2 75 86-467, Mobil: 01 51 / 56 31 33 02, jens.hilgenberg(at)bund.net sowie BUND-Pressestelle (Sigrid Wolff / Daniel Jahn / Judith Freund / Heye Jensen), Tel. (030) 2 75 86-425 / -531 / -497 / -464, presse(at)bund.net

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