Zu den Untersuchungen des Umweltbundesamtes (UBA) von Gewässern auf schwer abbaubare und mobile Chemikalien erklärt Janna Kuhlmann, Chemikalienexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):
„Schwer abbaubare und mobile Chemikalien gelangen in unsere Gewässer und reichern sich dort an. Die Ewigkeitschemikalien PFAS sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Auch andere gesundheits- und umweltschädliche Chemikalien wie Melamin oder 1H-Benzotriazol wurden in der Gewässerproben des UBA gefunden. Melamin findet sich etwa in Geschirr und 1H-Benzotriazol kommt in kalklösenden Tabletten und als Korrosionsschutz zum Einsatz.
Das UBA hat 343 Chemikalien als besorgniseregend Substanzen identifiziert. Allesamt sind sie in der Umwelt schwer abbaubar und mobil, das heißt sie gelangen in unsere Gewässer. Es besteht dringender Handlungsbedarf, den Eintrag dieser Stoffe in die Umwelt zu reduzieren. Ihre Konzentrationen und Verbreitung steigen stetig – was nicht zuletzt unser Trinkwasser belasten kann. Aufwändige und teure Trinkwasseraufbereitung auf Steuerkosten kann nur die letzte Option sein.
Die EU-Chemikaliengesetzgebung REACH muss dringend die Risiken bereits bei Produktion und Verwendung dieser Chemikalien reduzieren. Die vom UBA identifizierten 343 besorgniseregenden Substanzen, die sich immer weiter in unserer Umwelt und unserem Wasser anreichern, müssen unter REACH schnellstmöglich reguliert werden. Hierzu müssen sie in die Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe (SVHC) unter REACH aufgenommen werden.“
Hintergrund
Das Umweltbundesamt hat Gewässerproben in ganz Deutschland untersucht. Darunter auch Rohwasser, welches für Trinkwasser aufbereitet wird. In jeder Wasserprobe wurde mindestens eine und im Median fünf schlecht abbaubare Chemikalien gefunden.
Diese Chemikalien haben unterschiedliche Strukturen, aber gemeinsame Eigenschaften: sie sind schlecht abbaubar, in der Umwelt mobil und können der Gesundheit schaden. Daher werden sie auch als persistent, mobil und toxisch – kurz PMT- bezeichnet. Beispiele für Stoffe mit diesen Eigenschaften sind einige Ewigkeitschemikalien der Gruppe PFAS, aber auch Stoffe wie Melamin, welches im Verdacht steht Nierensteine und Nierenkrebs zu verursachen.
Um den Eintrag der Stoffe in die Umwelt zu verringern und das Null-Schadstoff-Ziel der EU zu erreichen braucht es jetzt eine Reform der EU-Chemikaliengesetzgebung REACH. Diese sollte eigentlich Ende 2022 veröffentlicht werden. Mit der Reform können auch PMT-Substanzen eher erkannt und schneller reguliert werden und der Anstieg der Konzentrationen in der Umwelt gebremst.
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Kontakt
- Janna Kuhlmann, Referentin für Verbraucherschutz und Chemikalienpolitik beim BUND
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