Jedes fünfte getestete Haushaltsgerät verbraucht mehr Strom als angegeben. EU-weite Untersuchung von Energieeffizienzangaben

22. März 2016 | Energiewende, Klimawandel, Ressourcen & Technik

Brüssel/Berlin: Eine Untersuchung zum Stromverbrauch von Haushaltsgeräten im Auftrag von 16 Umwelt- und Verbraucherverbänden aus Deutschland und anderen EU-Staaten hat ergeben, dass jedes fünfte getestete Gerät mehr Energie benötigte als auf der Verpackung angegeben. Demnach hielten 18 von 100 getesteten Produkten nicht die EU-Effizienzvorgaben ein. Bei der Untersuchung im Rahmen des EU-geförderten Projekts "MarktChecker", das in Deutschland vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) durchgeführt wurde, waren 20 Gerätegruppen wie Kühlschränke, Lampen und Staubsauger getestet worden. Die Stichprobe macht deutlich, dass viele Hersteller gesetzliche Vorgaben zum Energieverbrauch missachten oder umgehen. Einige der getesteten Haushaltsgeräte benötigten bis zu 30 Prozent mehr Strom als von den Herstellern angegeben.

"Gesetzliche Vorgaben für die Energieverbrauchs-Kennzeichnung und das Ökodesign sind für Verbraucher wichtige Hilfen beim Kauf. Die EU-Mitgliedsstaaten müssen dafür sorgen, dass diese Vorgaben überprüft und eingehalten werden. Dafür ist es wichtig, den zuständigen Marktüberwachungsbehörden ausreichend personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung zu stellen", sagte Johanna Kardel, Referentin Team Energie und Bauen im vzbv.

Nach Angaben von vzbv und BUND gingen EU-weit privaten Haushalten durch nichtkonforme Produkte oder falsche Kennzeichnung Jahr für Jahr mehr als zehn Milliarden Euro an möglichen Einsparungen verloren. "Durch die schrittweise Umsetzung der Ökodesign-Standards und der EU-Energieverbrauchskennzeichnung könnte jeder Haushalt in der EU ab 2020 jährlich durchschnittlich 465 Euro Stromkosten sparen. Voraussetzung wäre, dass Haushaltsprodukte mindestens die Effizienz erreichen, mit der die Hersteller werben. Die Verbraucher werden sonst an der Nase herumgeführt, Geld und Energie werden unnötig vergeudet und das Klima wird belastet", sagte der BUND-Energieexperte Robert Pörschmann.

Insbesondere bei vernetzten Produkten, also Geräten mit WLAN-Option, sowie beim Standby-Verbrauch wurden erhebliche Mängel bei der Umsetzung gesetzlicher Vorgaben zur umweltgerechten Gestaltung festgestellt. Beispielsweise ließ sich ein Wäschetrockner entgegen Herstellerangaben nicht ausschalten und verbrauchte deshalb mehr Strom. Bei drei getesteten Digitalradios war der Standby-Verbrauch doppelt bis dreifach so hoch wie erlaubt. Bei einem vernetzten Wasserkocher zum Kaufpreis von 130 Euro war es nicht möglich, das WLAN auszuschalten. Weitere Produkte hielten zwar die Angaben zum Stromverbrauch ein, fielen aber bei anderen Eigenschaften durch, in der Produktgruppe Geschirrspüler beispielsweise wegen schlechter Ergebnisse bei der Spül- und Trockeneffizienz.

Die getesteten Produkte sind nach Hinweisen von Verbrauchern, Behörden sowie anhand der Ergebnisse vorangegangener Projekte ausgewählt worden, um auffällige Geräte für umfassendere Testläufe zu ermitteln. Das Untersuchungsergebnis beruht deshalb auf Stichproben und spiegelt die Marktsituation nicht vollständig wider. Auch sind die Ergebnisse nach Aussage von vzbv und BUND kein Ersatz für umfangreiche Markttests durch die Marktüberwachungsbehörden.

Das  Projekt "MarktChecker" wurde über einen Zeitraum von drei Jahren durch das EU-Programm "Intelligente Energie – Europa" mitfinanziert. Neben Überprüfungen von Energieverbrauchskennzeichnungen im Handel fanden Produkttests durch unabhängige und akkreditierte Labore unter Einhaltung gängiger Standards und Prüfverfahren statt.

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