- Regelung kann für mehr Akzeptanz und weniger Verwaltung sorgen
- Nutztierrisse bundesweit erfassen und auswerten
- Beratung zum Herdenschutz und Erstattung von Schutzkosten verbessern
Anlässlich der Beratung der Umweltministerkonferenz zum weiteren Umgang mit dem Wolf fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) einen bundeseinheitlichen Herdenschutz. Dieser „Bundesstandard Herdenschutz“ als Mindeststandard in ganz Deutschland soll die Akzeptanz erhöhen, die Verwaltungsvorgänge vereinfachen und Konditionierung junger, wandernder Wölfe auf Nutztiere verringern.
Neben einem bundeseinheitlichen Schutz müssen die Nutztierrisse ebenfalls bundesweit einheitlich erfasst und ausgewertet werden. Auf dieser Grundlage können dann Herdenschutzmaßnahmen weiterentwickelt werden. Verbesserungsbedürftig sind vor allem die Beratung zur Wirksamkeit des Herdenschutzes und die Erstattung der Schutzkosten.
Thomas Norgall, BUND-Wolf-Experte: „Jagd ist keine Lösung. Da in den Bundesländern aber bis zu drei Viertel aller Nutztierrisse an ungeschützten Weidetieren erfolgen, muss es dringend Verbesserungen im Herdenschutz geben.“
Risse an ungeschützten Weidetieren sind besonders problematisch, weil Wölfe dabei lernen, wie leicht ein Schaf oder eine Ziege auf einer Weide zu erbeuten sind. Im Alter von etwa 22 Monaten verlassen junge Wölfe ihr Elternrudel, um sich ein eigenes Revier zu suchen. Auf der Wanderung, die oft über hunderte von Kilometern quer durch Europa führt, sind sie ständig in einer neuen Umgebung und müssen erstmals alleine jagen. Die Erfahrung, wie einfach ein Schaf in einer ungeschützten Koppel zu erlegen ist, ist in dieser Lebensphase prägend. Ebenso prägend ist aber auch die schmerzhafte Erfahrung mit einem Stromschlag am Herdenschutzzaun oder die Begegnung mit einem Herdenschutzhund. Nach solchen Erlebnissen halte sich Wölfe üblicherweise ihr Leben lang von Nutztieren fern.
Norgall: „Für die Zahl der Nutztierrisse ist nicht die Zahl der Wölfe entscheidend, sondern die Qualität des Herdenschutzes. Ohne konsequenten, flächendeckenden Herdenschutz an Schafen und Ziegen schaffen wir uns ständig wachsende Probleme mit dem Wolf.“
Dass Jagd keine Lösung ist, zeigt das Beispiel Slowakei. Zwischen 2014 und 2019 wurden Wölfe nach festgelegten Quoten bejagt. Das jüngst veröffentliche Ergebnis: Die Bejagung der Wölfe führte nicht zu einer messbaren Verringerung der Nutztierrisse. 2021 wurde die Bejagung zur Regulation des Wolfsbestandes deshalb wieder eingestellt.
Mehr Informationen
- Das Herdenschutzbündnis aus elf Verbänden, darunter u.a. der Bundesverband Berufsschäfer, BUND, Deutscher Grünlandverband, Deutscher Tierschutzbund, International Fund fort Animal Welfare, Naturschutzbund Deutschland (NABU), Ökologischer Jagdverband, WWF Deutschland hat 2019 im Positionspapier „Weidetierhaltung & Wolf in Deutschland – Eckpunkte für ein konfliktarmes Miteinander“ Kriterien für Abschüsse von Wölfen beschlossen.
- Bundesamt für Naturschutz: Häufig gestellte Fragen zum Wolf
- „Einige Bundesländer informieren auf ihren Internetseiten über wolfsverursachte Nutztierübergriffe und zum Herdenschutz. Daraus lässt sich ablesen, dass auch 2022 in knapp der Hälfte bis drei Viertel der Übergriffe auf Schafe und Ziegen kein bzw. nur ein eingeschränkter Mindestschutz vorhanden war (LAU 2023; LfU 2023; Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz 2023; Wolf-MV 2023).“ DBBW 2023: Bericht zu Schäden und Prävention
- Zum Fall Slowakei (englischsprachig)
Kontakt
- Thomas Norgall, BUND-Wolfsexperte, Mobil: +49 170-2277238, thomas.norgall(at)bund-hessen.de